Nach Wahlschlappe Triers CDU-Vorsitzender Maximilian Monzel zieht sich zurück, aber Thomas Albrecht steht bereit

Trier · Maximilian Monzel will den Vorsitz der CDU Trier nach der Wahlniederlage abgeben. Das könnte die Stunde des ewigen zweiten Mannes unter den Christdemokraten werden – Thomas Albrecht.

 Max Monzel, Vorsitzender der CDU Trier, zieht sich zurück. Das gab er am Montagabend bekannt.

Max Monzel, Vorsitzender der CDU Trier, zieht sich zurück. Das gab er am Montagabend bekannt.

Foto: Friedemann Vetter

Nach den großen Verlusten der CDU in Trier bei den Kommunalwahlen hat Maximilian Monzel seinen Rücktritt angekündigt. Der Parteivorsitzende sagte dies bei einem Treffen der CDU am Montagabend im Kasino am Kornmarkt. Wahrscheinlich wird er aber noch bis zum Herbst oder bis Ende des Jahres im Amt bleiben, um den Wechsel an der Parteispitze vorzubereiten.

Nach der Wahlschlappe war klar: Beim Treffen mit etwa 60 Parteifreunden wird Monzel klare Worte finden müssen. Und das tat er auch: Er kritisierte seine Partei insgesamt für ihr fehlendes Profil. Den Umgang mit den „Fridays for future“-Demonstrationen stellte er besonders heraus. „Während wir über Ordnungsmaßnahmen diskutiert haben, haben die Grünen die Schüler unterstützt“, sagte Monzel.

Nicht nur die jüngeren Menschen hätte die CDU damit verschreckt, auch bei den Alt-68ern sei so niemand zu gewinnen. Monzel lobte alle Wahlkämpfer, stellte aber hervor, dass alle gemeinsam Fehler gemacht hätten – er inbegriffen. „Wir müssen dahingehen, wo die Leute sind“, forderte er. Youtuber Rezo habe mit seinem Video an zwei Tagen 6 Millionen Menschen erreicht, während sie vor Ort über das Aufhängen von 150 Plakaten diskutiert hätten. Monzel warf Annegret Kramp-Karrenbauer ein Schönreden des Ergebnisses vor, weil diese argumentiert hatte, die CDU habe ihre Wahlziele erreicht. Er selbst sagte dagegen direkt: „Wir haben in Trier ein verdammt schlechtes Ergebnis im Stadtrat erreicht.“

Selbstkritik gab es (“Wir hätten ja auch gegen den Trend etwas erreichen können“), aber ebenso deutliche Worte gegen die Arbeit einzelner Ratsmitglieder der CDU. Beim geplanten neuen Baugebiet in Brubach kritisierte Monzel die fehlende Einigkeit in der CDU. „Wir haben uns nicht alle an den gemeinsamen Beschluss gehalten“, sagte Monzel und ging damit direkt die drei Mariahofer Stadträte Thomas Albrecht, Jutta Albrecht und Thorsten Wollscheid an, die gegen die Pläne gestimmt hatten.

Vor allem Jutta Albrecht griff Monzel an: Diese habe auf Facebook seiner Ansicht nach dafür geworben, für diejenigen zu stimmen, die gegen das Baugebiet Brubach seien. Das war für Monzel, der selbst sagte, durchaus kritisch zu den Plänen zu stehen, ein Affront gegen die anderen Parteimitglieder vor Ort. Die deutlichen Worte Monzels hatten übrigens sofort Folgen: Jutta Albrecht verließ während der Sitzung das Kasino. Auf Nachfrage erläuterte sie am Dienstag, dass sie sehr impulsiv sei und während des Treffens gemerkt habe, dass „es in mir hochsteigt“. Daher habe sie sich zunächst nach hinten begeben und später den Raum verlassen, um zu einer Chorprobe zu gehen. Allerdings sei sie später zurückgekehrt und habe sich mit Monzel noch länger unterhalten. Ihr Fazit dazu „Es ist kein böses Blut zwischen uns geblieben.“ Ihr Mann Thomas Albrecht zeigte sich direkt nach der Rede Monzels übrigens „not amused“ über die Kritik, blieb aber bis zum Ende. Und er suchte mit seiner Frau gemeinsam später ebenfalls noch einmal das Gespräch mit Monzel.

Doch um was ging es eigentlich bei dem genannten Facebook-Post? Jutta Albrecht, die auch Mitglied der Bürgerinitiative (BI) „Rettet Brubach“ ist, hatte am Freitag vor der Wahl von einer Aktion der BI Fotos gezeigt. Darauf trug sie unter anderem einen Mundschutz, um auf die Probleme des geplanten Baugebietes hinzuweisen. Diese Aktion kam wohl nicht nur bei Monzel nicht gut an. Jutta Albrecht selbst verteidigte auch am Dienstag noch das Vorgehen: „Ich bin bekannt dafür, dass ich gerne mal provoziere.“ Das auf Facebook zu zeigen, sei auch ihre „offene Herangehensweise an politische Arbeit“. Sie hätte sich gewünscht, dass die Kritik an sie persönlich herangetragen worden wäre und betonte, dass die drei Mariahofer CDU-Räte immer betont hätten, gegen das Baugebiet zu sein.

Wer nach der Kritik an solchen Aktionen dachte, dass Monzel damit schon am Ende sei, hatte sich geirrt. Er kündigte an, dass es wieder „eine Personenidentität zwischen Fraktions- und Parteivorsitz geben muss“. Da Monzel selbst nicht zur Wahl antrat und daher nicht im Stadtrat ist, ist damit klar: Das war die Ankündigung seines Rücktritts vom Vorsitz der Trierer CDU, die damit vor einer großen Herausforderung steht.

Denn noch ist – das zeigte sich auch bei Gesprächen nach dem Treffen – vollkommen unklar, wer die führende Rolle in der Partei übernehmen soll. Udo Köhler, Spitzenkandidat bei der Ratswahl, erreichte zwar die meisten Stimmen. Er hatte aber bereits einmal den Parteivorsitz inne und an Monzel übergeben – offiziell, weil er beruflich zu stark ausgelastet sei.

Es hatte aber auch immer wieder Kritik gegeben, er führe Partei und Fraktion nicht straff genug. Köhler dürfte damit zumindest für den Parteivorsitz aus dem Rennen sein. Weitere Kandidaten wie Markus Leineweber oder Jörg Reifenberg hätten wohl ebenfalls Probleme, die Anforderungen an die zwei Chefposten unter einen Hut zu bringen.

Und was ist mit Jutta Albrecht? Die von Monzel kritisierte Stadträtin hat es immerhin geschafft, die sechstmeisten Stimmen zu holen - und das obwohl sie auf Platz 15 der Liste platziert war. Doch sie äußerte sich am Dienstag dazu eindeutig: „Ich habe keine Ambitionen auf die Spitzenämter.“ Mit Blick auf den Fraktionsvorsitz sieht Albrecht übrigens immer noch Udo Köhler als Favoriten. Zunächst müsse die Niederlage aber aufgearbeitet und diskutiert werden.

Jutta Albrecht mag keine Ambitionen auf ein Spitzenamt innerhalb der CDU haben – aber möglicherweise ihr Mann Thomas? Der Oberstaatsanwalt gehört seit Jahrzehnten zu den Leistungsträgern der Christdemokraten im Stadtrat, er ist einer der aktivsten Sprecher in den Rats- und Ausschusssitzungen und genießt auch in anderen politischen Lagern hohes Ansehen.

Hat Albrecht den Fraktions- oder Parteivorsitz im Blick? „Nein, ich habe keine besonderen Ambitionen“, sagt er zuerst. Doch das ist kein klares Nein, was er auch sofort im nächsten Satz bestätigt: „Ich stehe jedoch meiner Partei in der besonders schwierigen Situation, in der sie sich derzeit befindet, jederzeit zur Verfügung, in welcher Position auch immer sie es wünscht.“ Das heißt nichts anderes als: Wenn Ihr mich wollt, mache ich es.

Damit wird es in den nächsten Tagen spannend bei der CDU Trier werden. Eventuell gibt es eine erste Vorentscheidung schon am 3. Juni, wenn die CDU-Ratsfraktion sich wieder trifft und dann sicherlich auch über ihre Spitze sprechen wird. Vorerst aber bleibt nach Monzels Rückzug Ratlosigkeit, auch wenn er nach seiner Rede durchaus längeren Applaus für seine Bilanz bekam.

Monzels Rückzug dürfte übrigens in Teilen auch damit zu begründen sein, dass er als Geschäftsführer des Zweckverbands Abfallwirtschaft im Raum Trier (ART) zwei Probleme bei seiner Rolle als Parteivorsitzender hatte. Einerseits war es für ihn sicherlich schwer, genügend Zeit für die Arbeit in der CDU zu finden. Andererseits muss er als ART-Chef immer wieder mit Politikern vor Ort verhandeln. Der Spagat, für die ART zu vermitteln zwischen allen Parteien, aber gleichzeitig für die CDU in den Angriffsmodus zu schalten, ist einer, der auch für den Netzwerker Monzel nur schwer zu schaffen war. Nun wird er ihn wohl bald nicht mehr wagen müssen.

Zum Hintergrund der Wahlen vor Ort: Die CDU hat bei den Ratswahlen Trier mit 24 Prozent mehr als 10 Prozentpunkte gegenüber 2014 verloren. Statt 20 Stadträten wird die CDU nur noch 13 stellen. Die Grünen (26,8 Prozent, plus 10,2 Prozentpunkte) werden mit 15 Räten die größte Fraktion stellen. Die SPD (21,1 Prozent, minus 5,1 Prozentpunkte) wird nur noch 12 Sitze erhalten. Auch bei den Europawahlen gab es für die CDU in Trier große Verluste - 23,7 Prozent bedeuten 11 Prozentpunkte weniger als 2014.

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