Bildung Von Hunsrücker Bergen und Unnerbuxen

Thalfang · 200 Jugendliche aus aller Welt haben in Deutschland ihre Sprachkenntnisse verbessert – auch in Thalfang.

 Die internationalen Sprachschüler im Treppenhaus der Thalfanger Erbeskopf-Realschule plus.

Die internationalen Sprachschüler im Treppenhaus der Thalfanger Erbeskopf-Realschule plus.

Foto: Christoph Strouvelle

Die einen wandern in den Alpen, andere segeln auf der Ostsee. Doch von 200 Jugendlichen aus europäischen Ländern und Übersee haben sich elf zum Abschluss eines neun Monate währenden Aufenthalts bei deutschen Gastfamilien für einen Aufenthalt in Thalfang gemeldet. Denn hier können sie mit einer Deutschprüfung der Stufen B1 und B2 nachweisen, dass sie sich in dieser Zeit fundierte Sprachkenntnisse angeeignet haben. Ein entsprechender Nachweis werde beispielsweise bei einer Einbürgerung oder für ein Studium in Deutschland benötigt, sagt Sabine Becker, Leiterin der Erbeskopf-Realschule plus in Thalfang.

Die Jugendlichen aus Dänemark, Russland, Hongkong und südamerikanischen Ländern werden hier zwei Wochen lang von Artur Karas vom Bürgerservice Trier auf ihre Prüfung vorbereitet. Das Programm hat der AFS (American Field Service) nach dem Ersten Weltkrieg ins Leben gerufen, um Jugendliche aus aller Welt miteinander zu verbinden. „Je mehr Jugendliche sich kennen, desto geringer ist die Kriegsgefahr“, nennt Becker den Hintergrund dieser Aktion. Zum fünften Mal sind junge Menschen aus aller Welt im Rahmen des Programms an der Erbeskopf-Realschule plus zu Gast.

Wie gefällt es den Jugendlichen in Thalfang, wo sie in Gastfamilien der Region untergebracht sind? „Hier ist es schön“, sagt Joaquin, der aus einer argentinischen Großstadt kommt, in der es gefährlich sei, abends auf die Straße zu gehen. Alica aus Russland hat mit Sachsen-Anhalt, Hamburg und jetzt Thalfang drei deutsche Regionen kennengelernt, in denen die Menschen vom Typ her total unterschiedlich sind, hat sie festgestellt. „Hier sind die Leute sehr freundlich.“ Hiu Lee aus Hongkong hat sich mit dem Essen auseinandergesetzt. Ist es besser oder schlechter als in ihrer Heimat? „Anders“, sagt sie diplomatisch. Für drei Dänen ist die Hunsrücker Landschaft eindrucksvoll. Schließlich sei der höchste Berg in Dänemark lediglich 140 Meter hoch, sagt Gustav.

Und warum wollen die Jugendlichen Deutsch lernen? Alica hat in ihrer russischen Heimat eine linguistische Schule besucht und ab dem ersten Schuljahr Englisch und ab dem zweiten Deutsch gelernt. Jetzt will sie hier Biochemie studieren. „Ich habe deutsche Nachbarn in der Dominikanischen Republik“, sagt Maria-Paula. Bei der Frage, wie sie mit dem Hunsrücker Dialekt klarkommen, lachen alle. Mit Anna aus Venezuela spricht die Gastfamilie Hochdeutsch. Aber: „Wenn sie untereinander reden, verstehe ich nichts.“ Und welche Wörter haben die internationalen Gastschüler in Hunsrücker Platt gelernt? Gustav aus Dänemark: „Spießbraten, Watt, Tach und Unnerbux“.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort