Landtagswahl „Politik hat auch mit Emotionen zu tun“

Bernkastel-Wittlich · Tom Ebertz ist stellvertretender Kreisvorsitzende der Linken in Wittlich. Er will in den Landtag. Dass er für die Linkspartei antritt, hat auch mit seiner Biografie zu tun.

 Tom Ebertz (Die Linke) will als Direktkandidat in den Landtag.

Tom Ebertz (Die Linke) will als Direktkandidat in den Landtag.

Foto: Privat

Tom Ebertz (22) ist mit 14 Jahren in einer Wittlicher Außenwohngruppe des Evangelischen Jugendhofes Martin Luther King gekommen. Das frühe Leben in einem Jugendheim habe ihn bis heute geprägt, erklärt er.

So erklärt er auch, wie er dazu gekommen sei, sich politisch zu engagieren. Im Jugendheim habe er geflüchtete Jugendliche kennengelernt, die von Misshandlungen und Erlebnissen aus Kriegen erzählt haben. „Mit 15 oder 16 Jahren hat es mich genervt, zu erleben, wie die Schere der Armen und Reichen immer weiter auseinander driftet. Menschen mit Migrationshintergrund haben es schwerer. Da habe ich mir gedacht, es wird Zeit, mich in einer Partei zu engagieren.“

Zurzeit absolviert er eine Ausbildung zum Kaufmann für Büromanagement.

In die Partei der Linken sei er eingetreten, weil er das Gefühl gehabt habe, dass er seine politischen Forderungen dort am besten wiederfindet. „Ich habe mich vorher über alle Parteien informiert und habe geschaut, welche Partei meine Forderung für ein sozialeres Deutschland, das gerecht und antifaschistisch ist, wiedergibt. Und deshalb bin ich Mitglied der Linken geworden.“

Eine entscheidende politische Erfahrung sei für ihn der Todesfall George Floyd in den USA vergangenen Jahres gewesen - und die daraus entwickelnden Proteste unter dem Motto „Black Lives Matter“ gegen Polizeigewalt und Rassismus. „Solche Vorfälle können viele Emotionen wecken. Es hat mich beeindruckt, wie viele Menschen sich in kurzer Zeit mobilisiert und gesagt haben, es muss sich etwas ändern. Eine Gesellschaft funktioniert nur, wenn sie politisch ist.“ Der Fall sei auch in Deutschland wichtig, so Ebertz, denn auch hier gäbe es strukturellen Rassismus in der Bundeswehr und Polizei. „Das sieht man an den Berichten von Migrantinnen und Migranten, die häufig zu Unrecht von der Polizei kontrolliert werden. Ich merke das auch regelmäßig, wenn ich mit Freunden unterwegs bin, die einen Migrationshintergrund haben. Die werden viel häufiger kontrolliert als ich.“

Seine Spezialthemen, für die er sich besonders interessiert, sieht er in sozialen Fragen: Familie, Kinder und Jugendliche und Antifaschismus. „Familien, Kinder und Jugendliche sind mir aus meiner eigenen Familiengeschichte heraus wichtig, meine Familie hatte es nicht immer leicht. Aber mein Interesse ergibt sich auch aus meinen Erfahrungen und Gesprächen, die ich im Heim mitbekommen habe.“

Wenn er sich nicht gerade mit Politik befasst, spielt er gerne Computerspiele. „Aber mir ist es auch in meiner Freizeit wichtig, mit Menschen zu reden und zu diskutieren. Mir gefällt der Austausch mit allen möglichen Menschen und die Gefühle, die dabei entstehen, besonders das gute Gefühl, wenn man auf einen gemeinsamen Nenner gekommen ist. Politik hat immer auch etwas mit Emotionen zu tun.“

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Foto: TV/Schmitz, Alexandra

Wie viel Prozent er erreichen möchte? „Mehr als die AfD, weil ich finde, dass eine soziale Opposition mehr Stimmen bekommen sollte, als eine rechtskonservative Partei. Und dafür werde ich streiten.“ Was seine Partei angeht, erwartet er, dass sie fünf Prozent schaffe, hoffen tue er auf sechs bis sieben Prozent.

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