In eigener Sache: Zur Meldung über Schwierigkeiten nach einer Corona-Impfung Triererin nach Corona-Impfung in Klinik - Warum wir berichten

Eine Triererin ist nach einer Impfung mit AstraZeneca im Krankenhaus. Warum wir darüber berichten, obwohl vieles noch unklar ist.

Triererin nach Impfung gegen Corona im Krankenhaus - Warum wir berichten
Foto: TV/Friedemann Vetter

Es war nur ein kleiner Teil einer Pressekonferenz, der meinem Kollegen heute sofort auffiel und der dafür sorgte, dass wir eine Eilmeldung schrieben. Die rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler gab bekannt, dass eine Triererin nach einer Corona-Impfung im Krankenhaus liegt. Sie sei nicht in Lebensgefahr.

Schnell mussten wir entscheiden: Ist dies alleine schon eine Meldung? Und die Kollegen haben ohne lange Rücksprache entschieden: Ja, dies ist so. Auch mit einigen Minuten Abstand kann ich dazu nur sagen: Ich halte dies für richtig. Weil das Thema ein sehr emotionales ist und wir gerade bei solchen schwiergen Fragen, die sich immer wieder stellen und unterschiedlich beantwortet werden können, gerne offen sein wollen, möchte ich diese Entscheidung und unser weiteres Vorgehen gerne kurz erklären.

Ja, die Berichterstattung über Impfungen ist – wie mittlerweile fast alle Fragen rund um Corona – ein Thema, das immer wieder zu vielen Diskussionen führt. Mancher, der die Impfkampagne als entscheidend für den Kampf gegen Corona ansieht, wünscht sich für deren Erfolg eine Berichterstattung, die alleine die Vorteile der Impfung in den Blick nimmt. Wie groß ist der Schutz? Wie viele schwere Erkrankungen können dadurch vermieden werden? Wie viele Opfer weniger wird es dann geben? Und auch: Wie sehr kann die Impfung zu Lockerungen der Corona-Maßnahmen führen. All diese Themen halte ich übrigens ebenfalls für extrem wichtig – und Sie finden diese in verschiedenen Ausprägungen bei uns.

Allerdings: Über mögliche Risiken der Impfungen nicht zu berichten, halte ich für falsch. Und: Wir alle – egal ob Wissenschaftler oder Laien – bewegen uns hier in einem Raum mit einigen Unbekannten. Wie sind die Zusammenhänge zwischen einer Impfung mit Astrazeneca und etwa einer Thrombose von Hirnvenen? Hier gibt es noch keine Antwort, die mit größtmöglicher Sicherheit gegeben werden kann. Es ist aber so, dass selbst Experten, die eindeutig für Impfungen sind, einen Zusammenhang für wahrrscheinlich halten.

So sagte etwa SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach, dass sich die nach Corona-Impfungen gemeldeten Thrombosen der Hirnvenen "mit großer Wahrscheinlichkeit" auf das Präparat von Astrazeneca zurückführen lassen. Im ARD-Morgenmagazin erläuterte er: „Das sieht man sonst in der Bevölkerung 50-mal im ganzen Jahr in Deutschland." Lauterbach sagte aber ebenfalls – und es ist wichtig, dies ebenfalls zu erwähnen: „Auf der Grundlage der Zwischenfälle, die wir jetzt kennen, überwiegt natürlich der Nutzen des Impfstoffs, insbesondere bei den Älteren."

Wir haben uns daher entschieden, möglichst offen über den Fall in Trier zu berichten – durchaus auch Zwischenstände zu vermelden. Eines versprechen wir Ihnen: Wir berichten hier, wann immer uns neue Erkenntnisse vorliegen. Gerne können Sie sich auch an mich wenden (siehe Mailadresse unten) und mir Ihre Einschätzung geben. Was wünschen Sie sich? Was fehlt Ihnen? Ich bin auf Ihre Einschätzung gespannt

Noch eines ist mir sehr wichtig an dieser Stelle – kurz zu erläutern, warum es hier verschiedene Ebenen und Sichtweisen gibt, die bei einem solchen Fall in den Blick rücken.

Die eine ist eine sehr persönliche: Wir berichten hier über einen Fall, der uns allen sicherlich nahe geht. Als Regionalmedium sind wir nah an unseren Leserinnen und Lesern. Menschen, die direkt betroffen sind, lesen über Nachrichten bei uns. Hier ist eines wichtig: Bei allem Interesse an Einzelheiten wollen wir hier die notwendige Distanz wahren. Unsere Reporter warten etwa nicht vor Krankenhäusern, um irgendwo schnell noch ein Bild machen zu können oder jemanden abzufangen. Wir alle wünschen uns  etwa in diesem Fall zunächst eines: dass die Triererin möglichst bald das Krankenhaus verlassen kann und gesund wird. Wir wünschen sehr herzlich gute Besserung und allen, die der Patientin beistehen, viel Kraft!

Die andere Ebene bei solchen Fällen ist allerdings eine, die abstrahierend sein muss und das große Ganze im Blick hat. Sie wirkt möglicherweise gerade auf Menschen, die wie eben beschrieben direkt betroffen sind, kalt. Hier kann ich nur um Nachsicht und Verständnis bitten. Aber es ist aus meiner Sicht wichtig, die Diskussion abzubilden, ob die Vorteile einer Impfung die Risiken überwiegen. Nach allen Erkenntnissen, die offiziell bekannt sind, ist dies bei allen Impfstoffen, die derzeit verwendet werden, der Fall. Auch hier ist aber eines wichtig: Es kann Erkenntnisse geben, die eine neue Einschätzung notwendig machen.

Wir werden daher weiter den schwierigen Spagat versuchen: Einerseits über den Fall berichten, der heute bekannt geworden ist, und andererseits über die Frage, wie sich die Impfungen bezogen auf Millionen Menschen auswirken können. Wir hoffen, dies gelingt uns – selbst wenn wir niemals so schreiben können, dass immer alle gleichermaßen zufrieden sind. Was aber stets unser Ziel ist: Sie, liebe Leserin, lieber Leser, gut und umfassend zu informieren. Dabei wollen wir schnell und aktuell sein, aber ebenso umfassend berichten und werden bei Bedarf immer offen aktualisieren.

t.roth@volksfreund.de

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