Toleranz gefordert!

"Ich glaube an Jesus und bleibe Christ!" - Dieses Bekenntnis hat Abdul Rahman vor Gericht gebracht. Dem 40-Jährigen droht in Afghanistan die Todesstrafe, weil er im deutschen Exil vom Islam zum Christentum konvertierte.

Nach der Rückkehr in sein Heimatland wurde Rahman von seiner eigenen Familie angezeigt. Der Vorgang ist unglaublich. Internationale Proteste nur verständlich. Ich meine: zwingend notwendig. Noch unglaublicher sind meines Erachtens allerdings die Reaktionen aus Afghanistan: Für Wirtschaftsminister Farhang ist unklar, ob der Angeklagte "überhaupt zurechnungsfähig" sei. Außenminister Abdullah empört sich über die Einmischung in ein "laufendes Rechtsverfahren". Ich meine: Diese Einmischung ist zwingend notwendig. Nicht nur, um durch internationale Proteste den Angeklagten vor der Todesstrafe zu bewahren. Es geht um viel mehr: Die Gesetze, die ein solches Unrechtsverfahren ermöglichen, darf es nicht länger geben. "Jeder Mensch hat das Recht, seine Religion frei wählen und leben zu dürfen", bekennt die Deutsche Bischofskonferenz in einer aktuellen Erklärung und fügt hinzu: "Kein Staat hat das Recht, die Glaubensentscheidung des Einzelnen zu beeinflussen, zu behindern oder gar zu bestrafen." Ich bin froh über diese Stellungnahme. Denn sie zieht Konsequenzen aus den Fehlern, die christliche Kirchen in ihrer Geschichte gemacht haben. Religionsfreiheit ist unteilbar. Und sie gilt für jeden. Toleranz ist notwendig - hier bei uns, in Afghanistan, überall. Pfarrer Guido Hepke Evangelische Kirche Trier hepke.trier@ekkt.de

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