Aus dem TV-Archiv Polizeipsychologin: „Die wenigsten Auto-Anzünder sind Pyromanen“

Trier · Im Trierer Messepark sind in den vergangenen Tagen zwei Autos ausgebrannt. In der Nacht zum Dienstag ging in Trier-Ehrang ein Lieferwagen in Flammen auf. Die Polizei vermutet Brandstiftung. Im Herbst 2017 hatte es eine ähnliche Brandserie in Trier gegeben. Der TV hat damals ein Interview mit Experten der Polizeihochschule gesprochen. Hier das Interview aus unserem Archiv:

 Binnen weniger Tage sind unter dem westlichen Brückenkopf der Konrad-Adenauer-Brücke zwei Autos abgebrannt. Der erste – ein schwarzer Fiesta – am Donnerstag, 28. November, gegen 17.50 Uhr. Am Sonntag, 1. Advent, rückte die Berufsfeuerwehr dann zum zweiten Mal – fast genau zur gleichen Uhrzeit wie beim ersten Mal – unter die Brücke am Messepark aus. Diesmal brannte ein roter Citroen, ebenfalls ein Kleinwagen.

Binnen weniger Tage sind unter dem westlichen Brückenkopf der Konrad-Adenauer-Brücke zwei Autos abgebrannt. Der erste – ein schwarzer Fiesta – am Donnerstag, 28. November, gegen 17.50 Uhr. Am Sonntag, 1. Advent, rückte die Berufsfeuerwehr dann zum zweiten Mal – fast genau zur gleichen Uhrzeit wie beim ersten Mal – unter die Brücke am Messepark aus. Diesmal brannte ein roter Citroen, ebenfalls ein Kleinwagen.

Foto: Polizei Trier

Was treibt Brandstifter an? Warum ausgerechnet Autos? und warum sind Feiuerteufel so schwer zu fassen? Darüber hat der TV mit Experten der Polizeihochschule am Hahn gesprochen. Christine Telser ist Psychologin und Leiterin des Fachgebiets Sozialwissenschaften. Kriminalhauptkommissar Josef Recktenwald unterrichtet Kriminalwissenschaften.

Trierischer Volksfreund: Besonders gerne stecken Brandstifter offenbar Autos an. Warum?

Recktenwald: „Autos sind verfügbar – sie stehen überall gut zugänglich herum. Dazu kommt, dass es nur ein Streichholz oder ein Feuerzeug braucht, um ein Auto in Brand zu setzen – Brandbeschleuniger ist gar nicht notwendig. Und dann der Effekt: Ein Auto in Flammen sieht ziemlich beeindruckend aus.“

Was treibt Brandstifter an?

Telser: „Die wenigsten sind Pyromanen – also Leute, die aufgrund eines psychiatrischen Problems gar nicht anders können, als Feuer zu legen. Häufig geht es dagegen darum, Macht zu haben, der Gedanke ,Ich entscheide, ob das Auto brennt oder nicht.' Es kann auch Neid dahinterstecken – obwohl dann eher teure Luxusautos brennen. Oder Hass oder Wut – auf eine bestimmte Person oder allgemein. Für Leute, die von solchen Motiven getrieben sind, ist Brandstiftung nur ein Weg von vielen – genauso gut könnten es Vandalismus sein.“

Gibt es so was wie ein Täterprofil?

Telser: „Viele Täter sind jung, männlich, zu Fuß unterwegs und zumindest leicht alkoholisiert. Es gibt auch Frauen, die Brände legen, aber viel seltener als Männer.“

Recktenwald: „Häufig sind es Einzeltäter, aber es gab durchaus schon Fälle, wo Gruppen gemeinsam gehandelt haben – aus Frust und Langeweile etwa.“

Stimmt es, dass Brandstifter von Mal zu Mal immer größere Sachen anzünden?

Telser: „Einen Reiz immer weiter steigern zu wollen, ist typisch für alle Menschen. Lernt ein Brandstifter etwa bei den ersten kleineren Bränden, dass er vermeintlich alles gut im Griff hat und er nicht erwischt wird, kann es sein, dass er sich an größere Dinge wagt – nach Papiertonnen halt Autos und dann irgendwann vielleicht auch so was wie Scheunen oder gar Häuser.“

Warum ist es offenbar so schwer, Brandstifter zu ermitteln?

Recktenwald: „Brandstifter sind meist zu Fuß unterwegs – und können sich so unbemerkt entfernen oder sich unter eine Gruppe Leute mischen. Sie fallen dann kaum auf. Dazu kommt, dass ein Auto leicht anzuzünden ist – es gibt nicht viele Spuren. Und durch das Feuer können Hinweise auf die Täter natürlich auch zerstört werden.“

Was kann der Bürger tun?

Telser: „Aufmerksam sein! Wenn Unbekannte nachts durch die Straße schleichen, kann man ruhig mal ein Auge auf diese werfen oder sie sogar ansprechen. Wer sich beobachtet fühlt, zündelt nicht. Wem etwas verdächtig vorkommt, der soll ruhig zweimal hinschauen – auch, damit er potenzielle Täter anschließend der Polizei beschreiben kann.“

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