Kriminalität Gas rein, Geld raus: Panzerknacker schlagen erneut in der Region zu

Trier/Mainz · Alle anderthalb Wochen wird in Rheinland-Pfalz ein Geldautomat gesprengt. In der Nacht zum Freitag war Trier an der Reihe. Die Täter sind meist rasch über die Grenze entwischt.

Panzerknacker schlagen erneut in der Region Trier zu
Foto: Florian Blaes

Erneut haben Panzerknacker in der Region Trier zugeschlagen: In der Nacht zum Freitag sprengten unbekannte Täter im Eingangsbereich des Edeka-Marktes in Trier-West einen Geldautomaten in die Luft. Ob die Gangster etwas erbeuteten, war zunächst unklar.

Der aktuelle Fall ist schon die 14. Geldautomatensprengung in diesem Jahr, sagte eine Sprecherin des Landeskriminalamts unserer Zeitung. Die Hälfte aller Sprengungen sei allerdings missglückt.

In den meisten Fällen leiten die Gangster Gas in den Automaten, das dann entzündet wird. Die bei der Explosion entstehenden Schäden sind in der Regel groß. Bei einer Geldautomatensprengung in Üxheim (Vulkaneifel) hieß es vor zwei Jahren, der Schaden in der Filiale der Bank sei höher gewesen als die eigentliche Beute von immerhin 50 000 Euro. In Trier schätzten Fachleute den Schaden vorläufig auf bis zu 30 000 Euro.

Von den Tätern fehlte bis Freitagabend jede Spur. Das silbernfarbene Fluchtfahrzeug wurde zwar in der Nacht noch von einer entgegenkommenden Polizeistreife gesehen. Doch die Panzerknacker entkamen vermutlich über die Autobahn Richtung Luxemburg.

Für die meisten Sprengungen in der Region werden Banden aus dem nordafrikanischen Raum verantwortlich gemacht, deren Mitglieder überwiegend in den Niederlanden leben sollen. Vor einiger Zeit gelang nordrhein-westfälischen Fahndern ein entscheidender Schlag gegen die wegen ihres Hangs zu schnellen Autos auch Audi-Bande genannte Gruppierung, als fünf Tatverdächtige festgenommen wurden. Nach Erkenntnissen der Ermittler soll die Bande gut 200 Mitglieder haben. In Mainz wird derzeit laut Landeskriminalamt einer Gruppe Niederländer der Prozess gemacht, die zahlreiche Geldautomaten in Rheinland-Pfalz, Hessen und Baden-Württemberg gesprengt haben sollen.

Experten des Bundeskriminalamts führen die seit zwei Jahren in Rheinland-Pfalz oder auch Hessen steigenden Zahlen auch darauf zurück, dass in Nordrhein-Westfalen der Fahndungsdruck durch zentrale Ermittlungskommissionen und eine bessere Zusammenarbeit mit der niederländischen Polizei zugenommen habe. Inzwischen gibt es eine solche zentrale Ermittlungskommission auch in Rheinland-Pfalz.

Wegen der Automatensprengungen hatte es wiederholt Kritik an den angeblich zu laschen Sicherheitsvorkehrungen einiger Banken gegeben. „Solange die Institute daran nichts ändern, ist auch der Anreiz für die Gangster weiter da“, sagte am Freitag ein Ermittler unserer Zeitung.

Der rheinland-pfälzische Sparkassenverband und der Genossenschaftsverband der Region hatten die Vorwürfe erst vor einiger Zeit zurückgewiesen. Es werde immer die Gefährdungslage vor Ort geprüft, sagten Bankenvertreter unserer Zeitung.

Gelingt es den Gangstern, einen Geldautomaten zu knacken, lohnt sich die kriminelle Mühe: Experten sagen, dass in einem gefüllten Bankomaten mindestens 50 000 Euro stecken, meist aber sogar mehr als 100 000 Euro.

Im vergangenen Jahr registrierte die rheinland-pfälzische Polizei  26 Geldautomatensprengungen, drei mehr als im Vorjahr. Davor gab es „nur“ vier bis fünf Sprengungen im Jahr.

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