Geld, Schmuck und notfalls auch nur Zigaretten - Straff organisierte Einbrecherbanden halten Ermittler auf Trab

Trier · Ungeachtet einiger spektakulärer Ermittlungserfolge der Polizei dauert die Serie an Wohnungseinbrüchen in der Region an. Als Drahtzieher vermuten die Fahnder in vielen Fällen osteuropäische Banden.

Trier. Ende Februar klicken bei mehreren Tatverdächtigen die Handschellen: Zwei 25 und 44 Jahre alte Männer sowie zwei 18 und 20 Jahre alte Frauen wurden nahezu zeitgleich in Speicher (Eifelkreis Bitburg-Prüm) und Köln festgenommen. Ein weiterer Tatverdächtiger konnte sich zunächst nach Belgien, dann in die Niederlande absetzen, wo der 28-Jährige einige Tage später ebenfalls verhaftet wurde.

In einer Wohnung des osteuropäischen Familienclans fanden die Ermittler größere Mengen Bargeld, Schmuck, Uhren sowie neuwertige Handys. Wie es aussah, hatten die Fahnder einen Volltreffer gelandet. In wechselnder Besetzung soll der Clan für etliche Einbrüche in der Region verantwortlich sein - "wobei einige im Versuchsstadium steckengeblieben sind", wie der Leitende Trierer Oberstaatsanwalt Peter Fritzen kurz nach den Festnahmen sagte. Ab heute wird den 26, 29 und 45 Jahre alten Angeklagten in Trier wegen schweren Bandendiebstahls der Prozess gemacht. Angeklagt sind Einbrüche in Föhren, Pronsfeld, Hillesheim, Bollendorf, Weinsheim und Dudeldorf.

Als die Tatverdächtigen dort Ende vergangenen Jahres beim Einbruch in ein Einfamilienhaus von den Hausbesitzern überrascht wurden, sollen sie eine 65-jährige Frau durch einen Schlag auf den Kopf verletzt haben. Ihre Beute: Schmuck und Uhren im Wert von 3040 Euro.

In einem anderen Diebstahlsprozess wird am Trierer Landgericht schon seit Ende September gegen drei junge Männer aus dem Vulkaneifelkreis verhandelt. Den miteinander verwandten Angeklagten im Alter zwischen 15 und 24 Jahren wird vorgeworfen, in insgesamt 23 Wohnungen in den Kreisen Vulkaneifel, Bernkastel-Wittlich, Cochem-Zell und Ahrweiler eingebrochen zu sein. Geschätzte Beute: knapp 60 000 Euro. In der Regel hatte es das Trio auf Geld und Schmuck abgesehen, im Notfall taten es aber schon mal nur Spirituosen oder Zigaretten. Nach ihrem Geständnis Ende vergangener Woche drohen den drei Angeklagten jetzt Gefängnisstrafen zwischen anderthalb und fünf Jahren.

Dem seit Ende September laufenden und dem heute beginnenden Prozess ist gemein, dass in beiden Fällen osteuropäische Familienbanden hinter den Einbruchsserien stecken sollen. Keine ungewöhnliche Erkenntnis. "Die zunehmenden Wohnungseinbrüche gehen weiterhin zu einem großen Teil auf organisierte, grenzübergreifend operierende osteuropäische Banden zurück", sagt der Sprecher des Trierer Polizeipräsidiums, Uwe Konz.
Nach den Erkenntnissen der Fahnder wird das kriminelle Geschäft meist arbeitsteilig abgewickelt: Die einen halten Ausschau nach geeigneten Objekten, die anderen brechen ein, wieder andere verticken das Diebesgut.
Die Täter haben es meist auf leicht zu transportierende Wertsachen abgesehen. Bevorzugt gestohlen werden daher Schmuck, Bargeld, Uhren oder Münzen. Die äußerst professionell agierenden Bandenmitglieder hinterlassen nach Angaben der Ermittler kaum Spuren. Mit ein Grund, warum die Fahnder auch auf Hinweise von aufmerksamen Bürgern angewiesen sind.

Zudem appelliert die Polizei immer wieder an Wohnungs- und Hausbesitzer, die eigenen vier Wände vor Langfingern zu schützen - etwa durch den Einbau einbruchhemmender Fenster und Türen. "Ein guter Einbruchschutz schreckt ab", sagt der Trie rer Polizist und Präventionsexperte Wilfried Plohmann, "denn die Täter wollen schnell in die Wohnung hinein." Dauert das zu lange, steigt das Entdeckungsrisiko, und die Einbrecher lassen meist von ihrem Vorhaben ab.

Fast die Hälfte aller Wohnungseinbrüche in der Region Trier bleiben inzwischen im Versuchsstadium stecken. "Die Bürger sind sensibler und aufmerksamer geworden", sagt Sprecher Uwe Konz, "und sie schützen ihr Eigentum besser mittels moderner Sicherungstechnik."

Immer wieder mal wird es den Dieben aber auch ziemlich einfach gemacht. Vergangene Woche machten unbekannte Täter tagsüber dicke Beute in einem Mehrfamilienhaus in der Trierer Innenstadt. Über ein gekipptes Fenster waren sie mühelos in die Wohnung gelangt.Extra

"Was uns umtreibt, ist, dass wir bei den Aufklärungsquoten nicht dort sind, wo wir sein wollen", sagte Anfang des Jahres der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz mit Blick auf die Wohnungseinbrüche. Nur etwa jeder siebte Einbruch wird von den Ermittlern aufgeklärt. Diese Quote hat sich 2015 zumindest ein kleines bisschen verbessert, ist mit 14,3 Prozent aber immer noch viel zu gering. In der Region Trier liegt sie in den ersten neun Monaten 2,2 Prozentpunkte über dem Landesschnitt. sey

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