Ernste Botschaft in launigen Worten

Rund 600 Firmen-Vertreter stimmten sich beim traditionellen Jahresempfang der Vereinigung Trierer Unternehmer (VTU) in der Europahalle in Trier auf das neue Jahr ein. Die Veranstaltung ist gesellschaftlicher Höhepunkt für die Unternehmer, aber auch Gradmesser für bevorstehende Aufgaben.

Trier. Gute Gespräche, Diskussionen und geselliges Beisammensein gehören zum VTU-Empfang ebenso dazu wie köstliche Weine und delikate Speisen. Doch das Salz in der Suppe sind immer wieder die hervorragenden Vorträge.

In diesem, für die Wirtschaft sicher nicht leichten Jahr, gab es gleich drei glänzende Redner. Der VTU-Vorsitzende Hanns Rendenbach (Trier) verglich den Zustand der deutschen Wirtschaft mit einem Patienten, der sich nach einer schweren Operation wieder langsam erholt.

Wirtschaft muss sich nach Operation erholen



"Den Unternehmen wird es ähnlich gehen; einige werden nie mehr dieselben sein, wie vor der Operation, andere werden sich ganz erholen und können danach wieder Bäume ausreißen." Der VTU-Vorsitzende ist der Meinung: "Die Rezession ist vorbei, die Krise noch nicht." Es werde noch lange dauern, bis die Wirtschaft das Niveau von 2007 erreicht habe. Rendenbach nahm die Politik in die Pflicht: "Wir brauchen nachhaltiges Handeln in der Finanz-, Steuer-, Haushalts- und Sozialpolitik", mahnte Rendenbach angesichts der enormen Staatsverschuldung. Die Wirtschaft erwarte dabei kalkulierbare Rahmenbedingungen. Einen kritischen Blick warf der VTU-Vorsitzende auch auf den Nürburg-Ring, dessen Finanzierung aus unternehmerischer Sicht viele Fragen aufwerfe.

Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) versprühte bei seinem Auftritt Optimismus. Bisher habe das Land und vor allem die Region Trier die schwere Krise gut gemeistert. "Wir dürfen das Vertrauen in unsere eigenen Stärken und den Standort Rheinland-Pfalz nicht verlieren", sagte der Ministerpräsident. Doch auch eine Antwort auf den Nürburg-Ring blieb der Landesvater nicht schuldig. Das Land habe immer investiert, wenn es die Chance gesehen habe, eine Region zu entwickeln - so etwa in Trier bei der Landesgartenschau und der Entwicklung des Petrisbergs. Für die strukturschwache Eifel sei der Nürburg-Ring ebenso wichtig. "Sicher, hier sind Fehler gemacht worden, und dafür wurde auch die Verantwortung übernommen. Insgesamt ist die Maßnahme aber sehr sinnvoll."

Der Festredner des Abends, Pater Hermann-Josef Zoche, gelang in seinem Vortrag der Spagat zwischen einem humorvollen, kabarettistischen Ton und ernsthafter Botschaft. Der Pater, vom Orden der Brüder vom gemeinsamen Leben, versuchte den Gästen, Ethik als Wettbewerbsvorteil für Unternehmen vorzustellen. Dies tat er so überzeugend und humorvoll, dass Hanns Rendenbach zum Abschluss meinte: "Wären Sie Marketing-Chef der Kirche, die Leute würden nur so in die Messen strömen."

Als Vorbild diente Zoche vielfach die katholische Kirche: "Wir verkaufen seit 2000 Jahren erfolgreich ein Produkt, das noch nie jemand gesehen hat." Oder: "Priester, das ist heute für viele eine Mischung aus Konkursverwalter und Folklore-Assistent."

Doch die Botschaft des Paters kommt bei allen Scherzen doch nicht zu kurz: "Wir verfallen zu schnell in Trübsinn, dabei ist es die größte Herausforderung, ein glücklicher Mensch zu sein." Erfolg beschere einem Menschen nur dann wahres Glück, wenn der Erfolg ein Nebenprodukt des eigenen Sinnstrebens sei. Dabei entlarvte Zoche so manchen blinden Einsatz ums Geld: "Wenn Sie vor drei Jahren für 2000 Euro Telekom-Aktien gekauft haben, dann sind die heute etwa 260 Euro Wert. Hätten Sie für 2000 Euro Bier gekauft, hätten Sie jede Woche eine Kiste Bier trinken können und für das Leergut bekämen sie heute etwa 400 Euro."

Mit dem schmunzelnd verkündeten Beispiel empfahl der Festredner seinen Zuhörern, sich im Unternehmen doch ethische Grundsätze zu geben. Eine Basis, die Firmen gerade in schwierigen Zeiten helfe, auch ihren eigenen Visionen treu zu bleiben. Denn, so schloss Pater Hermann-Josef Zoche seinen Vortrag: "Am Ende gibt es nur eine Frage, die zählt: Hast du geliebt?"

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