Sinfoniekonzert Sinfoniekonzert im Trierer Dom – Mozart, Linkula und das Glück

Trier · Spannung gab es beim 7. Trierer Sinfoniekonzert im Theater mit Mozarts Violinkonzert KV 218.

Nostalgie oder gar Abschieds-Wehmut sucht man vergebens. Mozarts D-Dur-Violinkonzert KV 218 von 1775 strahlt eine Heiterkeit, eine Ausgelassenheit aus, die sich später beim Komponisten in solcher Fülle kaum mehr wiederfinden. Trotz aller Probleme, die in der Auseinandersetzung mit dem regierenden Fürstbischof gipfelten, müssen die letzten Salzburger Jahre für Mozart eine schöne, eine lebensfrohe Zeit gewesen sein. Das Violinkonzert ist wie ein Spiegel dieser Zeit – voller Überraschungen. Die technischen Hürden, die groß angelegten Solopartien, die hohen Lagen, sie sind im 7. Trierer Sinfoniekonzert bei Liya Petrova in den besten Händen. Petrova strahlt Sicherheit aus. Die hohen Lagen haben Substanz, die Kadenzen und „Eingänge“, sie geraten makellos. Und die klein besetzten Philharmoniker mit Gastdirigentin Yi-Chen Lin, sie bleiben ganz nahe an der Solistin.

Und doch: Etwas fehlt in dieser Interpretation. Es fehlt dieses Gefühl des Glücklichseins, das Mozarts Salzburger Violinkonzerte so unvergleichlich macht – die jugendlich-unbekümmerte Stimmung, der Salzburger Charme und die Fülle an unkonventionellen Ideen. Petrova und Yi-Chen Lin behandeln das Werk wie ein ganz normales, klassisches Violinkonzert. Und geben dabei das Einzigartige dieser Musik auf.

Zum Abschluss dann Franz Berwalds „Symphonie singulière“. Das Werk strahlt eine nordisch-herbe Klassizität aus. Berwalds Sinfonie ist vom einleitenden Quartsprung-Motiv an eine Komposition der unerwarteten, heftigen Akzente, eine Musik, die sich gelegentlich verrennt und dann doch wieder Fuß fasst. Yi-Chen Lin und die Philharmoniker suchten denn auch nicht nach romantischen Anklängen. Sie spielten einfach die Musik aus – ungeschönt und unter echter Hochspannung. Sie nahmen das enorm hohe Tempo auf, das die chinesische Dirigentin vorgab. Und bewegten sich dabei nur ganz selten an der Grenze der Realisierbarkeit.

Begonnen hatte das Konzert mit den „Winds“ des Finnen Jukka Linkola. Die philharmonischen Streicher produzieren zu Beginn tatsächlich Windgeräusche. Strukturell besteht es aus zwei Gegensatzpaaren: Eleganz und Pathos sowie hohe und zeitgleich tiefe Lage. Daraus entwickelt Linkula eine Musik von holzschnittartiger Deutlichkeit. Die Philharmoniker gaben dem Werk die notwendige Markanz mit. Das Publikum im voll besetzten Theater applaudierte freundlich. In der Pause freilich gingen einige Besucher – ob wegen Linkula, wegen der Mozart-Interpretation oder der bevorstehenden Berwald-Sinfonie, lässt sich schwer klären.

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