Hitzewelle Sonnenglut setzt Arbeitern und Pflanzen zu
Konz/Saarburg/Witltingen/Hermeskeil · Ansturm auf Freibäder und Eisdielen? Fehlanzeige. Selbst dafür scheint es vielen zu heiß zu sein. Die Männer, die asphaltieren, können darüber wohl nur lachen.
Sie haben am Mittwoch wohl einen der heißesten Arbeitsplätze überhaupt: die Männer, die an der Ortsdurchfahrt von Trassem arbeiten.
Hitze von oben und unten Sie asphaltieren. Bernhard Kronenberger, Technischer Leiter der Firma Backes, sagt: „Wenn das Material hier ankommt, ist es 175 Grad heiß. Von oben kommen dann noch mal 40 Grad.“ Es sind zwar große Maschinen im Einsatz, doch die beiden Bohlenbediener, wie die Männer heißen, die seitlich am Einbaugerät mitlaufen, sind ganz nah dran an der schwarzen Hitze. Zwischendrin müssen sie auch zur Schaufel greifen. Einer sagt schwitzend: „Das hier schlaucht.“ Laut Kronenberger wird die Arbeitszeit am Donnerstag eine Stunde vorverlegt. Dann wird von 5 bis 14 Uhr geschuftet.
Gleitzeit Einige Arbeitgeber ermöglichen es ihren Mitarbeitern, früher anzufangen und früher aufzuhören. So gilt in der Verbandsgemeindeverwaltung Konz Sommergleitzeit. Pressesprecher Michael Naunheim erklärt, dass im Konzer Rathaus zwar ein durchgängiger Dienstbetrieb gewährleistet werden müsse, aber Mitarbeiter früher anfangen und somit auch früher aufhören können, damit sie der Hitze nicht so sehr ausgesetzt sind. Ähnliches gilt im Hermeskeiler Rathaus: „Die Arbeitszeit der Verwaltung wird auf 6 Uhr morgens vorverlegt“, heißt es da. Werde die Dienstzeit verkürzt, könne dies durch Überstunden ausgeglichen werden. Weiterhin werde den Mitarbeitern kostenlos Sprudel zur Verfügung gestellt. Im Saarburger Rathaus gibt es laut Bürgermeister Jürgen Dixius kalten Sprudel am Automaten, und das Ende der Kernzeit wurde von 16 auf 13 Uhr vorverlegt.
Zu heiß für Eis Auch beim Eis ticken die Uhren anders. Engin und Birsen Özdemir vom Eiscafé Siena in Konz und Feyen sagen: „Unser Umsatz ist in etwa gleich geblieben, die Stoßzeiten haben sich geändert. Die Leute kommen morgens bis etwa 14 Uhr und am Abend.“ Zwischendrin ist es den Menschen offensichtlich selbst für das kühle Naschwerk zu heiß.
Schwimmbäder Auch für die frischen Fluten sind die Temperaturen vielen wohl zu hoch. Viel los, aber kein Ansturm, der nicht zu bewältigen ist – so sieht es im Freibad in Hermeskeil aus. Am Wochenende werde größerer Andrang erwartet. Im Saarburger Bad wird die Besucherzahl am Donnerstag auf 2000 geschätzt. Ein gutes Stück vom Rekord 2016 entfernt. Der lag bei 2700. Im Konzer Hallenbad mit Liegewiese schnellen die Besucherzahlen derzeit nach oben. Pressesprecher Naunheim erklärt dies damit, dass viele Schwimmer es vorzögen, nicht der prallen Sonne ausgesetzt zu sein. „Dies wird auch durch die Besucherzahlen des Vorjahres belegt“, sagt Naunheim. Im Schnitt kommen laut Naunheim 7300 Besucher pro Monat, im August 2018 waren es 9500.
Leidende Pflanzen Bei den anhaltend viel zu geringen Niederschlägen sind viele Bäume und Pflanzen gefährdet. Sie würden auch anfälliger für Krankheitserreger und Befall durch Schädlinge, erklärt Naunheim. Trockenschäden an Bäumen seien absehbar. „Selbst ältere Bäume haben hier zu kämpfen“, sagt der Pressesprecher. Der Bauhof der Stadt Konz sei täglich unterwegs, um Bäume, Beete und Grünanlagen zu wässern. Auch Fremdfirmen seien im Einsatz. Naunheims Appell: „Zusätzliches freiwilliges Gießen der Bürger wird auf jeden Fall helfen, Bäume und Pflanzen – vor allem Jungbäume und Beete – zu erhalten.“ Die Hermeskeiler Verwaltung gibt zu bedenken, dass bei den Nadelgehölzen in den Parkanlagen durch die Trockenheit der Käferbefall ansteigen werde.
Leidende Tiere Im Wildtierzentrum Saarburg/Wiltingen, in dem geschwächte Tiere aufgepäppelt werden, herrschte mit 500 Patienten bei der Hitzewelle im Juni Hochbetrieb. Auch jetzt ist dort einiges los: vor Allem der Nachwuchs von unter dem Dach brütenden Vögeln, dem es im Nest zu heiß ist, wird ins Zentrum gebracht. Jürgen Meyer und seine Frau füttern die rund 40 kleinen Piepmätze per Spritze.
Brandgefahr Die Wehrleitungen weisen auf erhöhte Wald- und Flächenbrandgefahren hin. Die Fachleute empfehlen, beim Grillen äußerste Vorsicht walten zu lassen. Wegen der Brandgefahr nimmt das Bürgerbüro der Hermeskeiler Verwaltung derzeit keine Anmeldung für das Verbrennen pflanzlicher Abfälle entgegen. Ab drei Kubikmetern ist das Verbrennen anzeigepflichtig.