Leserbriefe Irreführende Formulierung

Zum Kommentar „Werte kann man nicht eintrichtern“ (TV vom 8. Mai) schreibt Johannes Ludwig:

Werner Kolhoff meint wohl, dass man Werte – auch gute – durch Unterricht nicht vermitteln kann. Oder er zieht mit seiner Formulierung die Qualität der Werte in Zweifel. Oder beides. Oder er missbilligt diese Art der pädagogischen Vorgehensweise. Was er auch immer zu erreichen gedenkt – der Begriff „eintrichtern“ ist nicht nur irreführend, sondern auch falsch, und er trägt mit dazu bei, dass diese Idee, Ausländerkindern zu helfen, zerredet wird. Was will der Werteunterricht? Er will ein Kenntnisdefizit, das Ausländerkinder gegenüber deutschen Kindern haben, so weit wie möglich abbauen. Was Eltern nicht leisten können/wollen (fremde Sprache, anderer Kulturkreis, eingeschliffene Gewohnheiten ...), sollen der Staat, die Schule stellvertretend oder ergänzend übernehmen. Was ist daran schlecht? So wie es eine Selbstverständlichkeit ist, deutschen Kindern zu vermitteln, was Werte sind und was der Umgang mit ihnen bedeutet, genauso richtig und wichtig ist es, Ausländerkinder nicht schlechter zu behandeln, indem man sie von der Wertevermittlung ausschließt. Dass mitunter deutsche Eltern im Bereich der Werte bezüglich der Kenntnis und der Vermittlung ebenso Defizite haben, das ist bedauerlicherweise richtig, aber das schwächt überhaupt nicht die Argumente, die für die Einführung des Werteunterrichts sprechen. Ob diese Maßnahme trotz womöglich desinteressierter oder gar ablehnender Eltern wirkt, kann man nur mit der Lebenserfahrung beantworten: Steter Tropfen höhlt den Stein.

Was wäre die Alternative? Weiter so? Resignation? Kapitulation? Der neue Unterricht sollte altersgemäß ausgerichtet sein und sowohl Theorie als auch – Herr Kolhoff nennt es richtig „Werte leben“ – praktisches Üben beinhalten.

Johannes Ludwig, Trier

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