Katholische Kirche Mit schlechten Nachrichten im Gepäck

Trier · Zum zweiten Mal innerhalb eines guten halben Jahres stellt der Vatikan den Trierer Reformbefürwortern ein Bein.

 Im Oktober 2018 protestierten rund 1500 Gläubige vor dem Trierer Dom gegen die Reformpläne des Bistums. Am vergangenen Freitag sprach Triers Bischof Stephan Ackermann (Mitte) darüber in Rom mit Erzbischof Filippo Iannone (links) und Beniamino Kardinal Stella.

Im Oktober 2018 protestierten rund 1500 Gläubige vor dem Trierer Dom gegen die Reformpläne des Bistums. Am vergangenen Freitag sprach Triers Bischof Stephan Ackermann (Mitte) darüber in Rom mit Erzbischof Filippo Iannone (links) und Beniamino Kardinal Stella.

Foto: dpa/Harald Tittel

Ob sie die schlechten Nachrichten schon im Gepäck hatten, als Bischof Stephan Ackermann und seine rechte Hand, Generalvikar Ulrich Graf von Plettenberg, am vergangenen Wochenende von ihren Gesprächen im Vatikan nach Trier zurückkehrten? Wahrscheinlich. Vermutlich hatten die hohen Herren der römischen Kleruskongregation und des Päpstlichen Rates für die Gesetzestexte im Verlauf oder am Ende der natürlich konstruktiven Gespräche in guter Atmosphäre am Freitag gesagt, dass es so nichts werde mit der geplanten Strukturreform im Bistum Trier. Dass das Synodengesetz noch einmal in diversen Punkten überarbeitet werden müsse, damit Rom ihm am Ende womöglich doch noch seinen Segen geben werde.

Die offizielle Nachricht dazu verschickten die Bistumsverantwortlichen erst am Dienstagmittag um Punkt 13 Uhr, und sie klang ein wenig, als hätte man die eigentliche Nachricht noch mit  Watte ummanteln wollen, um die Wucht etwas abzumildern. Da ist die Rede von den Herausforderungen des Bistums, der Verantwortung der Diözesansynode und dem Weg der Erneuerung. Erst im vierten Absatz der Mitteilung wird es ernst, kann  man langsam erahnen, dass die Römer den Trierern ihre Reform ganz schön zerrupft haben dürften. „…, hegen die Kleruskongregation wie auch der Päpstliche Rat für die Gesetzestexte Bedenken insbesondere, was die Rolle des Pfarrers im Leitungsteam der Pfarrei betrifft, den Dienst der übrigen Priester, die Konzeption der pfarrlichen Gremien, die Größe der künftigen Pfarreien sowie die Geschwindigkeit der Umsetzung“, heißt es in der Mitteilung wörtlich. Übersetzt in verständliches Deutsch: Alle wesentlichen Punkte der Reform sind so mit dem Kirchenrecht nicht vereinbar.

Eine zweite Hiobsbotschaft von den mächtigen Herren im Vatikan, nachdem sie den Trierern schon im vergangenen November ein Stoppschild vor die Nase gesetzt hatten, um die Pläne noch einmal eingehend zu überprüfen. Schuld daran waren  die Priesterbruderschaft Unio Apostolica und die einst in der Eifel gegründete reformkritische Initiative Kirchengemeinde vor Ort, die gegen Teile des Reformpakets Klage eingereicht hatten.

Zwar wurde die Beschwerde der Priestergemeinschaft im Laufe des Verfahrens aus formalen Gründen abgewiesen. Doch an den kritisierten Punkten änderte sich dadurch nichts. Zwei anerkannte deutsche Kirchenrechtler und ein italienischer Kollege waren von den Römern mit der Prüfung des Trierer Gesetzes beauftragt. Bereits Mitte Mai sagte der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller, dass die Expertisen so gut wie fertig seien und mit einer baldigen Entscheidung zu rechnen sei.

Wahrscheinlich bekamen die Gäste aus Trier die aus ihrer Sicht wenig erfreulichen Ergebnisse am Freitag bei ihrem Besuch in Rom mitgeteilt, als sie mit dem Präfekten der Kleruskongregation, Beniamino Stella, und dem Präsidenten des Päpstlichen Rates für die Gesetzestexte, Filippo Iannone, beisammensaßen.

Die Kritiker der Reform dürften die jüngste Entscheidung aus dem Vatikan als Sieg auf der ganzen Linie verbuchen. Hinter den Mauern des Trierer Generalvikariats waren die Verantwortlichen am Dienstag darum bemüht, die Sache etwas tiefer zu hängen. „Ich würde nicht sagen, dass die Reform gescheitert ist“, entgegnete Bischofssprecherin Judith Rupp auf eine entsprechende Frage unserer Zeitung. Das Synodengesetz bleibe ausgesetzt, nun werde in Trier beraten und nachgebessert. Wie lange das Überarbeiten dauern wird, steht noch in den Sternen. Über einen Zeitplan soll laut Bistum erst in der nächsten Woche gesprochen werden.

 (vlnr): Erzbischof Filippo Iannone, Bischof Dr. Stephan Ackermann und Beniamino Kardinal Stella

(vlnr): Erzbischof Filippo Iannone, Bischof Dr. Stephan Ackermann und Beniamino Kardinal Stella

Foto: Bistum Trier

Der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller glaubt, dass es substantielle Änderungen geben wird. Das werde den Trierer Bischof „viel Kraft und Überzeugungsarbeit kosten“. Der Professor hält es für tragisch, dass Ackermann als einziger deutscher Bischof den Mut gehabt habe, notwendige Reformen mit einer Synode anzugehen, und bei der Umsetzung nun ins Stolpern geraten sei.

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