Grenzgänger Fast 200 000 Grenzgänger arbeiten in Luxemburg

Luxemburg · Neue Zahlen und Fakten vom Statistikamt Statec: Rund 11,5 Milliarden Euro werden an Löhnen für Pendler gezahlt.

 So leer wie hier ist die Autobahn A1 bei Luxemburg-Stadt selten. Meist stehen hier viele der Grenzgänger im Stau. Die Deutschen machen rund 24 Prozent aller Pendler nach Luxemburg aus.

So leer wie hier ist die Autobahn A1 bei Luxemburg-Stadt selten. Meist stehen hier viele der Grenzgänger im Stau. Die Deutschen machen rund 24 Prozent aller Pendler nach Luxemburg aus.

Foto: Sabine Schwadorf

Staus auf den Straßen, überlastete öffentliche Verkehrssysteme – so erleben viele Luxemburger die zunehmende Flut von Grenzgängern. Welche Bedeutung aber haben die knapp 200 000 Franzosen, Belgier und Deutschen für die Handelsbilanz Luxemburgs? Die Statistikbehörde Statec ging der Frage nach.

Ende 2018 zählte die Behörde 192 070 Grenzgänger, die einen Job in Luxemburg hatten – Tendenz steigend. Die meisten Menschen kommen aus Frankreich, um im Großherzogtum ihr Geld zu verdienen. Es waren dies im Jahr 2018 rund 52 Prozent aller „Frontaliers“. 24 Prozent Deutsche kommen täglich über die Mosel, Our und Sauer zur Arbeit, und 24 Prozent der Grenzgänger sind Belgier, die einen Job in Luxemburg haben.

All diesen Grenzgängern zusammen wurden im vergangenen Jahr 11,5 Milliarden Euro an Löhnen gezahlt. Damit steht das kleine Luxemburg in absoluten Zahlen betrachtet in Europa auf Platz drei hinter der Schweiz, die knapp 24 Milliarden Löhne an nicht in der Schweiz wohnende Beschäftigte zahlt, und Deutschland, das 15 Milliarden an Löhnen an Grenzgänger überweist. Auf Platz vier rangieren die Niederlande mit nicht ganz zehn Milliarden Euro.

Neben den Grenzgängern, die nach Luxemburg einreisen, gibt es auch solche, die das Land verlassen, um ihrer Arbeit nachzugehen. Es sind dies 12 783 Personen. Die meisten von ihnen verlassen Luxemburg allerdings nur virtuell: 88 Prozent dieser Menschen arbeiten nämlich im Land für europäische oder außereuropäische internationale Institutionen. Tatsächlich fahren nur 1501 Menschen aus Luxemburg tatsächlich in die Nachbarländer zur Arbeit.

Seit 2005 stieg die Zahl der Pendler aus dem Ausland jährlich durchschnittlich um 3,7 Prozent. Während der beiden vergangenen Jahre wuchs dieser Durchschnitt weiter an: So kamen im Jahr 2017 rund 3,9 Prozent mehr Grenzgänger, 2018 waren es 4,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Der durchschnittliche Lohn, der an die Grenzgänger bezahlt wird, variiert nach Herkunftsland. So verdienten Franzosen etwa 10 500 Euro weniger pro Jahr als ihre belgischen Kollegen und fast 8300 Euro weniger als die deutschen Grenzgänger. Dies hat seinen Grund in der Tatsache, dass die Franzosen in eher schwach bezahlten Jobs wie dem Hotel- und Gaststättengewerbe arbeiten und allgemein jünger sind.

Von den Grenzgängern, die täglich ins Land zur Arbeit kommen, erhält der Staat Sozialabgaben, die die Ausgaben in dem Bereich bei weitem übertreffen. „Nur“ 211 Millionen Euro wurden 2018 an Grenzgänger ausgezahlt, was damit zusammenhängt, dass erst recht wenige dieser Menschen bereits in Rente sind.

Die Einkommensteuer, die der Luxemburger Staat im Jahr 2018 bei Grenzgängern kassieren konnte, belief sich auf 1,139 Milliarden Euro, während sich die eingenommenen Sozialbeiträge auf 2,618 Milliarden beliefen, darunter sind 307 Millionen Euro, die von den Arbeitgebern für ihre Beschäftigten an die Sozialkassen gezahlt wurden.

Robert Schneider ist Redakteur beim Luxemburger Tageblatt.

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