TV-INTERVIEW MARTIN FOLZ Generalchordirektor? „Hübsches Wort!“

Der Trierer Chordirektor über seine Aufgaben im Theater und das 4. Sinfoniekonzert.

 Chordirektor Martin Folz spricht über seine neue Rolle.

Chordirektor Martin Folz spricht über seine neue Rolle.

Foto: Theater Trier

Das 4. Sinfoniekonzert verspricht ein abwechslungsreicher Konzertabend zu werden (Donnerstag, 20 Uhr). Zum Start setzen sich die Bläser des Philharmonischen Orchesters mit Strawinskys „Sinfonien für Blasinstrumente“ rein instrumental in Szene. Es folgt mit Mahlers „Kindertotenlieder“ eine Komposition für Solisten und großes Orchester. Am Schluss steht mit dem Requiem von Gabriel Fauré eine chor­sinfonische Komposition auf dem Programm. Es musizieren der verstärkte Trierer Theaterchor, das Philharmonische Orchester und die Solisten Einat Aronstein, Sopran, und Carl Rumstadt, Bariton. Die musikalische Leitung hat GMD Jochem Hochstenbach. Martin Folz hat die Chorpartien einstudiert. Er wurde an der Musikhochschule Saarbrücken ausgebildet, 1993 bis 2008 leitete er den Trierer Spee-Chor. Im Jahr 1998 erhielt Folz den Preis des besten Nachwuchsdirigenten beim Internationalen Chorwettbewerb in Riva del Garda und wurde im selben Jahr Chorleiter-Stipendiat des Deutschen Musikrats. Seit Frühjahr 2016 leitet Martin Folz den von ihm gegründeten Kinder- und Jugendchor am Theater Trier. Seit Beginn der Spielzeit 2019/20 ist er Chordirektor am Trierer Theater.

Herr Folz, wer wird im 4. Sinfoniekonzert dirigieren?

Martin Folz (erstaunt): Herr Hochstenbach!

Und warum  nicht Sie?

Folz: Weil ich Chordirektor bin am Theater, und im Sinfoniekonzert immerhin zwei Instrumentalkompositionen anstehen – von Mahler und Strawinsky. Ich werde außerdem am 9. Mai das Oratorium „Annelies“ über das Schicksal von Anne Frank dirigieren. Und ich bin auch beim Musical „Oliver“ musikalischer Leiter. Premiere ist am 15. Februar.

Sie fühlen sich nicht zurückgesetzt?

Folz: Nein, in keiner Weise. Ich weiß, was mein Job ist. Und obwohl ich Chordirektor ohne Kapellmeister-Verpflichtung bin, gewährt man mir dennoch viel künstlerischen Freiraum.

Worin besteht eigentlich Ihr Job?

Folz: Ich bin Chordirektor am Theater für drei Bereiche: Den Profi-Bereich, den Amateur-Bereich und den Nachwuchs-Bereich. Das gibt es in Deutschland nicht allzu häufig.

Und wie groß ist die Schar, über die Sie als Generalchordirektor gebieten?

Folz (lacht): Generalchordirektor ist ein hübsches Wort. Vielleicht schlägt sich das mal in der Gehaltsliste nieder. Also: Wir reden zurzeit über rund 190 Personen.

Die Idee, das Requiem von Gabriel Fauré in diesem Sinfoniekonzert aufzuführen, kam die von Herrn Hochstenbach?

Folz: Also, wir haben in der letzten Spielzeit das Requiem von Mozart aufgeführt. Ich wurde kurz danach zum Chordirektor ernannt, und Hochstenbach sagte: „Wie schön, dass du kommst. Ich brauche immer einen Chor-Spezialisten“. Und dann haben wir uns nach einigen Diskussionen am Ende für das Fauré-Requiem entschieden.

Der Chor, der im Requiem auftritt, wie setzt sich der zusammen?

Folz: Der Chor besteht aus den 19 Profis, die wir zurzeit am Theater haben und maximal 15 Gästen. Was ich „Gäste“ nenne, hieß früher einmal „Extra-Chor“. Den gibt es nicht mehr als feststehendes Ensemble. Stattdessen kommen Sängerinnen und Sänger für eine Produktion dazu – eben Gäste. Natürlich ist der der von mir gegründete Kinder- und Jugendchor auch ein interessantes Reservoir. Außerdem sind zum ersten Mal vier Jugendliche als Hospitanten dabei. Das sind Talente, die wir in Oper und Konzert dringend brauchen.

Von außen gesehen ist der Theaterchor ja ein Gebilde, das vor allem möglichst laut singen soll.

Folz: Die Zeiten sind – Gott sei Dank – schon seit längerem vorbei. Natürlich muss sich der Chor gewissermaßen einpegeln – das Fauré-Requiem ist ja nun kein Stück zum Brüllen. Aber jetzt habe ich nach 40 Jahren Chorleiter-Tätigkeit zum ersten Mal die Möglichkeit, auf Nuancen einzugehen, was vorher aus technischen Gründen eine Überforderung war. Das ist eine angenehme Arbeit, und uns als Profis im Theater tut es richtig gut, neben der großen Oper auch kleiner besetzte Musik aufzuführen. Wir dürfen jetzt in jeder Spielzeit ein Chorprojekt für uns alleine erarbeiten. Wir wollen dabei auch noch kleinere Formate testen – Chor a cappella oder mit Klavier etwa – und damit auch in der Region auftreten.

Was das Requiem von Fauré angeht – wie gehen Sie mit solch einem Werk um?

Folz: Also zunächst einmal: Ich habe Kirchenmusik studiert, und mir liegt diese sakrale Musik aus Frankreich sehr am Herzen. Ich mag dieses Mystische dieser Musik, ihre feineren Strukturen Das war immer so meine Musik. Ich freue mich  sehr auf die Aufführung!

Interview: Martin Möller

4. Sinfoniekonzert am Donnerstag, 30. Januar, 20 Uhr, im Trierer Theater.
Zu hören sein werden Werke von Strawinsky, Mahler und Fauré. Einat Aronstein, Sopran, Carl Rumstadt, Bariton, Theaterchor Trier, Einstudierung Martin Folz, Philharmonisches Orchester Trier, Leitung Jochem Hochstenbach (Generalmusikdirektor)

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