Eine Baumsatzung für Bitburg Grüne wollen mehr Grün: Die Satzung für Setzlinge

Bitburg · Bäume sollen nicht einfach so mir nichts, dir nichts gefällt werden dürfen. Jedenfalls nicht, wenn es nach Bitburgs Grünen geht. Die haben eine Diskussion um eine Baumsatzung angestoßen. Das Ziel: Wer fällt, muss auch neu pflanzen.

 Die Grünen möchten alte Bäume – wie die hier  in der Retheler Straße – mit Hilfe eine Satzung schützen.

Die Grünen möchten alte Bäume – wie die hier  in der Retheler Straße – mit Hilfe eine Satzung schützen.

Foto: TV/Maria Adrian

Bitburg baut. Bauträger bauen. Und Privatleute natürlich auch. Und so entstehen an allen Ecken und Enden der Stadt neue Wohn- oder Geschäftshäuser, und nicht selten müssen dafür Bäume weichen, um Platz für die Neubauten zu schaffen. Das wollen Bitburgs Grüne nicht länger hinnehmen und machen sich für eine Baumsatzung stark.

Eine solche Satzung gibt es etwa in der Stadt Mannheim und die haben die Grünen als Beispiel vorgelegt, um deutlich zu machen, was sie sich auch für Bitburg wünschen. Kern der Mannheimer Satzung: Alle Bäume, die einen Stammumfang von mehr als 60 Zentimetern haben, stehen unter Schutz. Es geht dabei ums Stadtklima, das Stadt- und Landschaftsbild und den Naherholungsraum, aber auch die Sicherung der Lebensstätten für Tier- und Pflanzenwelt.

Deshalb ist es verboten, die unter Schutz stehenden Bäume ohne Erlaubnis zu fällen, sondern im Gegenteil: „Die geschützten Bäume sind artgerecht zu nutzen, zu pflegen und zu erhalten“, heißt es in der Mannheimer Satzung. Ausnahmen sind möglich – etwa wenn kein Licht mehr in die Fenster eines Gebäudes dringt oder der Baum marode ist und umzustürzen droht. Ist ein Fällen unausweichlich, regelt die Satzung zudem, wie und wo der Grundstückseigentümer für Ersatz zu sorgen hat.

Diese Idee wollen die Grünen nun auch für Bitburg umsetzen. So stehen etwa auf den ehemaligen Spielplätzen am Sperberwäldchen und in der Retheler Straße, die die Stadt als Bauland verkaufen will, alte Ahornbäume und Ulmen.

„Was passiert mit denen, wenn die Grundstücke den Besitzer wechseln?“, fragte Peter Berger, der das Anliegen seiner Partei im Stadtrat vorstellte. Bei großen Bauprojekten müsse es das Ziel sein, wenn schon nicht auf dem entsprechenden Grundstück, dann doch zumindest auf einer Ausgleichsfläche neu zu pflanzen.

„In einer Baumschutzsatzung sehen wir einen weiteren Baustein zum Klimaschutzkonzept unserer Stadt“, sagte Berger. Und für besonders große Bäume – gemessen am Stamm- und Kronenumfang – sollen nach dem Konzept der Grünen auch gleich zwei oder drei Setzlinge fällig werden.

Grundsätzlich schlecht fand die Idee im Stadtrat niemand. Aber was die Umsetzung angeht, gab es jede Menge Bedenken. Thomas Mutsch (CDU) findet etwa den Aufwand zu hoch, den die Verwaltung betreiben müsste, um die Bäume zu erfassen, aber auch, um zu kontrollieren, wie mit den schützenswürdigen Bäumen umgegangen wrd.

Auch sonst blieb der große Applaus aus. „Mir erschließt sich der Bedarf an einer solchen Satzung nicht“, sagte Patric Nora (FDP) und fügte hinzu: „Auch, wenn meine Parteikollegin (Marie-Luise Niewodniczanska) einen ähnlichen Antrag in Vorbereitung hat.“ Dass die beiden FDP-Kollegen je ihren eigenen Kopf haben, ist inzwischen klar. Zwar findet Nora, dass der Vorstoß in die richtige Richtung gehe, aber schwer umsetzbar sei. Petra Solchenbach (FBL) fürchtet, dass der Schuss nach hinten losgehen könnte: „Wenn wir Privatleute derart reglementieren, pflanzen die erst gar nichts mehr, bevor sie sich nachher um Ausnahmegenehmigungen bemühen müssen.“ Ähnlich Mark Regelski (SPD): „Dann fällen die Leute ihre Bäume, bevor diese den entsprechenden Stamm- und Kronenumfang erreichen.“

Heiko Jakobs (SPD) wiederum sieht es anders: „Teilweise verschwinden ortsbildprägende Bäume einfach so.“ Aber auch er kann sich noch nicht so recht vorstellen, wie sich das Ganze praktikabel umsetzen ließe. Für Jürgen Weiler (CDU) steht fest: „Das wird alles zu aufwändig. Bei Neubauten könnten wir das auch über die Bebauungspläne regeln, wie viele Bäume neu zu pflanzen sind, wenn alter Bestand gefällt werden muss.“

Willi Notte (Liste Streit) hingegen gefällt die Idee: „Jenseits vom Klimaschutz geht es ja auch um das Stadtbild und Naherholungsräume. Die Baumsatzung ließe sich weiterentwickeln in Richtung einer Grünflächenplanung, bei der die ganze Stadt bedacht wird.“ Schließlich seien manche Bäume ähnlich identitätsstiftend wie Gebäude.

Am Ende entschied sich der Rat fürs Erste weder für noch gegen den Vorschlag der Grünen, sondern beauftragte die Verwaltung, einen konkreten Vorschlag für eine Baumsatzung zu erarbeiten, bevor weiter beraten wird.

Ihre Meinung: Braucht Bitburg eine Baumsatzung? Oder ist das alles viel zu aufwändig? Schreiben Sie uns Ihre Meinung an eifel@volksfreund.de (bitte mit Namen und Wohnort).

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