Auf das Flechtwerk kommt es an

Aus Haselnussstecken das gängige Transportmittel früherer Generationen zu machen, kann in der gesamten Region nur noch Albert Schmitz aus Schönberg. Jetzt hat er seine Kunst nicht nur demonstriert, sondern auch an Jüngere weitergegeben.

 Kursleiter Albert Schmitz (rechts) vermittelt die Technik des Hottenbaus an Ulrike Genuneit und Udo Adam. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Kursleiter Albert Schmitz (rechts) vermittelt die Technik des Hottenbaus an Ulrike Genuneit und Udo Adam. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Weiperath/Schönberg. Das Messer muss genau im Jahresring des Haselnusssteckens laufen, sonst gibt es kein schönes Flechtwerk. Albert Schmitz hat die Technik des Hottenbaus von seinem Onkel, Peter Jung, gelernt. Als Letzter, der diese Kunst in der Region noch beherrscht, sollen seine Fertigkeiten nicht verloren gehen.

Das Weiperather Holzmuseum und sein Leiter, Michael Pinter, sind dabei die richtige Adresse. In einem Kurs entstanden diese Rückentragekörbe, wie sie seit Jahrhunderten im Hunsrück von Frauen und Mädchen zum Transport genutzt wurden, egal ob für Brennholz, Kartoffeln oder den Nachwuchs.

"Mich interessieren solch alte Handwerkstechniken", sagt Kursteilnehmerin Ulrike Genuneit aus Enkirch. Die 43-jährige pharmazeutisch-technische Assistentin hat im Holzmuseum auch schon das Drechseln und das Korbflechten gelernt.

Der gelernte Gärtner Udo Adam aus Osann-Monzel ist schon länger Hobby-Korbflechter. "Das Flechten mit Haselnussstreifen ist eine ganz besondere Technik", weiß der 36-Jährige.

Genau darauf kommt es Michael Pinter, dem Leiter des vom Hunsrückverein betriebenen Holzmuseums, an: "Korbflechten ist noch weit verbreitet. Aber das besondere Flechtwerk der Hott' ist einmalig."

"Stück für Stück wird das Geflecht immer dünner geschnitten", erklärt Kursleiter Schmitz seinen gelehrigen Schülern, während sein scharfes Messer den Haselnussstock bearbeitet. Der Mittelfinger ist dabei mit Leder geschützt, denn diese Streifen sind ebenfalls messerscharf.

Möglichst astfreie Haselnuss äste, geschickte Finger und viel Übung sind nötig, um daraus eine Hotte werden zu lassen. "Bis ins 20. Jahrhundert hinein war dieser Korb, der auf dem Rücken getragen wird, ein übliches Transportmittel", kann Pinter bestätigen, denn im Museum finden sich noch mehr als 100 Jahre alte Originale und auch Fotos von fliegenden Händlern. Die jedoch nutzten die weit größere sogenannte "Räätz", um ihre Waren zum Kunden zu bringen.

"Für das Holzmuseum ist es wichtig, dass die Vergangenheit der Heimat nicht nur durch Exponate präsent bleibt, sondern dass auch alte Handwerkskünste weitergegeben werden", macht Pinter deutlich. Seit vielen Jahren habe er einen Hottenbauer gesucht und in dem 77- jährigen Albert Schmitz den letzten seiner Zunft gefunden. Jetzt hofft er, dass die Kursteilnehmer ihrerseits das Erlernte weitergeben.

Ideen für weitere Kurse werden im Holzmuseum laufend entwickelt.

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