Kommentar Warum wir nicht die Landratswahl entschieden haben

Das Ergebnis der Landratswahl im Kreis Trier-Saarburg ist eindeutig. Der scheidende Landrat zieht enttäuscht Bilanz – und schießt in seiner Medienkritik deutlich übers Ziel hinaus.

Landratswahl in Trier-Saarburg: Warum Günther Schartz nicht von Hetze sprechen sollte
Foto: TV/Friedemann Vetter

Günther Schartz hat mit einem Teil seiner Analyse Recht: Die Abstimmung am Sonntag war eine Abwahl. Bei allem Respekt vor Sieger Stefan Metzdorf (SPD). Dies ist vor allem eine Niederlage für den CDU-Politiker Schartz. Bei gerade einmal knapp über 30 Prozent ist klar, dass hier nicht nur die schlechte Aufstellung der Union insgesamt oder das Wiedererstarken der SPD eine Rolle spielen.

Es ist mehr als nachvollziehbar, dass Schartz sehr enttäuscht ist. Und es ist ebenso legitim, dass er etwa in den Blick nimmt, ob seine Arbeit entsprechend gewürdigt worden sei. Wenn er nun aber gegenüber uns, aber auch anderen Medien, von einer Hetze spricht (siehe Video unten), vergreift er sich schlichtweg im Ton. Und er übernimmt die Wortwahl, wie sie von Extremisten auf allen Seiten immer wieder eingesetzt wird, wenn die eigenen Ergebnisse nicht wie erwartet ausfallen. Was so oft bei anderen kritisiert wird, zählt in diesem Fall wohl nicht mehr.

Eines muss betont werden: Wenn ein Politiker bei seinem Nebenjob mindestens annähernd so viel wie im Hauptjob verdient (wenn nicht gar mehr), dann ist dies ein Thema, das die Öffentlichkeit interessiert. Und wenn ein Politiker erst nach vier Jahren in diesem Job erkennt, dass diese Bezahlung Menschen „irritiert“ und das Geld für diese Arbeit spenden will, dann sind nicht „die Medien“ schuld daran, sondern einzig und alleine er selbst. Zumal die Nähe zur Landratswahl bei dieser Entscheidung möglicherweise ebenfalls Menschen irritiert hat – ein Punkt, den wir übrigens nicht einmal kommentiert haben, ebenso wie wir auf die Wikipedia-Einträge nicht noch einmal nach der ersten Wahlrunde eingegangen sind.

Ich persönlich kann Schartz’ Enttäuschung nachvollziehen. Ich erkenne ebenfalls an, dass immer über die Berichterstattung diskutiert werden kann und darf und wir alle dies in unserer Redaktion aushalten müssen – um im Wortlaut des scheidenden Landrats vom Sonntagabend zu bleiben. Wenn nun aber von Hetze gesprochen wird und damit meinen Kolleginnen und Kollegen schlichtweg Parteilichkeit vorgeworfen wird, kann ich dies nur zurückweisen. Schartz selbst sagte, dass in jeder Niederlage eine Chance steckt. Eine davon ist aus meiner Sicht, noch einmal mit Abstand auf die Hintergründe zu schauen und was Schartz alles selbst in der Hand hatte. Dazu empfehle ich übrigens ebenso einen Blick auf den Kommentar meines Kollegen Christian Kremer zur Frage, warum die Nebentätigkeit eine große Rolle spielte bei der Entscheidung vieler Wählerinnen und Wähler.

In diesem Sinne wünsche ich sehr ernsthaft dem scheidenden Landrat Erfolg bei zukünftigen Herausforderungen und dem neuen Landrat ein glückliches Händchen bei seinen Entscheidungen. Denn: Es gehört zu unserem Auftrag, die Arbeit der Politikerinnen und Politiker kritisch zu begleiten. Es ist aber genauso in unserem Sinne, wenn es der Region insgesamt gut geht und gute Entscheidungen an vielen Stellen getroffen werden. Gerne berichten wir deswegen ebenso über Erfolge, gerade wenn sie außergewöhnlich sind.

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