Reichskanzler Otto von Bismark konnte die gesamte preußische Verwaltung des Kaiserreiches mit 13 Regierungsräten leiten und verwalten. Mitte der 1970er Jahre erklärte uns der Landrat Dr. Gestrich in mehreren Referaten, wie die Entbürokratisierung im Landkreis Bernkastel-Wittlich zu organisieren sei. Mir fehlte damals schon der Glaube, denn die Frage nach den fünf Regierungsräten zur Anstellung bei der Kreisverwaltung, die dann nicht mehr befördert werden konnten, wollte der Landrat nicht beantworten. Die Blicke der Betroffenen jungen Juristen waren fast tödlich.

Und so ging es munter weiter. 1988 sollte die EDV der Verbandsgemeinde Bernkastel zum 1. Mal für rund 400 000 Mark erneuert/verbessert werden. Der VG-Rat forderte ein Gutachten mit der Fragestellung: „Wie lässt sich eine Personaleinsparung gegenrechnen?“  Kosten Firma Kienbaum: rund 120 000 DM. Das Ergebnis war, wir mussten zusätzlich sechs  Mitarbeiter neu einstellen. (circa 300 000 DM jährlich). Eine Meisterleistung der Verwaltung.

Unter Bürgermeister Hangert wurde die Fusion der Verbandsgemeinden  Bernkastel-Kues und Neumagen-Dhron beschlossen. Hangert erklärte in vielen Bürgerversammlungen, dass durch diese Fusion „große Synergieeffekte“ erreicht werden können und die Verwaltung effizienter wird. Bei heutiger Betrachtung des Haushalts- und des Stellenplans der fusionierten Verbandsgemeinden ist ein großes Fragezeichen zu setzen.

Wo Häuptlinge sind - braucht jeder viele Indianer, um besonders „wichtig“ zu sein. Entbürokratisierung der planwirtschaftlichen Bürokratie ist fast nicht möglich, auch wenn der politische Wille sehr stark ist. Jeder Häuptling braucht fast 40 Prozent  seiner Arbeitszeit, um Sicherungen um sich herum aufzubauen.

Mein einfacher Vorschlag: „alle Abteilungsleiter verantworten das Budget ihrer Abteilung und liefern eine anständige 100-prozentige Arbeit ab. Alle politischen, gewählten Beamten wie Bürgermeister, Landräte und die Landesregierung übernehmen endlich mal wieder persönlich die Verantwortung für die beschlossenen Haushalte. Und das alles ohne überteuerte Beratungsgesellschaften, die heute für jeden Blödsinn zugekauft werden, um selbst keine Verantwortung übernehmen zu müssen. Entbürokratisierung der Verwaltungen: „Herr, ich höre die Worte – aber mir fehlt der Glaube.“