Unwetter Starkregen hält an: Feuerwehren an der Mosel bereiten sich auf lange Nacht vor – Warnung vor kreisweiten Stromausfällen (Update 21.45 Uhr)

Bernkastel-Kues · Bäche und Flüsse quellen über, Straßen sind überflutet, Keller laufen voll. Wittlich, Dreis, Hetzerath und das gesamte Salmtal sowie andere Teile der Verbandsgemeinde Wittlich-Land und der VG Traben-Trarbach hat es besonders schlimm getroffen. Die Feuerwehren sind im Dauereinsatz und bereiteten sich auf eine lange Nacht vor.

Fotos: Hochwasser 14. Juli 2021 in Salmtal, Binsfeld und Niederkail
49 Bilder

Land unter im Salmtal – Tief Bernd lässt Bäche und Flüsse anschwellen

49 Bilder
Foto: TV/Hans-Peter Linz

Update von 21.45 Uhr: Ortsdurchfahrt Binsfeld gesperrt, Kailbach tritt über die Ufer

Binsfeld: Am Abend wurde die B50 in der Ortsdurchfahrt Binsfeld gesperrt, da der Linsenbach die Fahrbahn und etliche Grundstücke überflutete. Die Keller einiger Häuser zwischen Bahnhofstraße und Kirchstraße liefen voll Wasser. Die Kanalisation konnte die Wassermassen, die von der Airbase Spangdahlem in Richtung Binsfeld strömten, nicht mehr aufnehmen. Auch die Landesstraße 46, die direkt an der Airbase entlangführt, wurde stellenweise überflutet.

Niederkail: In Niederkail trat der Kailbach über die Ufer und überflutete großflächig Grundstücke und Straßen. Die Anwohner versuchten mit Sandsäcken und anderen Barrikaden das Eindringen des Wassers in ihre Häuser zu verhindern.

Fotos: Hochwassereinsatz an der Mosel und in der Eifel im Juli 2021
92 Bilder

Eindrücke vom Hochwassereinsatz an der Mosel und in der Eifel

92 Bilder
Foto: Roland Morgen

 Unser Text von 20.30 Uhr:

Die Welt geht unter. So scheint es zumindest. Aus einem bleigrauem Himmel fällt ununterbrochen Regen. Er lässt die Flüsse anschwellen, Straßen überfluten und Keller volllaufen. Auf einer Straße in Hetzerath ringen Fische um ihr Leben, weil die Fluten sie aus ihren Fischteichen geschwemmt haben.Selbst die Ortsdurchfahrt von Hetzerath ist wegen des Hochwassers gesperrt, alles steht unter Wasser.

Es herrscht Land unter. Für die Feuerwehren in Bernkastel-Wittlich beginnt eine lange Nacht. Der Kreis richtet am späten Nachmittag einen Krisenstab ein. Von Bernkastel-Kues aus werden die Einsätze nun gesteuert und koordiniert. „Die Wehrleitungen vor Ort sind zuständig. Wenn ihnen aber Personal oder Material fehlen, etwa Sandsäcke, versucht die technische Einsatzleitung ihnen das Benötigte zuzuteilen“, sagt Kreissprecher Manuel Follmann.

Mit dem Personal könnte es allerdings knapp werden. Alle Mann sind im Einsatz. Üppige Kapazitäten gibt es da kaum. Die  Verbandsgemeinden Wittlich-Land und Traben-Trarbach, vor allem die Orte Reil, Wittlich, Landscheid und das gesamte Salmtal sind von Wassermassen überflutet. Auch der Verkehr ist davon betroffen. Die A 60 wird bereits am frühen Mittwochabend wegen Überflutungen zwischen Spangdahlem und Badem gesperrt. Auch auf der B 49 zwischen Wittlich und Bombogen geht nichts mehr.  Autos fahren bei Wittlich gerade mal 20 oder sogar nur 10 km/h. Zahlreiche Buslinien der Moselbahn stellen ihre Fahrten entlang der Mosel am Nachmittag ein. Der Pegelstand der Lieser bereitet der technischen Einsatzleitung derweil Sorgen. „3,60 Meter lautet die Prognose für heute Nacht. Das ist höher als der höchste Hochwasserstand im Jahr 2002. Das stellt die Stadt Wittlich vor enorme Herausforderungen“, sagt Follmann.  Die Einsatzleitung sei um Polizeibeamte, Bundeswehrsoldaten und Sanitäter  ergänzt worden.  „Noch sind wir auf Stufe 3“, sagt Follmann. „Das heißt, die Verbandsgemeinden und die Stadt Wittlich sind für die Einsätze verantwortlich.“ Im Laufe der Nacht könne sich dies aber noch ändern. Wenn Häuser evakuiert werden müssten, werde man darüber entscheiden, ob Stufe 4 ín Kraft tritt. Ab dann hat der Kreis Bernkastel-Wittlich das Sagen.

Bereits am Nachmittag haben die Regenfälle die Feuerwehren im Landkreis Bernkastel-Wittlich in Alarmbereitschaft versetzt. 40 Einsatzstellen meldet Jörg Teusch, Chef der Kreisfeuerwehr, gegen 16 Uhr. Besonders heftig war es am Nachmittag bereits in Wittlich-Land, Wittlich und in Dreis ebenso wie in der Verbandsgemeinde Traben-Trarbach. Schon da ist abzusehen, dass das erst der Anfang ist. Das Technische Hilfswerk wird alarmiert, Stabsstellen aufgebaut. Teusch sagt voraus: „Mein Prognose ist, dass es heute noch bis 24 Uhr zu einigen Überflutungen kommt.“

Der Verbandsgemeinderat Wittlich-Land, der sich am Mittwochabend in Dreis treffen wollte,  sagt die Sitzung wegen des Unwetters ab.

Bereits am frühen Nachmittag hatte die Freiwillige Feuerwehr in Maring-Noviand im Ortsteil Siebenborn mehr als 500 Sandsäcke abgefüllt. Wie Thomas Edringer, Chef der Feuerwehren der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues, dem TV mitteilte, sei die Gefahrenlage außergewöhnlich.

Starkregen am 14. Juli 2021: Feuerwehren an der Mosel  im Dauereinsatz
Foto: TV/Thomas Edringer

Zwar sei durch Erfahrung und örtliche Gegebenheiten bekannt, in welchen Bereichen am ehesten mit Überschwemmungen zu rechnen sei, das Ausmaß aber könne die Feuerwehr nur schwer abschätzen. „Bereits am Dienstagabend begann die Dhrontalsperre überzulaufen, weshalb dort Sicherungsmaßnahmen getroffen werden mussten. Jetzt kommt es auf die Niederschlagsmenge in der Eifel an und wie schnell diese abfließt“, sagt Edringer.

Der schlimmste Fall könnte eintreten: Wittlich, Platten und im Ortsteil Siebenborn (Maring-Noviand) laufen voll, weil dort die Lieser entlangläuft, die aus der Eifel in die Mosel fließt In Kesten und Lieser wurden die Dammtore am Nachmittag geschlossen. 

Am Abend wurden mehrere Straßen gesperrt, darunter auch die Strecke Minheim-Kesten-Lieser.

Am Abende meldete die Technische Einsatzleitung (TEL) des Katastrophenschutzes des Landkreises Bernkastel-Wittlich bis in die frühen Abendstunden mehr als 80 Einsatzlagen.

 Unterstützung hatten die Wehren  des Landkreises Bernkastel-Wittlich laut Kreisverwaltung auch durch die personelle Unterstützung der Katastrophenschutzbereitschaft des Landkreises Trier-Saarburg.

Die TEL warnte am Abend vor langanhaltenden und kreisweiten Stromausfällen, die  nicht auszuschließen seien.

 Mit Blick auf die aktuellen Entwicklungen sprach die Technische Einsatzleitung folgende Empfehlungen beziehungsweise Warnungen aus:

 • Bitte meiden Sie Überschwemmungsgebiete und bleiben Sie nach Möglichkeit zu Hause. 

• Beobachten Sie die Pegelstände der Gewässer, Flüsse und Bäche in Ihrer Nähe und beachten Sie auch die Prognosen unter www.hochwasser-rlp.de.

• Achten Sie auf Durchsagen von Feuerwehr und Polizei.

• Schützen Sie nach Möglichkeit Ihr Eigentum, zuvorderst jedoch Ihre Gesundheit.

• Im Falle eines Stromausfalles bewahren Sie bitte Ruhe. Sollte das Absetzen eines Notrufes erforderlich und über das Mobilfunknetz nicht möglich sein, suchen Sie bitte das Feuerwehrgerätehaus auf.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort