Kampf gegen die Verlierer-Mentalität

Trier · Nach achtwöchiger Vorbereitung äußert sich der neue Trainer Jörn Ilper im Interview mit TV-Mitarbeiter Björn Pazen zu seinen bisherigen Erfahrungen und seinen Ambitionen mit der noch nicht kompletten Miezen-Mannschaft.

 Jörn Ilper.Foto: AL Sportfoto

Jörn Ilper.Foto: AL Sportfoto

Trier. Fühlen Sie sich mittlerweile schon heimisch in Trier?
Ilper: Ja, ich habe eine Wohnung bezogen, meine Frau und meine Kinder können mich jetzt hier besuchen. Was mir positiv auffällt: Obwohl wir noch kein Spiel in Trier hatten, werde ich schon auf der Straße erkannt, die Leute sprechen einen an. Das Interesse an uns ist also vorhanden.

War es bislang nicht frustrierend, mit nur sieben Feldspielerinnen zu trainieren?
Ilper: Nein, wir konnten im Training dennoch viele taktische Dinge einstudieren. Zudem haben wir zahlreiche, teils interne Testspiele, zum Beispiel gegen die MJC-Männermannschaft, bestritten. Die Mannschaft muss härter werden, muss den Kampf annehmen. Und außerdem stehen ja bald Verstärkungen an.

Wo lagen die Schwerpunkte der bisherigen Vorbereitung?
Ilper: Wir haben sehr viel im Bereich Kraft gemacht. Ich bin kein Ausdauertrainer, sondern eher Pulstrainer. Und man sieht jetzt schon, dass die Regenerationszeit der Spielerinnen deutlich besser geworden ist. Wir haben also die Grundlage. Zudem haben wir viele taktische Systeme einstudiert. Einige Spielerinnen kamen auf ungewohnten Positionen zum Einsatz - und haben sich dort auch bewährt.

Das heißt, die Aufgabe in Trier macht Ihnen trotz aller äußeren Umstände noch Spaß?
Ilper: Auf jeden Fall. Ich wusste genau, was auf mich zukommt, habe meine Vorstellungen, und bislang zieht die Mannschaft hervorragend mit. Natürlich wurde es das eine oder andere Mal lauter, aber das Verhältnis mit der Mannschaft ist toll. Sie wollen etwas bewegen - und sie identifizieren sich mit dem Verein.

Reichen diese Kampfbereitschaft und die Identifikation letztendlich zum Klassenerhalt?
Ilper: Wenn ich mir dessen nicht sicher gewesen wäre, hätte ich die Aufgabe nicht übernommen. Wir werden um jeden Punkt kämpfen, aber dazu müssen wir ein Problem der Vergangenheit lösen: In der Vorsaison sind die Spielerinnen meist mit dem Gefühl aufs Feld gekommen, dass sie die Partie sowieso verlieren. Und gegen diese Verlierer-Mentalität kämpfen wir jetzt an. Wir müssen aufs Feld kommen mit dem Gefühl: Wir haben eine Chance, wir wollen gewinnen.

Der Auftakt ist bei Aufsteiger Metzingen, dann folgen vier Hammerspiele. Wie lautet Ihre Prognose für den Start?
Ilper: Wir wollen in Metzingen punkten, die stehen vor voller Halle unter Druck im ersten Spiel nach dem Aufstieg. Und dann beginnt für uns eine Phase, in der wir punkten können, aber nicht müssen. Viel wichtiger ist bis zum Heimspiel gegen den zweiten Aufsteiger aus Weibern am 10. Oktober, dass sich die Mannschaft weiter einspielt und sich findet. Dann geht es richtig los.

... und dann naht schon die sechswöchige EM-Pause ...
Ilper: ..., die uns absolut entgegenkommt. Diese Zeit müssen wir intensiv nutzen. Zudem spielt uns hoffentlich die neue Regel in die Karten, dass wir drei Auszeiten nehmen dürfen - zum Kräftetanken und neu sammeln. BP

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