Was sollen wir am Hindukusch?

Wie lange will sich die Bundeswehr am Hindukusch noch lächerlich machen, indem sie vorgaukelt, es handele sich bei ihrem Einsatz in erster Linie um eine Aufbaumission?

Verteidigungsminister Franz Josef Jung wird nicht müde zu erklären, die Bundeswehr befinde sich in Afghanistan keineswegs im Krieg. Was aber ist es dann? Täglich sterben dort Zivilisten und Soldaten, von Frieden ist weniger denn je zu sehen. Auch wenn am Donnerstag ein neuer Präsident gewählt wird, ist das zerstrittene, bettelarme Land Lichtjahre von einem Rechtsstaat entfernt.

Nichts funktioniert wirklich. Es ist ein Geflecht von Lügen und Wortklaubereien, das der Bevölkerung nicht nur in Deutschland vorgaukeln soll, man sei auf einem guten Weg.

Die Taliban sind nach der politisch korrekten Lesart Aufständische. Warum nennt niemand Menschen, die rücksichtslos Selbstmordanschläge verüben, Frauen umbringen, weil sie eine Schule besuchen oder für ihre Rechte eintreten, Terroristen und Mörder?

Warum verweigern die meisten Nato-Staaten seit Jahren die dringend notwendige Truppenverstärkung, um massiv gegen die Taliban vorzugehen?

Wie lange will sich die Bundeswehr am Hindukusch noch lächerlich machen, indem sie vorgaukelt, es handele sich bei ihrem Einsatz in erster Linie um eine Aufbaumission? Militärisch waren die deutschen Soldaten noch nie derart erfolglos. Sie greifen die Terroristen an, und die ziehen sich brav zurück, um wiederzukommen, sobald die Bundeswehr weg ist.

Was ist das für eine Strategie? Welches Ziel kann dieses planlose Kriegspielen haben? Warum wundert sich noch jemand, dass die Lage schlimmer und bedrohlicher wird, statt besser?

Längst ist die Bundeswehr, ist der gesamte Westen Teil des rückwärtsgewandten, weitgehend rechtlosen Systems in Afghanistan. Noch immer ist der gesamte Staatsapparat durch und durch korrupt, einschließlich des amtierenden und zur Wiederwahl antretenden Präsidenten Hamit Karsai.

Nach wie vor ist die Zentralregierung außerhalb der Hauptstadt Kabul weitgehend machtlos, regieren die Warlords in den einzelnen Provinzen, scheren sie sich einen Dreck um Recht und Gesetz. Schließlich wächst die Zahl der Regionen, in denen die Taliban mehr oder weniger ungestört Angst und Schrecken verbreiten können. Und selbst in der Hauptstadt kann von Sicherheit keine Rede sein, wie der jüngste Anschlag gezeigt hat.

Was also wollen wir am Hindukusch, wenn die Verhältnisse für die Menschen dort nicht wirklich besser werden?

d.schwickerath@volksfreund.de

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