Trier Vergessene Lichtspiele

Trier · Bevor die ersten Filmstars in den 1910er Jahren in die Kinos kamen, erfreute sich das Publikum schon zwei Jahrhunderte an den Lichtspielen der Laterna magica: Sie projizierte handgemalte oder fotografische Glasbilder an die Wand, während Live-Darsteller dazu rezitierten, sangen und musizierten.

 Eine Glasplatte, die der Projektionskunst diente.

Eine Glasplatte, die der Projektionskunst diente.

Foto: Karin Bienek „illuminago“

Daraus entwickelte sich ein audio-visuelles Massenmedium der Industrialisierung: die Projektionskunst. Zur digitalen Erforschung dieser vergessenen Lichtspiele hat ein Forschungsprojekt der Universität Trier die Webplattform eLaterna entwickelt: Glasbilder und Rezitationen sind als Werke der historischen Projektionskunst online zugänglich und werden erläutert.

Mit dem in dieser Woche erfolgten Start beginnen die Arbeiten auf der Plattform: Forscher mit Zugang zu Sammlungen stellen überlieferte Werke der Projektionskunst als digitale Editionen zur Verfügung, andere nutzen die veröffentlichten Werke als digitale Untersuchungsobjekte. Damit finden Lehrende, Museumskuratoren und kulturell Interessierte einzigartig aufbereitetes Anschauungsmaterial und Kontextinformationen zur Geschichte der audiovisuellen Medien vor.

Dank der Kooperation mit dem Kompetenzzentrum in dem DFG-finanzierten Projekt „Medienhistorische, methodische und medientechnische Grundlagen der Digitalisierung von Werken der historischen Projektionskunst“ macht die Webplattform eLaterna erstmals Glasbilder dieses Mediums in einer Weise digital zugänglich, dass diese fragilen Objekte für Forschungszwecke nicht mehr in die Hand genommen werden müssen.

 Der Nebelbildapparat ist ein altes Projektionskunstgerät.

Der Nebelbildapparat ist ein altes Projektionskunstgerät.

Foto: Karin Bienek „illuminago“

Im 19. Jahrhundert war die Projektionskunst ein weitverbreitetes Massenmedium, doch erforscht ist sie kaum. In jüngster Zeit wächst das internationale Forschungsinteresse: Im Mittelpunkt steht der „Screen“ als Schauplatz der visuellen Medienkommunikation. Die englische Bezeichnung für Leinwand und Bildschirm ist heute international üblich. Mit mehreren seit 2004 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekten zur Geschichte der Projektionskunst im Forschungsschwerpunkt Screen1900 der Medienwissenschaft gehört Trier zu den international führenden Universitäten auf diesem Gebiet.

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