Trier Von einem, der auszog, die Welt zu sehen - Gladiator Robert Nortman im Porträt

Trier · Vor dem Heimspiel gegen die Paderborn Baskets am Samstagabend (20 Uhr) spricht Gladiator Robert Nortmann im TV über drei Pässe, Hamburg und eine Handy-App.

 Robert Nortmann (Mitte) spielt seit Dezember für die Gladiators Trier.

Robert Nortmann (Mitte) spielt seit Dezember für die Gladiators Trier.

Foto: TV/Hans Krämer

Es ist Punkt 14 Uhr an diesem verregneten Tag Ende Januar, als sich die Tür der Trierer Tourist Information vor der Porta Nigra öffnet. Heraus tritt: Robert Nortmann. „Ich habe mich drinnen mal umgesehen“, sagt er mit einem breiten Grinsen im Gesicht zur Begrüßung. Er kennt sich aus, vergangene Woche ist er auch schon rund um die Porta unterwegs gewesen, hat den Stadtführer gegeben, denn seine Freundin aus Kanada war für eine Woche zu Besuch. „Ich habe ihr die Stadt gezeigt, auch in Luxemburg waren wir, aber nicht zum Tanken, wie so viele andere hier“, erzählt der 30-Jährige und fängt kräftig an zu lachen. „Sie hat so viele Bilder geschossen, hier ein Foto, da ein Foto, ihr hat’s richtig gut gefallen.“

Auch Nortmann fühlt sich wohl in Trier, wie er betont. „Es ist schon etwas Besonderes, in einer Stadt mit solch einer grandiosen Geschichte zu leben.“ Seit kurz vor Weihnachten spielt er für die Römerstrom Gladia­tors Trier in der 2. Basketball-Bundesliga, wechselte vom kanadischen Erstligaclub Windsor Express zum Team von Trainer Marco van den Berg, mit dem er am Samstag im Heimspiel auf die Paderborn Baskets trifft (20 Uhr/Arena Trier).

Wenn der 2,08 Meter große und 109 Kilogramm schwere Center beginnt, aus seinem Leben zu erzählen, dann klingt das irgendwie nach einer Weltreise – einer Weltreise zu Orten, an denen andere Urlaub machen. Einer Weltreise, auf der Nortmann in Trier nun den nächsten Stopp eingelegt hat. Ein Stopp allerdings, der für den 30-Jährigen aus familiären Gründen kein gewöhnlicher ist – aber dazu später.

Robert Nortmann
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Sagen Sie jetzt nicht’s: Gladiator Robert Nortmann antwortet ohne Worte!

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„Geboren“, so erzählt der Defensivspezialist, der schon im Förderprogramm des Basketball-Showteams der Harlem Globetrotters stand,  „geboren bin ich auf den Bahamas in Nassau, der Hauptstadt“. Sein Vater, ein Architekt aus Kanada, zieht in den 1980er Jahren aus beruflichen Gründen auf die Bahamas, lernt dort Nortmanns Mutter kennen.

„Als ich 13 Jahre alt war, haben wir die Insel verlassen und sind nach Toronto gezogen“, erzählt der bahamaische Nationalspieler – es ist damals die erste gut 2000-Kilometer-Etappe seiner Weltreise. Nach High-School und anschließendem Geschichtsstudium verlässt Nortmann den amerikanischen Kontinent dann zum ersten Mal. Das Ziel: die 15 000 Kilometer entfernte Stadt Newcastle an der australischen Ostküste. „Ich bin zum Zweitligateam Maitland Mustangs gewechselt“, erzählt er nickend. „Das war großartig, speziell, weil ich auch Zeit fand herumzureisen, etwas vom Land zu sehen.“

Nach zwei weiteren Stationen in Kanada steigt Nortmann, dem seine kraftvolle Spielweise den Spitznamen „Mr Energy“ eingebracht hat, im Sommer 2016 dann erstmals in Europa aus dem Flieger. Im süditalienischen Städtchen Francavilla Fontana, irgendwo zwischen Bari und Lecce, läuft der Mann mit der Gladiators-Trikotnummer 24 für den dortigen Viertligisten auf. „Francavilla Fontana hat mir gut gefallen, und das nicht nur wegen dem unglaublich guten Essen, der Pizza, den Nudeln“, sagt Nortmann lachend, „das italienische Leben ist einfach sehr entspannt, dazu kommt das tolle Wetter“.

Letzteres hat er in seiner neuen Heimat an der Mosel bisher noch nicht erleben dürfen. „Das Wetter in den vergangenen Wochen war schon extrem grau, aber im Gegensatz zu Kanada ist dieser Winter ein Scherz“, sagt Nortmann. Dennoch ist Trier für ihn eine besondere Station. Denn mit seinem ersten Engagement bei einem deutschen Club schließt sich für den 30-Jährigen ein Kreis. „Meine Großeltern stammen aus Hamburg, sie sind während des Zweiten Weltkriegs nach Kanada gezogen.“ Aus diesem Grund besitzt er neben dem kanadischen und dem bahamaischen auch einen deutschen Pass. „In Hamburg“, erzählt er, „da leben Cousins von mir, ich habe mir fest vorgenommen, sie bald mal zu besuchen“.

Wenn’s nach ihm geht, würde er gerne länger bei den Gladiators bleiben. An seinen Deutschkenntnissen feilt er daher schon mal. Mit einer Handy-App lernt Nortmann fleißig. „Nur in der vergangenen Woche, als meine Freundin zu Besuch war, da habe ich es vernachlässigt, zu viel Englisch gesprochen, das werde ich nun aufholen.“

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