Im US-Wahlkampf schlägt die Stunde der Krieger

Washington/Charleston · Die Bewerber um den Job des republikanischen Präsidentschaftskandidaten, der im November gegen den demokratischen Amtsinhaber Barack Obama antreten darf, laufen so langsam zur Hochform auf. Jubelstürme lösen sie beim konservativen Publikum vor allem dann aus, wenn sie kompromisslose Härte gegen Amerikas vermeintliche Feinde fordern.

Washington/Charleston. Endlich, nach zahllosen gegenseitigen Tiefschlägen unter die Gürtellinie, sind sich fast alle Kandidaten einmal einig. "Wir sollten nicht mit den Taliban verhandeln", sagt der in den Umfragen führende republikanische Präsidentschaftsbewerber Mitt Romney. "Wir sollten sie besiegen. Wir sollten sie aufspüren und töten." Da jubelt das Saalpublikum bei der Fernseh-Livedebatte des erzkonservativen Kabelsenders Fox News im Badeort Myrtle Beach (US-Bundesstaat South Carolina). Nur einer der fünf Politiker auf der Bühne des Kongresszentrums hatte zuvor eine besonnene Außen- und Militärpolitik angemahnt: Ron Paul, Kongressabgeordneter aus Texas und so etwas wie die Stimme der Vernunft in diesem Konzert der Krieger. Er will alle Militäreinsätze der USA im Ausland beenden und setzt auf Gespräche. Doch Paul erntet an diesem Abend vor allem Pfiffe. Wer einen Vorgeschmack darauf bekommen möchte, wie die US-Strategie gegenüber als "Feinden" empfundenen Staaten und Personen unter einem Republikaner im Weißen Haus aussehen würde, der ist hier - bei der vorletzten Debatte vor dem Wahlgang in diesem Südstaat am Samstag - richtig. Auch Newt Gingrich, der wohl am ehesten dem nach Ansicht der Demoskopen in der Beliebtheit davoneilenden Mitt Romney Paroli bieten könnte, gibt sich - unter Referenz auf einen früheren US-Präsidenten - gnadenlos und will von Diplomatie im Siegesfall nichts wissen: "Andrew Jackson hatte eine ziemlich klare Idee zu Amerikas Feinden: Tötet sie!" Romney wagt es da nicht zu widersprechen - und hält von der Frage, ob Al-Kaida-Chefdenker Osama Bin Laden bei der Kommandoaktion in Pakistan hätte festgenommen werden sollen, nichts. "Das Richtige für ihn war die Kugel, die er in den Kopf bekam", konstatiert der Favorit.
Da will auch der weit zurückgefallene Rick Perry, Gouverneur aus Texas, nicht zurückstehen. Nachdem er zuvor noch zur Freude des Publikums jene US-Marinesoldaten gegen strafrechtliche Konsequenzen verteidigt hatte, die auf einem Video in Afghanistan auf getötete Taliban urinierten ("Die haben doch nur einen Fehler gemacht"), stellt er wenig später einen harten Umgang mit der Türkei in Aussicht. Es sei Zeit, die Hilfszahlungen an Istanbul auf null herunterzufahren, denn die Türkei werde ja von "islamischen Terroristen" regiert. Das gibt den wohl lautesten Applaus des Abends, obwohl zum einen die Hilfszahlungen an die Türkei in diesem Jahr gerade einmal magere fünf Millionen US-Dollar ausmachen sollen und man zum anderen die Regierung in Istanbul zwar als moderat islamisch, aber keinesfalls radikal einstufen kann.
Auch die Ansicht von Mitt Romney, die nun durch ein umstrittenes Gesetz möglich gewordene unbegrenzte Festsetzung von US-Bürgern sei im Kampf gegen den Terror notwendig, findet Zustimmung. Auf verlorenem Posten steht da wiederum Ron Paul, dessen an Mäßigung orientierte Bitte an diesem Abend wenig Applaus findet: "Ich bitte euch, nicht so schnell unser Justizsystem im Stich zu lassen."
Extra

Im Rennen der republikanischen Präsidentschaftsbewerber lichtet sich das Feld zugunsten des Favoriten Mitt Romney. Der frühere US-Botschafter in China, Jon Huntsman, stieg nach seinem enttäuschenden Abschneiden bei den ersten beiden Vorwahlen aus. Seine Wähler sollten künftig Romney unterstützen, empfiehlt der 51-Jährige nun. Romney habe die besten Chancen gegen Amtsinhaber Barack Obama. dpa

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