Opern digital Gegen die Flaute: Opern feiern Premieren und Kultstücke im Netz

Berlin · (dpa) Gefeierte Neuinszenierungen oder jahrzehntealte Kostbarkeiten: Die Corona-Krise beschert Opernfreunden eine große Auswahl an Highlights – und das kostenlos. Denn wegen der Pandemie sind die Opernhäuser weltweit geschlossen und stellen ihre musikalischen Schätze ins Internet.

 Die Oper „Parsifal“ mit Robert Holl (links) als Gurnemanz und Johan Botha als Parsifal an der Wiener Staatsoper ist erneut zu sehen.

Die Oper „Parsifal“ mit Robert Holl (links) als Gurnemanz und Johan Botha als Parsifal an der Wiener Staatsoper ist erneut zu sehen.

Foto: picture-alliance / dpa/Herbert_P._Oczeret

Der weltberühmte Künstler Georg Baselitz besorgte das Bühnenbild, auf der Bühne drängten sich die Stars: Mit der Neuinszenierung von Richard Wagners letzter Oper „Parsifal“ wurden im Juni 2018 an der Bayerischen Staatsoper die Münchner Opernfestspiele eröffnet. Am Pult stand Kirill Petrenko, Jonas Kaufmann sang die Titelrolle, Christian Gerhaher den Amfortas, René Pape den Gurnemanz und Nina Stemme die Kundry. Als Video-on-Demand ist die Inszenierung bis zum 11. April zu sehen.

Der Wiener Künstler André Heller gab erst vor kurzem, im Februar 2020, sein Debüt als Opernregisseur: An der Berliner Staatsoper Unter den Linden inszenierte er den „Rosenkavalier“ von Richard Strauss. Gefeiert wurde die Sängerriege, angeführt von Camilla Nylund als Feldmarschallin und Günther Groissböck als Baron Ochs. Am Pult stand der 83-jährige Zubin Mehta. Das Video ist verfügbar bis 29. Juni in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Weltstar Anna Netrebko steht in der Metropolitan Opera in New York virtuell auf der Bühne: Als Lady Macbeth in Verdis „Macbeth“ am 4. April. An ihrer Seite waren in der Aufführung vom Oktober 2014 Zeljko Lucic in der Titelrolle, René Pape als Banquo und Joseph Calleja als Macduff. Es dirigierte Fabio Luisi. Außerdem im Programm der Met: Bizets „Perlenfischer“ (3. April, mit Diana Damrau) und Bellinis „Norma“ (5. April).

Das Opernhaus Zürich präsentiert in der Karwoche, vom 5. bis 11. April, Verdis „Messa da Requiem“ in einer Koproduktion von Oper und Ballett Zürich. Inszeniert hat 2016 der deutsche Choreograf und Regisseur Christian Spuck, ihn interessiert „der verwundbare und hilflose Mensch auf der Suche nach Trost“, wie es in der Ankündigung heißt. Premiere war 2016.

Wer noch einmal den 2016 verstorbenen südafrikanischen Tenor Johan Botha erleben will, hat bei der Wiener Staatsoper Gelegenheit: Am 9. April ist Wagners „Parsifal“ in einer Vorstellung vom April 2015 zu sehen. Unter der musikalischen Leitung von Adam Fischer singt Botha die Titelrolle. Bereits am 5. April zeigt das Opernhaus am Ring „Elektra“ von Richard Strauss (eine ganz aktuelle Vorstellung vom 15. Februar 2020) mit Semyon Bychkov am Pult, Waltraud Meier als Klytämnestra und Christine Goerke als Elektra.

Tschaikowskis weltberühmtes Ballett „Schwanensee“ zeigt die Opera national de Paris bis zum 5. April. Die Choreografie aus dem Jahr 1984 stammt von dem unsterblichen russischen Tänzer und Choreografen Rudolf Nurejew (1938-1993). Vom 27. April bis 3. Mai folgt „Carmen“ von Georges Bizet in einer Inszenierung von Calixto Bieito. Die von Gewalt und Sex dominierten Versionen des katalanischen Regisseurs sorgen oft für Aufsehen. Täglich zu sehen und hören ist „Les Indes Galantes“ von Jean-Philippe Rameau. Die barocke Ballettoper wurde von dem französischen Jungregisseur Clément Cogitore mit Krump aufgemischt, einem expressiven Freestyle-Tanz. Die Neuinszenierung feierte in Paris im Herbst 2019 Premiere.

Bis zum 19. April präsentiert die Oper La Monnaie in Brüssel die Oper „Frankenstein“ des amerikanischen Komponisten und Sound-Designers Mark Grey in einer futuristischen Inszenierung von Alex Ollé, einem der künstlerischen Leiter der berühmten katalanischen Theatergruppe „La Fura dels Baus“. Die Uraufführung des Werkes, das an einen Science-Fiction-Film erinnert, fand an der Monnaie im März 2019 statt. Ende April schließen sich die Türen für „Macbeth Underworld“, die jüngste Oper des zeitgenössischen Komponisten Pascal Dusapin, die von dem französischen Jungstar Thomas Jolly inszeniert wurde.

In der DutchNational Opera in Amsterdam wurde die für 13. März geplante Weltpremiere von „Ritratto“ von Willem Jeths ins Netz verlegt und ist seitdem dort zugänglich. Für die Oper hat sich der niederländische Komponist von einem Frauenporträt des italienischen Meisters Giovanni Boldini inspirieren lassen.

Das Bolschoi Theater in Moskau taucht erstmals in die virtuelle Welt ab und zeigt gleich mehrere seiner stets ausverkaufen Ballett- und Opernaufführungen. Bis zum 10. April sind noch der „Nussknacker“ in einer historischen Aufführung sowie die Nationaloper „Boris Godunow“ zu sehen.

Die Silhouette des Sydney Opera House ist weltberühmt. Am 3. April ist Australiens jährlicher Tanzwettbewerb der Aborigines mit mehr als 350 Künstlern zu sehen. Am 4. April erklingt Beethovens „Neunte Sinfonie“.

Opernstars früherer Zeiten wie Dietrich Fischer-Dieskau, Josef Greindl, James King, Christa Ludwig oder Martha Mödl sind in Aufführungen zu sehen, die die Deutsche Oper Berlin zeigt. Im Online-Programm sind unter anderem „Otello“ und „Don Carlos“ von Giuseppe Verdi, „Fidelio“ von Ludwig van Beethoven und „Don Giovanni“ von Wolfgang Amadeus Mozart. Die Aufzeichnungen sind jeweils für 48 Stunden abrufbar.

(dpa)
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