Vinyl der Woche: Mbube – Solomon Linda Sein Werk, aber nicht seine Einnahmen

Serie · Solomon Linda erschuf einst einen der bekanntesten Songs der Musikgeschichte. (Finanziell) gewürdigt wurde er dafür allerdings nie wirklich.

The Story Of Solomon Linda

The Story Of Solomon Linda

Foto: Gallo Music Productions

Ich wette, ich habe einige von Ihnen erwischt, liebe Leserinnen und Leser. Ist es doch häufig bei unserer wöchentlichen Reise durch die Musikgeschichte so, dass Sie den Titel lesen und eine Melodie im Ohr haben (oder zumindest wissen, worum es geht), glaube ich, dass es hierbei anders ist. Interessierte der Musikgeschichte dürften Solomon Linda und Mbube aber dennoch ein Begriff sein. Um die Geschichte, von der ich heute schreibe, von ihren Anfängen erlebt zu haben, müssten Sie jedoch bereits in die Jahre gekommen sein. Denn Anlass ist der 60. Todestag von Solomon Linda.

Also, für diejenigen, die es nicht wissen: Wer war dieser Mann? Fangen wir ganz vorne an. Solomon Linda wurde 1909 in Südafrika geboren. Zur Musik kam er in der Schule im Mzinga-Tal, knapp 500 Kilometer von Johannesburg gelegen. Er begleitete damals den afro-amerikanischen Gospelsänger Orpheus McAdoo bei seiner Tournee durch Südafrika. Bis Linda in den Dreißigern selbst eine Band gründete, die Evening Birds. Sie nahmen zwei Platten auf, darunter eine mit dem Song Mbube – seinem größten Erfolg, der Solomon Linda zu einem der beliebtesten schwarzen Musiker Südafrikas machte.

Er war Beliebt – aber arm. Denn eines der Probleme war, dass man die Platten im einzigen Tonstudio südlich der Sahara aufnahm. Dieses hatte der Italiener Eric Gallo mit nach Afrika gebracht. Im Gegenzug für die Aufnahmen überließ Linda den Gallo Studios die Rechte an Mbube – für nur 20 südafrikanische Schilling. 1962 starb Solomon Linda. Verarmt, in einem Township. Nierenversagen. Seine Nachkommen konnten nicht einmal seinen Grabstein bezahlen.

Und Mbube? Das heißt übrigens auf Deutsch „Löwe“, vielleicht kommen Sie langsam drauf. Der Song wurde schon vor Lindas Tod immer bekannter. Der Produzent Griffiths Motsieloa schickte die Aufnahme nach England und ließ Schallplatten produzieren, von denen schnell 100.000 Stück verkauft wurden. Noch bekannter wurde Mbube, als der Folkmusiker Pete Seeger ihn mit seiner Band The Weavers einspielte. Da Seeger den Text (er war auf isiZulu geschrieben) nicht verstand, änderte er den Refrain von uyembube auf wimoweh (jetzt kommen Sie aber drauf!) ab. Die Version erreichte die US-Top-20.

Die Tokens setzten noch einen drauf, der Komponist George David Weiss textete den Song um, es entstand The Lion Sleeps Tonight (jetzt aber!). Die Folge: Platz eins der US-Charts 1961, Einnahmen von geschätzt 20 Millionen US-Dollar. Von all dem sah Solomon Linda nichts.

Auch (zunächst) nicht davon, dass Disney den Mbube ohne Erlaubnis von Lindas Erben in Der König der Löwen einsetzten. Allein die Vermarktung dieses Songs brachte Disney nach Rolling-Stones-Angaben 15 Millionen US-Dollar ein.

Aber: Hier bekamen die Erben Recht. Denn nach südafrikanischem Urheberrecht gehen die Rechte für einen Song 25 Jahre nach dem Tod des Komponisten (also hier 1987) an die Erben zurück. So musste Disney etwa umgerechnet 1,25 Millionen Euro an die Nachkommen Solomon Lindas zahlen.

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