Landwirtschaft Stinkende Zäune gegen kranke Schweine

Mainz/Bitburg/Prüm · Zig Kilometer Zaun und Fäkaliengestank sollen in Rheinland-Pfalz dabei helfen, die Afrikanische Schweinepest einzudämmen.

Wer in Zukunft im Eifeler Wald spaziert und plötzlich vor einem Elektro-Zaun steht oder einen intensiven Fäkalien-Gestank wahrnimmt, der muss davon ausgehen, dass irgendwo in der Nähe die Afrikanische Schweinepest (ASP) ausgebrochen ist. Eine Seuche, die auch auf Haussschweine übertragbar ist und so ein erhebliches Risiko für die heimische Landwirtschaft darstellt.

Das rheinland-pfälzische Umweltministerium hat bisher 30 Kilometer mobilen Elektrozaun gekauft und einlagern lassen. Nun werden weitere 60 Kilometer E-Zaun sowie 40 Kilometer fester Zaun bestellt. Zum Einsatz kommen sollen die Absperrungen, falls irgendwo ein einzelner infizierter Wildschweinkadaver entdeckt wird. „Der mobile Zaun wird im Bedarfsfall von einem rheinland-pfälzischen Unternehmen aufgebaut“, teilt das Ministerium mit. Am Donnerstag wurde in der Nähe von Koblenz geübt, solche Zäune aufzubauen. Dabei wird die Fundstelle großflächig abgesperrt. Dies sei bei unwegsamen Gelände gar nicht einfach. Da, wo es überhaupt nicht möglich ist, echte Zäune aufzubauen, sollen sogenannte „Duftzäune“ helfen: Hochkonzentrierte Duftstoffe sollen Wildschweine fern halten. Wobei man sich über das Wörtchen „Duft“ streiten könnte, riechen die Stoffe, die meist mit gut getränkten und vor Regen geschützten Lappen in der Landschaft landen, doch intensiv nach Fäkalien.

Die Erfahrungen mit der Schweinepest in Tschechien hätten gezeigt, dass sich eine eine Weiterverbreitung der Seuche so verhindern lässt.

Laut Umweltministerium kann es jederzeit passieren, dass Spaziergänger im Wald ein totes, infiziertes Wildschwein finden. Die Gefahr einer Einschleppung der Tierseuche sei weiter hoch – weniger durch wanderndes Schwarzwild, vor allem durch weggeworfene Fleischprodukte, die den Erreger enthalten. Umweltministerin Ulrike Höfken fordert daher alle Bürgerinnen und Bürger auf, tierische Abfälle ausschließlich in verschlossenen Mülltonnen zu entsorgen.

Bereits seit 2013 gibt es ein ASP-Monitoring in Rheinland-Pfalz. Allein im vergangenen Jahr wurden nach Angaben des Landesuntersuchungsamtes knapp 900 Wildschweine vorsorglich auf ASP untersucht, alle mit negativem Befund. Auch zwei Teams mit insgesamt vier Kadaver-Spürhunden sind nach Ministeriumsangaben im Land verfügbar.

Seit 2018 zahlt das Land Jägern außerdem eine Prämie in Höhe von 50 Euro, wenn Fallwild-Proben an das Landesuntersuchungsamt eingeschickt werden. Seit diesem Jahr gilt das auch für Proben von verunfallten Wildschweinen.

Zudem wurden n den vier, am dichtesten an Belgien gelegenen Landkreisen der Eifel Kadavertonnen aufgestellt, in denen tot aufgefundene Wildschweine nach der Beprobung entsorgt werden können.

Die Jagd auf Wildschweine wurde intensiviert: Die Tiere können seit Jahren ganzjährig bejagt werden, auch das Verbot künstlicher Lichtquellen bei der Nachtjagd wurde aufgehoben. Mittlerweile werden laut Ministerium versuchsweise Drohnen mit Wärmebildkameras eingesetzt, um Jäger bei der Suche nach Fallwild zu unterstützen. „In den warmen Sommermonaten können verwesende Tierkörper lange Zeit detektiert werden“, heißt es vom Ministerium.

Die bisherige Höchstjagdstrecke wurde im Jagdjahr 2017/18 mit fast 89 000 erlegten Wildschweinen in Rheinland-Pfalz erreicht. Für 2019/20 rechne man mit ähnlich hohen Zahlen.

Zudem wurden zwecks Seuchenprävention Wildschwein-Kadaverspürhunde-Teams ausgebildet. Der Landesbetrieb habe Wildschutzzäune an Autobahn-Raststätten verbessert und verschlossene Müllbehälter aufgestellt.

„Es ist unser oberstes Ziel, die Einschleppung der Afrikanischen Schweinepest in die hiesige Hausschweine- und Wildschweinpopulation zu verhindern – sowohl aus ökonomischen als auch aus Tierschutzgründen“, sagt Höfken.

Seit Juni 2007 breitete sich die ASP von Georgien in die Nachbarländer aus. Seit 2014 tritt sie laut Friedrich-Loeffler-Institut in den baltischen Staaten und Polen auf, 2017 breitete sie sich in die Tschechische Republik, nach Moldawien und nach Rumänien aus. Im Jahr 2018 wurden erste Fälle in Ungarn, Bulgarien und Belgien sowie in China gemeldet und im Jahr 2019 in der Slowakei, Serbien, Mongolei, Vietnam, Kambodscha, Nordkorea, Myanmar, Südkorea, Philippinen, Ost-Timor, Indonesien und Laos.

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