Leserbriefe Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht

Zu unseren Artikel über US-Präsident Trump und die von ihm angedrohten Handelssanktionen schreint Heinz Erschens aus Kell am See:

Wenn man die Klagen einiger Politiker und Wirtschaftsfachleute ernst nimmt, steht die beispiellose europäische Einigung und die damit verbundene Industrieverflechtung nicht nur wegen des Brexits vor großen Problemen, sonder auch wegen der immer neuen Eskapaden unseres großen blonden „Bruders“ aus Übersee.

Die hochentwickelte, arbeitsteilige Weltwirtschaft sieht sich gezwungen, unter den Ellenbogen des amerikanischen Prädidenten ihre weltweiten Handelsbeziehungen zu überdenken oder abzubrechen, um sich der Gunst Amerikas nicht zu entziehen.

Der Handelskrieger Trump, der inzwischen die Länder Rußland, China, einige Staaten in Süd- und in Mittelamerika, Nordkorea und Iran mit Sanktionen und Embargos überzogen hat, macht nicht nur seinen engsten Verbündeten große Sorgen, sondern auch David Malpass, dem Präsidenten der Weltbank, weil der ungestörte Geldfluss zur Kapital- und Gütervermehrung ins Stocken geraten könnte.

Henry Fowler, ehemaliger amerikanischer Finanzminister, sagte, dass die kapitalistische Idee im freien Handel sich wie ein Hausbrand und Buschfeuer ausbreiten werde, wenn man das Feuer gut schüren würde. Er konnte nicht ahnen, dass Jahre später ein amerikanischer, kapitalistisch geprägter Präsident mit der Losung „Amerika first“ der Weltwirtschaft und dem Geldfluss des freien Handels einen laut hörbaren Knacks geben würde. Der Geldfluss ist vergleichbar mit einem gut funktionierenden Organismus, in dem das Blut durch den fein verzweigten Umlauf in alle Zellen des Körpers gelangt. Wenn es staut, kommt es zum Kollaps. Dann ist auf der einen Seite zu viel und auf der anderen zu wenig. Eine einseitige enorme Geldansammlung verursacht auf der anderen Seite eine Geldknappheit.  Die dann zu erwartenden Auswirkungen sind bekannt. So auch bei Trumps Handelskonflikten, die noch mit der althergebrachten Kanonenbootpolitik und mit Flugzeugträgern untermauert werden.

Solche wilden und erstarrten Strukturen und Denkweisen beseitigen keine Gefahren und lösen keine Konflikte. Ebenso wenig wie die provokanten Nadelstiche wie die Angriffe auf Tanker in der Straße von Hormus, von wem auch immer ausgeführt, zeigen, dass das Geld nur Mittel zum Zweck ist.

Scheinbar ist das Schema, in dem die irakischen Massenvernichtungswaffen für einen Überfall herhalten mussten, im Pentagon noch immer nützlich und anwendbar. Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, wenn er auch die Wahrheit spricht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort