Gefährliche Keime: Experten rechnen mit neuen Epidemien

Trier · Die Zahl der Infektionen, ausgelöst durch gefährliche Keime wie Ehec, nimmt zu. Experten aus der Region rechnen mit weiteren Epidemien und mehr Todesfällen. Die Kliniken bereiten sich vor.

Die Ehec-Krise scheint überstanden zu sein. Die Zahl der Neuerkrankungen geht zurück. Doch Entwarnung bedeutet das nicht. "Es wird immer wieder Epidemien durch neue Keime geben", sagt Joachim Vogt, Chefarzt im Trierer Brüderkrankenhaus und dort zuständig für Hygiene. Es werden auch Menschen daran sterben, so der Experte.

Was den Medizinern Sorge macht: Viele Keime reagieren nicht mehr auf Antibiotika, sie sind resistent und damit schwer zu behandeln. Die Entstehung neuer widerstandsfähiger Keime stelle das Gesundheitssystem vor große Herausforderungen, sagt Harald Michels, Leiter des Trie rer Gesundheitsamtes.

Bereits durch die Ehec-Krise seien die deutschen Kliniken an ihre Grenzen gestoßen, sagt Vogt. Bei mehr als 800 durch den Darmkeim erkrankten Patienten, deren Nieren versagten, mussten bundesweit fast zeitgleich Blutwäschen (Dialysen) durchgeführt werden. Viele Kliniken waren überlastet; deswegen wurden Ärzte und Dialyseplätze aus dem Brüder- und dem Mutterhaus aus anderen Orten angefragt.

Nun sollen auf der neuen Intensivstation des Mutterhauses mehrere Dialysezimmer eingerichtet werden. Sie sind über eine Sicherheitsschleuse erreichbar. Diese soll verhindern, dass durch Keime erkrankte Patienten andere anstecken, sagt der Hygienebeauftragte des Hauses, Peter Leonards. Auch im Brüderkrankenhaus sollen auf jeder neu renovierten Station Isolierzimmer entstehen. Als Hauptgrund für die Zunahme gefährlicher Keime nennen Experten eine leichtfertige Verschreibung von Antibiotika.

Dadurch würden sich die Bakterien an das Mittel, das sie bekämpfen soll, "gewöhnen" und reagierten nicht mehr darauf. Zur Verbreitung der Keime trage jedoch auch mangelnde Hygiene in Kliniken bei. Regelmäßiges Händewaschen bei Personal und Patienten sei noch immer nicht selbstverständlich, sagt Chefarzt Joachim Vogt.

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