Vier Tage nach der Tat wird die Ahnung zur Gewissheit

Trier · Im Prozess um die Tötung einer 27-jährigen Altenpflegerin im Januar in Kinderbeuern (Bernkastel-Wittlich) hat gestern unter anderem die Mutter des Opfers ausgesagt. Der Freund ihrer Tochter sitzt auf der Anklagebank.

Trier. Es ist kein leichter Gang für die 56-Jährige. Unsicher und langsam bewegt sie sich zum Zeugentisch, ganz in Schwarz gekleidet, eine Packung Papiertaschentücher in der Hand. Sie ist die Mutter der 27-jährigen Altenpflegerin, die im Januar in ihrer Wohnung in Kinderbeuern (Bernkastel-Wittlich) getötet worden ist. Angeblich von ihrem Freund, einem 33-jährigen Koch aus dem Saarland. Der sitzt, nur wenige Meter von der Mutter entfernt, auf der Anklagebank, den Kopf in die zusammengelegten Hände gestützt. Nur als sie unter Tränen vorwurfsvoll sagt: "Man kann doch nicht wegen Geldes einen Menschen umbringen", schließt der 33-Jährige die Augen, kämpft mit den Tränen.
Nachdem er angeblich die Frau gewürgt, mit einem Kabel erdrosselt und ihr mit einem Messer in den Hals gestochen hat, soll er ihr Konto geplündert haben. Mit dem Geld soll er sich unter anderem eine Spielekonsole und süchtigmachende Kräutermischungen (Legal Highs) gekauft haben.

Sie sei glücklich gewesen, ihr sei es gut gegangen, als sie mit dem sechs Jahre älteren Mann zusammengewesen sei, beschreibt die Mutter ihre Tochter. Auch wenn sie als Mutter es nicht so richtig verstanden habe, dass sie nach einer kurzen Trennung wieder mit ihm zusammengekommen sei. Zumal er, wie er ihr selbst gesagt habe, einen Gehirntumor und nur noch ein paar Jahre zu leben habe, sagt die Mutter. Auch die anderen Zeugen berichten davon, er habe von dieser Erkrankung gesprochen. Eine Lüge anscheinend, einen Nachweis für einen Tumor gibt es wohl nicht.
Das letzte Treffen


Das letzte Mal gesehen, habe sie ihre Tochter am ersten Adventswochenende im vergangenen Jahr, berichtet die Mutter. Das nächste Treffen sei für Anfang Februar in ihrer Heimatstadt Görlitz geplant gewesen. Dann sollten ihr Geburtstag und der 85. ihrer Oma gefeiert werden. Am 17. Januar wurde die 27-Jährige getötet, vier Tage später wurde ihre Leiche im Schlafzimmer entdeckt - von ihrer besten Freundin. Sie habe Tagen nachdem sich die als zuverlässig geltende Freundin nicht mehr gemeldet habe, ein "komisches Gefühl gehabt", erzählt die Frau weinend. Am Samstag, vier Tage nach der Tat, wird das "komische Gefühl" zur Gewissheit, als sie zusammen mit der Mutter, die im gleichen Haus wohnt, und ihrem Bruder in die Wohnung geht. Zwar habe der 33-Jährige versucht, sie abzuwimmeln, die 27-Jährige sei zu ihren Eltern gefahren. Schließlich habe er zugegeben, sie umgebracht zu haben: "Ich habe sie erwürgt, vor vier Tagen." Ihr sei nicht mehr zu helfen. Im Bett hätten sie und ihr Bruder die Leiche entdeckt, berichtet die Freundin. Am Donnerstag wird der Prozess fortgesetzt.

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