Radsport Ein ungewollter Sieger und ein Kämpfer in geliehener Hose
Serrig · Nach dem Neustart von „Rund um Serrig“ reichte es zwar nicht für den Sieg eines Lokalmatadoren von der Saar, der RV Freiweg Serrig sorgte aber für einen Tag voller spannender Radrennen.
(teu) Wäre beim Radrennen „Rund um Serrig“ wie bei der Tour de France eine rote Rückennummer für den angriffslustigsten Fahrer vergeben worden, sie wäre an Nathan Müller gegangen. Alles andere als weise, so jedenfalls Radsport-Urgestein Hans May am Streckenrand, attackierte der 27-Jährige aus Heidelberg gleich zu Beginn der 72 Kilometer des Elite-Amateur-Rennens und fuhr erst einmal vor dem Feld weg. Müller hatte schon vor dem Start genug Adrenalin im Blut für so einen Blitzstart. Denn erst eine halbe Stunde vor dem Start meldete der Dritte der baden-württembergischen Meisterschaften am Sonntagnachmittag nach. Dann merkte er, dass er seine Radhose vergessen hatte. Zum Glück bekam er eine vom Ausrichterverein RV Freiweg Serrig geliehen.
Wer dachte, Müller hätte sein Pulver verschossen, als er nach etwa einem Drittel der Renndistanz wieder eingefangen wurde, unterschätzte den Dritten der Bergwertung der Oberösterreichrundfahrt. Müller attackierte immer wieder in dem langgezogenen Anstieg der 45 Mal bezwungen werden musste. Jetzt allerdings erfolglos. Das Tempo der sechsköpfigen Spitzengruppe war zu hoch.
Nur dem Saarburger Max-Frederik Valtey gelang es noch einmal kurz auszureißen. Doch in der letzten Runde wurde der Sieger der Serriger Amateurrennens 2019 zur tragischen Figur. Während sein Mannschaftskamerad Ken Conter vom Team Snooze-VSD sprintete zum Sieg vor Müller, während Valtey im Schritt-Tempo als Fünftplatzierter über den Zielstrich rollte. Ein Muskelkrampf im linken Oberschenkel in der letzten Runde vereitelte alle Sieg-Chancen. „Nicht schlimm. Ken hat für unser Team ja gewonnen“, sagte der 27-Jährige. Das war aber eher nur der Plan B, erklärte Conter. „Es war geplant für Max zu fahren. Bei den Rennen in Luxemburg ist er immer für mich gefahren“, so der ehemalige luxemburgische U-23-Meister.
Der etwa 1,6 Kilometer lange Rundkurs am Serriger Würzberg hat es in sich. „Einmal okay, zweimal okay, aber 45 Mal, das wird schon anstrengend“, sagte Conter nach dem Rennen lachend an einer Cola nippend. „Man unterschätzt das. Es sieht einfacher aus, als es ist. Das sind sind einige Höhenmeter“, sagte Valtey.
Der Saarburger kennt den Parcours ebenso gut, wie Lokalmatador Fabian Weidert. Der Juniorenfahrer begeisterte im Amateur-Rennen über 35 Runden (56 Kilometer), als er zusammen mit dem späteren Sieger Philip Meiser (RF Hirzweiler-Illingen) das gesamte Feld überrundete und die U-19-Wertung gewann. Den Parcours sei er zwar auch im Training abgefahren, „aber nicht zu oft, sonst macht man sich verrückt“, sagte der 18-Jährige vom RV Freiweg Serrig und freute sich über das erste Heimrennen seit drei Jahren: „Es ist toll, noch mal zu Hause zu fahren!“ Im weiteren Saisonverlauf stehen für Weidert und seinen Vereinskameraden Tim Harig noch U-19-Bundesliga-Rennen für das Team Wipotec Rheinland-Pfalz auf dem Programm.
Herbert Kirf, Organisationsleiter von „Rund um Serrig“, hofft, dass die Nachwuchsfahrer des örtlichen Radsportvereins auch 2023 wieder ein Heimspiel haben werden. Der Neustart nach der Corona-Pause sei gelungen. Die beiden Hauptrennen zum Abschluss boten viel Spannung, das Seniorenrennen zum Auftakt war zahlenmäßig gut besetzt und durch die Schnupperwettbewerbe für den Nachwuchs könnte das ein oder andere Mädchen oder den ein oder anderen Jungen für den Radsport begeistert haben, hofft der 71-Jährige.
Ergebnisse:
Elite-Amateure (72 km): 1. Ken Konter (Luxemburg/Team Snooze-VSD), 2. Nathan Müller (RSC Heilbronn), 3. Paul Schwartz (Team Möbel Ehrmann), 4. Max Ehrhardt (RSV Pirmasens), 5. Max-Frederik Valtey (Saarburg/Team Snooze-VSD).
Amateure (56 km): 1. Philip Meiser (RF Hirzweiler-Illingen), 2. Erik Danner (RadTeam Danner), 3. Matthias Lauer (Wheelsports-Metropol Racing), 6. Stefan Fettes (RV Freiweg Serrig), 9. Stefan Erz, 11. Michael Bittner, 15. Tobias von der Lahr (alle RV Schwalbe Trier), 16. Matthias Philippi (RV Freiweg Serrig).
Juniorinnen U 15 (21 km): 1. Giovanna Engel (Tri Post Trier).
Junioren U 19 (56 km): 1. Fabian Weidert (RV Freiweg Serrig). U 17 (32 km): 1. Nicolas Wirz (RV Schwalbe Trier). U 15 (21 km): 4. Jakob Hartmann (RSC Velopoint Trier). U 13 (16 km): 3. Gabriel Rademacher (Tri Post Trier). U 11 (10 km): 1. Timo Hortian (RV Schwalbe Trier).
Senioren (40 km): 1. Daniel Höhn (Team Ur-Köstritzer Alkoholfrei), 2. Michael Knapp (Saarland/Cycling Otago), 3. Heinrich Rochus (RV Roschbach), 8. Thomas von der Lahr, 13. Jens Nagel, 14. Marcel Brech, 15. Rainer Wagner, 17. Martin Rommelfanger, 19. Michael Lehnert (alle RV Schwalbe Trier).
Hobbyrennen:
Männer (40 km): 1. Christian Bales (Tri Post Trier), 2. Andreas Meyer, 3. Julius Schmitt (beide RV Freiweg Serrig), 4. Thomas Kees (RV Schwalbe Trier), 5. Andreas Prem (Dirmstein), 6. Christian Manolescu (Saarburg).
Mädchen U 16 (8 km): 1. Leonnie Welter (Serrig). U 11 (5 km): 1. Tora Natter (Neunkirchen), 2. Katharina Rach (Serrig), 3. Jula Horn (RV Freiweg Serrig).
Jungen U 16 (8 km): 1. Emil Carnot, 2. Carlo Foscarini, 3. Levi Nagel (alle RV Schwalbe Trier), 4. Felix Schmitt (RV Freiweg Serrig), 5. Marcel Jäger (Serrig). U 11 (5 km): 1. Lasse Natter (Neunkirchen), 2. Theo Lorenz Eilens (Serrig), 3. Rasmus Witt (RV Schwalbe Trier), 4. Gil Nevio (Saarburg), 5. Julius Rademacher (Tri Post Trier), 6. Lukas Galvão Christ (RV Schwalbe Trier), 7. Michael Seiz (Serrig), 8. Henri Ewerz (RV Schwalbe Trier).