Von Kaisersesch nach Gerolstein Eifelquerbahn – Eisenbahn-Fans sind gegen Radweg

Daun/Gerolstein/Niederzissen · Zug endgültig abgefahren? Das könnte passieren, wenn sich niemand findet, der das Eifelquerbahn-Teilstück zwischen Kaisersesch und Gerolstein wieder betreiben will. Kreise und Verbandsgemeinden wollen die Trasse dann kaufen. Aber es regt sich Widerstand.

 Hier rührt sich schon lange nichts mehr, was den Zugverkehr angeht: Der Dauner Bahnhof ist nur noch Anlaufstelle für Radfahrer.

Hier rührt sich schon lange nichts mehr, was den Zugverkehr angeht: Der Dauner Bahnhof ist nur noch Anlaufstelle für Radfahrer.

Foto: TV/Stephan Sartoris

Hinter den Kulissen wird viel spekuliert: Gibt es wirklich einen Interessenten, der das Teilstück der Eifelquerbahn von Kaisersesch bis Gerolstein wieder für seinen ursprünglichen Zweck nutzen will? Aktuell steht die gut 50 Kilometer lange Strecke zum Verkauf – für 426 633,41 Euro, allerdings nur für sogenannte Eisenbahnverkehrsinfrastrukturunternehmen. In der jüngsten Sitzung des Kreistags Vulkaneifel hieß es aus den Reihen der SPD, ihrer Kenntnis nach gebe es einen ernstzunehmenden Interessenten für den Betrieb der Strecke. Auch der Verbandsgemeinderat Kelberg wurde darüber informiert, dass es „aktuell neue Entwicklungen“ gebe, die auf eine erneute Nutzung für einen Bahnverkehr hoffen ließen.

Nachgefragt bei dem, der es wissen müsste, ob sich schon jemand auf die Ausschreibung gemeldet hat: Jörg Petry, Geschäftsführer der Vulkaneifelbahn (VEB) mit Sitz in Gerolstein. Das Unternehmen hatte von 2001 bis 2012 touristische Fahrten mit Schienenbussen und Dampfloks veranstaltet. Petry lässt sich aber nicht in die Karten schauen: „Zum Verfahren, dass vorerst noch bis zum 18. April laufen wird, können wir leider keine Aussagen treffen“, antwortet er auf einen Anfrage des Trierischen Volksfreunds.

Sollte sich am Ende kein Interessent für eine Nutzung als Bahnstrecke finden, will der Kommunale Arbeitskreis (AK) Eifelquerbahn, dem die Verbandsgemeinden Daun, Gerolstein, Kaisersesch, Kelberg und Ulmen sowie die Kreise Cochem-Zell und Vulkaneifel angehören, die Trasse kaufen und die Strecke zu einem Radweg umbauen. Vorrang müsse haben, dass das Teilstück im Besitz der Kommunen komme.

Der AK hatte in den vergangenen Jahren über viele Optionen diskutiert – ohne Erfolg. So blieb am Ende „schlichtweg Resignation“, sagt beispielsweise der Bürgermeister der VG Kelberg, Johannes Saxler.

Gegen einen möglichen endgültigen Verlust der Bahninfrastruktur regt sich nun Widerstand. So zeigt der Arbeitskreis zur Förderung des Schienenverkehrs in einer Presseerklärung „größtmögliches Unverständnis dafür, wie die Landräte und Bürgermeister, die noch 2017 in einer Resolution die Bedeutung dieser Schieneninfrastruktur herausgestellt haben, nun keine zwei Jahre später mitten in einem laufenden Ausschreibungsverfahren eine Zerstörung der Infrastruktur forcieren, statt zumindest erst einmal das Ergebnis der Ausschreibung abzuwarten.“ Eine wirtschaftliche Grundlage, die Teil- oder Gesamtstrecke weiterzubetreiben, scheine möglich zu sein. deshalb wünsche sich der AK „ein konsequentes Bemühen der Kommunalpolitik um einen neuen Betreiber zum Erhalt der Eifelquerbahn“.

Um eine drohende dauerhafte Stilllegung der Strecke abzuwenden, befindet sich derzeit ein neuer Verein in Gründung, mit der Absicht, einen neuen Streckenbetreiber ehrenamtlich bei der Herrichtung der Eifelquerbahn zur Wiederaufnahme des Bahnbetriebs zu unterstützen. Ziel ist der Erhalt der gesamten Strecke von Kaisersesch bis Gerolstein als „verkehrlich bedeutende Eisenbahninfrastruktur“ sowie in einem ersten Schritt die Wiederinbetriebnahme des noch in recht gutem zustand befindlichen Teilstücks von Kaisersesch bis Ulmen, gegebenfalls auch bis Daun.

Die Gründung des Vereins und die Werbung interessierter Mitglieder wird über die Internetseite www.eifelquerbahn.com organisiert und gebündelt. Interessierte haben dort die Möglichkeit, sich der Gruppe  anzuschließen und so ihren Beitrag zum Erhalt der Strecke zu leisten. Hinter der Initiative steht der Vorstand der Interessengemeinschaft Brohltal-Schmalspureisenbahn (IBS). Sie betreibt seit mehr als 40 Jahren eine Schmalspurbahn zwischen Brohl am Rhein und Engeln in der Eifel, auf der der den „Vulkan-Express“ unterwegs ist. Als die Strecke 1987 stillgelegt werden sollte, gründeten Eisenbahnfreunde einen Verein, der die Brohltal-Eisenbahn GmbH anfangs beim Betrieb des Vulkan-Express, in der Werkstatt und bei der Gleisinstandhaltung ehrenamtlich unterstützte und 1992 den Betrieb letztlich über eine eigene Betriebs-GmbH vollständig übernahm.

Seither habe sich die Bahn im Brohltal zu einem „überregionalen Tourismusmagneten mit jährlich bis zu 80 000 Fahrgästen entwickelt“, heißt es in einer Pressemitteilung.  Mit fast täglichen Fahrten sei der kleine Zug fester Bestandteil des touristischen Angebots der Vulkanregion Laacher See und biete 21 Arbeitsplätze.

Der IBS-Vorstand kritisiert das Vorhaben der Kommunen: „Eine Aufgabe und Stilllegung dieser wichtigen und Netzwirkung entfaltenden letzten Verbindungsstrecke zwischen der linken Rheinstrecke und der Eifelstrecke Köln – Trier ist aus unserer Sicht weder sinnvoll noch zeitgemäß. Wer einer Verkehrs- und Energiewende glaubwürdig das Wort reden möchte, kann nicht gleichzeitig den Abriss dieser Strecke befürworten und allen Ernstes einen Radweg fordern!“

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