Inklusion Gelebte Inklusion in Baumwipfeln bei Kell am See

Trier/Kell am See · Mit ihrem Projekt Barrierefreies Baumhaus in Kell am See ermöglicht die Erlebniswerkstatt Saar Kindern mit und ohne Handicap gemeinsame bereichernde Erfahrungen und Entspannung im Wald.

 Bei dem Projekt Barrierefreies Baumhaus der Erlebniswerkstatt Saar in Kell am See können auch Rollstuhlfahrer ganz neue Erfahrungen sammeln.

Bei dem Projekt Barrierefreies Baumhaus der Erlebniswerkstatt Saar in Kell am See können auch Rollstuhlfahrer ganz neue Erfahrungen sammeln.

Foto: Erlebniswerkstatt Saar

Nachdem die Erlebniswerkstatt Saar e.V. seit mehreren Jahren Jugendprojekte und Ferienfreizeiten rund um das Thema „Baumhaus“ angeboten hat, erhalten jetzt auch Kinder und Jugendliche mit Handicap die Gelegenheit, die Faszination Baumhaus zu erleben. Ziel des Inklusions-Projekts ist es, das bereits bestehende Baumhaus-Dorf in Kell am See gemeinsam mit Jugendlichen ohne Handicap barrierefrei umzubauen und zu erweitern.

An insgesamt 30 Aktionstagen sollen über einen Zeitraum von zwei Jahren weitere Plattformen entstehen, ein mit Rollstühlen befahrbarer Steg von der Straße bis zum Baumhaus gebaut, Möbel aus Holz hergestellt und schöne gemeinsame Stunden auf dem Baumhaus verbracht werden. Das Projekt wird über die Aktion Mensch komplett finanziert, so dass für die Teilnehmenden keine Kosten anfallen.

Die Schüler der Trierer Treverer-Schule sind die ersten Teilnehmer des Projektes „Barrierefreies Baumhaus“: Ein Schulbus der Treverer-Schule biegt auf den Parkplatz der Jugendbildungswerkstatt in Kell am See ein. Mithilfe eines hydraulischen Lifts werden mehrere Rollstühle – einer mit Elektroantrieb – ausgeladen. Eine Jugendliche kann sich mithilfe eines Rollators relativ gut selbst fortbewegen.

Von hier aus geht es zum Waldrand. Das Baumhaus ist von hier aus schon gut zu sehen – in einer Höhe zwischen zwei und acht Metern hängen derzeit sechs miteinander verbundene Plattformen in den Bäumen. Noch etwa 60 Meter sind es über den unebenen und mit Gestrüpp und Wurzeln durchsetzten Waldboden. Mit Unterstützung der Betreuer geht es voller Elan über Stock und Stein und wenig später stehen alle gemeinsam staunend vor dem eindrucksvollen Baumhaus-Dorf. Soweit geschafft – doch wie sollen die Rollstuhlfahrer hier hochkommen?

Mittlerweile sind alle gehfähigen Kinder und Jugendlichen schon auf den Plattformen unterwegs und erkunden auf eigene Faust, was das Baumhaus so alles zu bieten hat. Die Rollstuhlfahrer werden erstmal mit Klettergurten ausgerüstet. Für sie haben die Trainer der Erlebniswerkstatt Saar e.V. ein Flaschenzug-System aufgebaut, mit dessen Hilfe sie bis auf die höchste Plattform gezogen werden können. Während manche Kinder beim Anblick des Flaschenzugs und der Kletterausrüstung noch etwas skeptisch sind, ist für Louisa völlig klar, dass sie sich als Erste hochziehen lassen möchte.

Nach kurzer Zeit baumelt sie in acht Metern Höhe mitsamt ihrem Rollstuhl am Seil und wird nach einer kleinen Schaukeleinlage behutsam auf der obersten Baumhaus-Plattform abgesetzt. Die gehfähigen Schulkameraden erwarten sie bereits dort oben und finden anerkennende Worte dafür, dass sich Louisa sowas getraut hat.

Nach einer kleinen Verschnaufpause geht es jetzt an die Arbeit: Das Geländer der neuesten Plattform ist noch nicht vollständig. Bretter müssen ausgemessen, abgesägt und dann angenagelt werden. Jeder übernimmt nach Lust, Laune und Fähigkeit eine Aufgabe und so ist das Geländer bald fertig. Doch die Arbeit an der frischen Luft machen müde und hungrig – da kommt die Mittagspause mit belegten Broten und Bratwürstchen genau zur richtigen Zeit. Nach einer zweiten Arbeitsphase, in der am Verbindungssteg zur neuen Plattform gearbeitet wird, ist es schon wieder Zeit sich zu verabschieden.

Die Schüler der Treverer-Schule können auf einen aufregenden und absolut außergewöhnlichen Tag auf dem Baumhaus zurückblicken. Die Trainer der Erlebniswerkstatt Saar e.V. sind vom Engagement und dem Willen der Jugendlichen beeindruckt und haben selbst viel gelernt.

Zum Beispiel dass Inklusion dann am Besten klappt, wenn man Hindernisse nicht einfach als gegeben hinnimmt, sondern gemeinsam überwindet. Wie viel Spaß das machen kann, haben alle an diesem ersten Aktionstagen erlebt.

Derzeit sucht die Erlebniswerkstatt Saar e.V. noch weitere Partner-Organisationen und Einzelpersonen, die Lust haben, sich an dem Projekt zu beteiligen und mit ihren Kindern und Jugendlichen zu den Aktionstagen aufs Baumhaus in Kell am See zu kommen.

Wer sich für die Teilnahme am Projekt interessiert – ob mit oder ohne Handicap – kann sich an Projektleiter Andreas Puschnig unter Telefon 06582/914044 oder per E-Mail an info@erlebniswerkstatt-saar.de wenden.

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