Rollstuhlbasketball Dirk Passiwan und Nathalie Ebertz: Babyglück durchkreuzt Tokio-Pläne

Trier · Erst sagte sie für die Paralympics ab, dann er – die beiden Sportler von den Dolphins Trier heiraten Anfang August und werden im Oktober Eltern. Was die neuen Lebensumstände für die weiteren sportlichen Ambitionen der beiden bedeuten.

 Nathalie Ebertz und Dirk Passiwan von den Doneck Dolphins Trier werden im Oktober Eltern. Das Ende ihrer Rollstuhbasketball-Karrieren wird damit aber nicht eingeläutet.

Nathalie Ebertz und Dirk Passiwan von den Doneck Dolphins Trier werden im Oktober Eltern. Das Ende ihrer Rollstuhbasketball-Karrieren wird damit aber nicht eingeläutet.

Foto: privat

Nathalie Ebertz war Feuer und Flamme für die Paralympics in Tokio. Für ihre Premiere im deutschen Frauen-Team auf der ganz großen Bühne.  „Ich hatte schon Bilder im Kopf, wie die Stimmung im Deutschen Haus, in der Halle und bei der Eröffnungs- sowie Abschlussfeier sein würde“, sagt die 30-Jährige. Auch ihr Lebensgefährte, Mr. Rollstuhlbasketball Dirk Passiwan, steckte mit den Herren in der Vorbereitung auf seine persönlich vierten Paralympics.

Doch da waren und sind auch die fortlaufenden Meldungen über die schwierige Corona-Lage in Japan. Und Erzählungen ihres Physiotherapeuten, der aus Japan stammt. „Er hat uns mehr als einmal erzählt, wie viele Probleme es zur Zeit in Japan wegen der Pandemie gibt. Es sei verrückt, dorthin zu fahren und seine Gesundheit aufs Spiel zu setzen“, sagt Passiwan.

Bei ihm und Ebertz, die bei den Doneck Dolphins Trier aktiv sind, wurde ein Abwägungsprozess in Gang gesetzt. Hier die sportlichen Ambitionen. Dort die gesundheitlichen Aspekte – und die Familienplanung. Passiwan und Ebertz sind ein Paar. Sie heiraten Anfang August und erwarten im Oktober ihr erstes Kind – Söhnchen Dino Felix.

Als erste nahm Ebertz ihren Hut aus dem Ring. Sie wäre nominiert worden, sagte aber aus gesundheitlichen Gründen für die Paralympics ab – just nahezu zeitgleich, als sie die freudige Nachricht ihrer Schwangerschaft ereilte.

Dirk Passiwan und Nathalie Ebertz: Babyglück durchkreuzt Tokio-Pläne
Foto: TV/Andreas Feichtner

Dirk Passiwan folgte ihr: „Das Corona-Jahr hat mir nicht geholfen, ich bin sportlich aus dem Rhythmus gekommen, Schulter- und Ellbogen-Probleme traten wieder zutage. Zudem wurde mir wegen meiner Morbus-Crohn-Erkrankung gesagt, dass ich ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf einer Corona-Erkrankung hätte. Ich bin geimpft, will aber kein Risiko eingehen, zumal ich als werdender Papa nun mehr Verantwortung habe.“ Also sagte auch der 44-jährige Dolphins-Spielertrainer ab.

Eine Entscheidung für die Familie, die den beiden durch die zu erwartenden Rahmenbedingungen bei den Paralympics Ende August/Anfang September derweil erleichtert wird. „Wegen der Corona-Pandemie wird es kein Fest der Begegnungen werden. Für uns Rollstuhlbasketballer wird es ,nur‘ ein großes Turnier“, sagt Ebertz, die wie Passiwan im Alltag nicht im Rollstuhl sitzt und im Rollstuhlbasketball aufgrund von drei großen Operationen am Sprunggelenk mit 4,5 klassifiziert ist (geringer Behinderungsgrad). Passiwan ist wegen Schädigungen in beiden Knien in dieselbe Klasse eingruppiert.

„Ich hatte drei schöne Paralympics, die nun in Tokio werden aber nicht schön“, sagt Passiwan, der seine Meinung bekräftigt: „Man hätte die Paralympics absagen oder zumindest nochmal verschieben müssen.“

Dirk Passiwan und Nathalie Ebertz: Babyglück durchkreuzt Tokio-Pläne
Foto: TV/Andreas Feichtner

Was heißt das Paralympics-Aus nun für die weiteren Karrieren der beiden? Ebertz plant, nach einer Babypause aufs Feld zurückzukehren. Vielleicht in der Rückrunde der kommenden Dolphins-Saison. Ziele in der Ferne sind die Weltmeisterschaft 2022 – und die Paralympics 2024 in Paris.

Passiwan wird vorerst weiter Spielertrainer der Dolphins sein – gleichzeitig hat er den nächsten Karriere­schritt im Blick. Er kündigt an: „Ich will mich als Trainer der Damen-Nationalmannschaft bewerben.“

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