Serie Kunst, wo einst über Züge gewacht wurde

Daniel Hermann hat schon aus vielen seiner Talente etwas gemacht – musikalisch und in der Bildenden Kunst. In der alten Bahnmeisterei in Wittlich-Wengerohr hat Hermann nun eine gleichnamige Galerie eröffnet.

Galerist und Maler Daniel Hermann vor seinem eigenen Werk.

Galerist und Maler Daniel Hermann vor seinem eigenen Werk.

Foto: Eva-Maria Reuther

Wittlich „Einfach weil es mir Spaß macht“, antwortet er auf die obligatorische Frage, warum er zu malen angefangen habe. Daniel Hermann wirkt überhaupt wie jemand, der Wert darauf legt, dass ihm Freude macht, was er angeht. Das war schon vielerlei. Das Handwerk des Holzinstrumentenbauers hatte er zunächst gelernt und es zu einer Art Holzdesigner erweitert. An der Hochschule Trier, damals noch Fachhochschule, machte er sein Diplom als Innenarchitekt. In Wittlich, wo er viele Jahre wohnte, engagierte er sich schließlich im Kultur-und Musikleben. Dort hat er  im Stadtteil Wengerohr, in der alten Bahnmeisterei, seinem einstigen Wohnsitz, jetzt eine gleichnamige Galerie eröffnet.

Ein Mann mit vielen Talenten, oder doch eher so etwas wie ein notorischer Pop-Up-Unternehmer, der immer wieder Neues in Angriff nimmt? Er habe durchaus etwas vom amerikanischen Geist, lebenslang zu unbekannten Horizonten aufzubrechen, sagt der 1961 geborene Württemberger, der seit langem Wahl-Rheinland-Pfälzer ist und heute in Pantenburg bei Manderscheid lebt. Und sicher hat er auch etwas von der amerikanischen Sehnsucht, dem eigenen Traum zu folgen.

Jetzt also die Bildende Kunst. Der Ort ist idyllisch an diesem warmen Spätsommertag. Von einer Hecke geschützt steht das Haus, aus dem einst über Züge gewacht wurde,  leicht oben gegenüber der Fußgängerbrücke. Im Garten liegen rotbackige Äpfel zwischen welken Blättern auf der Wiese. Drinnen in dem schön restaurierten aufgelassenen Dienstgebäude hängen die Wände voll Bildern. Eine davon ist zu einem vielteiligen Tableau arrangiert. Als Eröffnungsausstellung zeigt der Hausherr seine eigenen Arbeiten auf Papier. Abstrakte Mischtechniken,  für die er Acryl und Tusche verwendet. Allesamt sind es dynamische Arbeiten, die von Geste und Farbe leben. Einige der Bilder sind in einem „Druck-Verfahren“ entstanden, das Hermann besonders interessiert, sogenannte Zwillingsbilder, bei denen er das noch nasse Gemälde auf ein weißes Blatt drückt. Dabei entsteht als Abdruck ein nicht völlig identisches Spiegelbild.

Experimente mit Techniken und Farben interessierten ihn seit jeher, berichtet Hermann. Auch der zuweilen dramatische Pinselstrich wie die Farbpalette, die von leuchtend  bis düster reicht, kommen nicht von ungefähr. „In meinen Arbeiten drücken sich meine Stimmungen aus“, erklärt der Maler. Authentisch kommen Hermanns Bilder daher, viele ausgesprochen musikalisch. Die schönsten davon muten wie fein notierte Rhythmen und Klänge an. In ihnen scheint der einstige Stuttgarter Hymnus-Chorknabe und Oboe-Spieler zum Vorschein zu kommen. Dass ihr Mann beim Malen immer Musik höre, verrät später Hermanns Ehefrau, die als Theaterpädagogin in der Tufa arbeitet. An das soziokulturelle Trierer Zentrum gehen auch 100 Euro des Erlöses aus jedem verkauften Bild der aktuellen Ausstellung.

Zurück zur Galerie-Gründung: Ein vollkommener Neuanfang, ein überraschendes Stand Up ist der Einstieg als Galerist dann doch nicht, angesichts der Disziplinen, in denen sich Hermann bislang betätigte und die alle dem großen Feld künstlerischer Gestaltung angehörten. Auch in der Alten Bahnmeisterei in Wittlich-Wengerohr soll Kunst als soziokultureller Zusammenhang präsentiert werden. In ein vielfältiges Begleitprogramm sollen die Ausstellungen eingebettet werden, das nicht nur Kunstfreunde anspricht, sondern auch die Stadt belebt. „Wir möchten zum sozialen Leben des Ortes beitragen“. Das ist dem malenden Galeristen wichtig, der sich früher auch in der örtlichen Kulturpolitik engagierte.  Schon jetzt sei die Resonanz groß.

Die aktuelle Ausstellung ist noch bis zum 8. November zu sehen. Die Öffnungszeiten: mittwochs, samstags und sonntags von 16 bis 19 Uhr. Weitere Informationen gibt es unter www.galerie-alte-bahnmeisterei.de oder unter Telefon 0171/5270363.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort