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Er ist wie der FC Bayern – einfach nicht von der Spitze zu vertreiben. Seit Jahren ist und bleibt Gerhard Richter „der teuerste lebende Maler der Welt“. Jedenfalls hat das der „Kunstkompass“ herausgefunden, das alljährlich publizierte Künstler-Ranking.

 Der Künstler Gerhard Richter gehört wieder zu den Favoriten.

Der Künstler Gerhard Richter gehört wieder zu den Favoriten.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Freilich hat das Ganze nicht unbedingt mit der Werthaftigkeit von Kunst zu tun, sondern damit, wie viel Geld ein Künstler auf dem Markt einbringt. Damit gleicht der Kompass den Bestsellerlisten eines Wochenmagazins, in denen es nicht um die Qualität und den Inhalt der Texte geht, sondern nur darum, wie oft die Bücher über den Ladentisch gehen. Ansonsten hätte wohl niemals das Geschreibsel des für die SPD peinlichsten Mitglieds, eines Mannes namens Sarrazin, Eingang in diese Aufstellung gefunden. Zurück zur Kunst: Gerhard Richter also. Kaum noch zu bezahlen für normale Gehaltsempfänger, die sich möglicherweise in der Kunst auskennen. Aber locker zu berappen für jene, die genug Knete, aber keine Ahnung von Kunst haben. Und genau da beginnt die Existenzberechtigung des Kunstkompasses.  Leute, die Bilder kaufen, sind ja nicht unbedingt die größten Kenner der Materie. Sie haben einfach Geld und wollen es außer in Aktien, Häuser, Jachten und Rennpferde, die man nun mal leider nicht an die Wand hängen kann, eben auch in Bilder investieren. Deutschland ist auf den ersten zehn Plätzen der Liste übrigens vier Mal vertreten: Neben Richter folgen auf den Plätzen drei und vier Georg Baselitz (das ist der Maler, der seine Bilder gern verkehrt herum aufhängt) und Rosemarie Trockel sowie auf Platz sechs Anselm Kiefer. Die restlichen Positionen teilen sich drei Amerikaner (Bruce Nauman auf Platz zwei, Cindy Sherman auf Rang fünf und Richard Serra auf Platz 10, von wegen „America first!“), der Däne Olafur Eliasson (Platz 7) Tony Cragg aus Großbritannien auf Platz 8 und William Kentridge aus Südafrika (Platz 9). Übrigens: Wie viel solche Listen wirklich wert sind, verrät ein Blick in die Vergangenheit. Der süddeutsche Benediktiner Gabriel Bucelinus erstellte 1664 eine Liste mit dem Titel „Die Namen der berühmtesten Maler Europas“. 166 Künstler listete er auf, aber nur einer war ihm einen Kurzkommentar wert: „Das Wunder unserer Zeit“. Damit meinte er Rembrandt. Alle anderen, mochten sie noch so angesehen sein, rangierten für ihn unter ferner liefen. Mal sehen, was unsere Nachfahren in 400 Jahren vom „Kunstkompass“ halten … no/dpa

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