Giftpillen verderben Appetit

LUXEMBURG. Resignation kann man dem Luxemburger Stahlkonzern Arceleor angesichts des Milliarden-Übernahmeangebots von Mittal Steel nicht vorwerfen. Im Gegenteil. Der Branchenzweite versucht mit allen Mitteln, die Aktionäre vom Anteils-Verkauf abzuhalten.

Wer sich wie der Stahlriese Arcelor nicht vom Konkurrenten und Branchen-Primus Mittal Steel übernehmen lassen will, muss sich schon etwas einfallen lassen - auch, wenn er dabei selbst ein paar bittere Giftpillen schlucken muss. Immerhin hat die luxemburgische Regierung es abgelehnt, die feindliche Übernahme per Gesetz zu verhindern. Geht sie doch ohnehin davon aus, dass die übrigen Aktionäre - der Luxemburger Staat hält 5,6 Prozent des Arcelor-Kapitals - die Mittal-Offerte ablehnen. Der indische Industrielle Lakshmi Mittal hatte im Januar knapp 19 Milliarden Euro in bar und in Aktien für Arcelor geboten. Doch sind Arcelor-Chef Guy Dollé und der Aufsichtsratsvorsitzende Joseph Kinsch scheinbar nicht ganz so sicher, dass die Aktionäre der Mittal-Versuchung nicht doch erliegen: Das Unternehmen kündigte deshalb gestern eine Dividendenerhöhung auf 1,85 Euro pro Aktie an. Schon im Februar war eine Anhebung um 85 Prozent auf 1,20 Euro beschlossen worden. Außerdem soll es eine Sonderausschüttung von fünf Milliarden Euro an die Aktionäre geben - allerdings erst innerhalb eines Jahres, nachdem Mittal Steel sein feindliches Übernahme-Angebot zurückgenommen hat oder mit seinem Vorhaben gescheitert ist. So soll Arcelor unattraktiver werden, Mittal-Steel soll es den Appetit verderben, und die Anteilseigner sollen vom Verkauf ihrer Aktien abgehalten werden. Doch damit nicht genug: Arcelor kündigte an, seinen Anteil am kanadischen Dofasco-Konzern an die niederländische Stiftung "Strategic Steel Stichting (S3)" zu übertragen. Damit soll der automatische Weiterverkauf von Dofasco im Falle einer Übernahme durch Mittal Steel verhindert werden - was der Konzern bereits angekündigt hatte. Denn die "S3"-Verwaltungsräte sollen zwar unabhängig, aber auch der Stabilität des Mutterkonzerns Arcelor für mindestens fünf Jahre verpflichtet sein.

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