Stadtmarketing Trier inszeniert sich - Römerstadt rückt sich ins Rampenlicht

Trier · Trier von oben, von unten und wieder mit Lampions: Was das Stadtmarketing in der nahen Zukunft für Gäste und Einheimische plant.

 Die Illuminale 2018 im Trierer Palastgarten. Nicht bei allen kam sie gut an. 2019 gibt es wieder Lampions.

Die Illuminale 2018 im Trierer Palastgarten. Nicht bei allen kam sie gut an. 2019 gibt es wieder Lampions.

Foto: Friedemann Vetter (ve.), Friedemann Vetter

Futuristische Laserstrahlen statt fantasievoller Lampions, lange Schlangen statt lustvoller Schlendertouren. Das bei Trierern wie Gästen so beliebte Lichterfest Illuminale kam 2018 bei einem Teil des Publikums schlecht weg. Viele vermissten die von Vereinen oder Schulklassen selbst gebastelten Lampions, andere kritisierten das simple „Disco-Geflimmer“ oder die langen Wartezeiten vor den beleuchteten Gängen der Kaiserthermen.

Wenn 2019 am letzten Septemberwochenende die Lichter angehen, dann soll wieder vieles so sein, wie es zuvor war. „Wir haben die Illuminale 2018 sehr stark auf die Inszenierung des Welterbes ausgerichtet und ihren Gencode darüber etwas vernachlässigt“, sagt Triers Tourismus- und Stadtmarketingchef Norbert Käthler. Und dieser Gencode sei nun einmal die Beteiligung von Kitas, Schulen, Bürgern und Gästen.

Daher werden für das nächste Leuchtfestival nun wieder 25 Schulklassen gesucht, die Lampions bauen – und zwar Lichthäuser aus bunten Tetrapaks. Passend zum Thema „Heimaten“ des Kultursommers 2019. Dem Thema Welterbe will Käthler jedoch treu bleiben: Bespielt wird diesmal das Domquartier. Oder genauer, der Domfreihof und der Bischof-Stein-Platz vor dem Museum am Dom. Wieder hat die Stadt einen Lichtkünstler beauftragt, der das Welterbe inszenieren soll.

Apropos. inszenieren. Das ist ein Wort, das Käthler oft gebraucht. Jedes Jahr müsse es etwas geben, das die Stadt neu inszeniere, sagt er. 2018 war dies zweifellos Karl Marx, der Trier mit seinem 200. Geburtstag einen enormen  Medienrummel und viele neue Gäste bescherte. 200 statt 50 bis 60 Stadtführungen konnte die Tourist-Information im Jubiläumsjahr anbieten. Und die Karl-Marx-Souvenirs gingen (und gehen) weg wie warme Semmeln – allen voran der 0-Euro-Schein. Erfolge, die maßgeblich daran beteiligt sind, dass der Schuldenberg der Trier Tourismus und Marketing GmbH (TTM) deutlich geschrumpft ist. Mehr als 300 000 Euro Minus habe er „geerbt“, als er vor zwei Jahren seinen neuen Job antrat, sagt Käthler. Inzwischen habe sich der Schuldenstand halbiert. Er habe allerdings keine Lust, über die Vergangenheit zu sprechen. Eine Vergangenheit, in der die Tourismus-GmbH schwer in Schieflage geraten war, was der damals verantwortliche Dezernent Thomas Egger unter anderem mit einer überforderten Buchhaltung erklärte. Urlaubstage und Überstunden waren in der Vorgängerorganisation über Jahre angesammelt worden, ohne dafür Rücklagen zu bilden.

Doch zurück in die Zukunft. 2019 inszeniert die Stadt sich von oben: Der 270 Tonnen schwere City Skyliner – der mit 81 Metern höchste mobile Aussichtsturm der Welt – wird zwischen dem 30. August und 6. Oktober 2019 täglich bis zu 60 Menschen pro Fahrt in die Höhe bringen. Unweit der Konstantin-Basilika soll er Bewohnern und Gästen neue Perspektiven auf Trier ermöglichen. „Stadtmarketing ist Perspektivwechsel“, betont Käthler.

2020 wird Trier daher aus einer ganz anderen Perspektive gezeigt – von unten: unter der Marke „Trierer Unterwelten“ soll es ab 2020 noch viel mehr Führungen durch historische Keller, unterirdische Ausgrabungen oder Wasserleitungen geben als bisher, aber auch Weinproben, Tanztheater oder Technoabende im Untergrund. Herzstück der neuen Marke wird das zweiwöchige Unterwelten-Festival mit zahlreichen Konzerten, Archäologie-Workshops oder Kunst-Events.

 Schon als Miniatur gewaltig: TTM-Chef Norbert Käthler (links) und Christoph Loosen  (Betreiberfirma Skyliner GmbH)  mit dem Modell (3,20 Meter) des City-Skyliners (81 Meter), der vom 30. August bis 6. Oktober in Trier Station macht.

Schon als Miniatur gewaltig: TTM-Chef Norbert Käthler (links) und Christoph Loosen  (Betreiberfirma Skyliner GmbH)  mit dem Modell (3,20 Meter) des City-Skyliners (81 Meter), der vom 30. August bis 6. Oktober in Trier Station macht.

Foto: Roland Morgen

Zwei große Ziele verfolgt Triers Chef-Vermarkter mit alledem: die Trierer stärker mitzunehmen und für ihre Stadt zu begeistern. „Die Bürger sind unsere wichtigsten Kommunikatoren“, sagt er. Das andere Ziel: „Maßstäbe bei den Veranstaltungen setzen“. Die TTM sei schon einer der ganz großen Kulturveranstalter in Trier. 200 000 Menschen hätten 2018 an Stadtführungen teilgenommen, weitere 200 000 an den Open-Air-Veranstaltungen. Da will die Stadt nun weiter wachsen. Mit immer neuen Perspektiven.

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