Trier-Ehrang Sogar ein Weltmeister verzweifelte an ihm

Trier-Ehrang · Auf eine Rückkehr der FSG Ehrang/Pfalzel in die Bezirksliga haben Vereinslegenden wie Emil Holstein lange gewartet.  Die Vorfreude auf den Saisonstart am 6. September gegen Nachbar Mosella Schweich wächst auch bei ihm. Durch den Aufstieg sieht er die große Ehranger Fußballtradition fortgesetzt. An einigen Kapiteln schrieb Holstein kräftig mit.

 Emil Holstein

Emil Holstein

Foto: Andreas Arens

Mit zehn Jahren startete er beim SV Ehrang, musste sich da gegen drei und vier Jahre ältere Mitspieler behaupten. „Damals war noch die C-Jugend die erste Nachwuchsmannschaft. Wenn man noch keine 14 oder 15 war, hatte man es schon schwer am Anfang“, kann sich Emil Holstein noch gut an seine Anfangszeit als Kicker im schwarz-weißen Dress erinnern. Doch er biss sich durch und machte sich als knallharter Verteidiger einen Namen.

„Emil war ein Typ wie später Gennaro Gattuso“, ziehen seine langjährigen Weggefährten  Hermann-Josef Franz und Hans-Peter Grundhöfer einen prominenten Vergleich. In den 60er und 70er Jahren feierte das Trio immer wieder Erfolge mit dem SV Ehrang, der damals als eine der besten Mannschaften in der Region phasenweise sogar in der drittklassigen ersten Amateurliga spielte und so auf den Spuren jener legendären Ehranger Elf wandelte, die am 23. April 1961 auf neutralem Platz in Neuwied dank eines 3:2 im Wiederholungsspiel gegen den VfB Wissen Rheinlandmeister wurde. Einmal den Verein zu wechseln, kam für Holstein nie in Frage: „Die Kameradschaft und die personelle Kontinuität auf Vorstandsebene haben für eine sehr angenehme Atmosphäre gesorgt.“

Erst mit knapp über 50 beendete der inzwischen in Euren lebende, im Herzen aber weiter Ehranger bleibende Holstein seine Fußballerlaufbahn. Zuvor war es bei einem Promispiel auf der Heide auch zur Begegnung mit dem 74er Weltmeister Wolfgang Overath gekommen. Holsteins unnachgiebige Verteidigungskünste nervten den Kölner Filigrantechniker offenbar so sehr, dass dieser die Order ausgab, man möge ihm doch in der zweiten Hälfte einen anderen Bewacher zur Seite stellen. Gastfreundlich, wie die Ehranger waren, erfüllten sie Overath diesen „Wunsch“.

Unfair wurde Holstein, der am Samstag 74 wird, aber nur höchst selten. An eine einzige Rote Karte kann er sich in seinen rund 1000 Spielen für den SV Ehrang erinnern. „Nichts Schlimmes, mein Einsatz im Kampf um den Ball war aber nach Ansicht des Schiedsrichters und der Zuschauer, die ihn noch etwas beeinflussten, wohl etwas zu ausgeprägt.“

 Später engagierte sich Holstein noch als Spielertrainer und Betreuer der zweiten Mannschaft, gehörte dem Fußballvorstand an, kümmerte sich als Betreuer auch um die erste Garnitur und war einer der Gründungsväter der Fußballspielgemeinschaft mit dem TSC Pfalzel, die seit 1998 besteht. Auch ohne offizielles Amt ist Holstein seinem SV Ehrang bis heute treu geblieben. Vorstand Alois Reichert ist froh um Helfer wie ihn, die sich etwa bei Jugendturnieren am Essensstand engagieren und für die Besucher grillen.

Beim Blick auf den Kunstrasen kommen Holstein und seine Kumpels Franz und Grundhöfer schon mal ins Schwärmen: Hier und auf den früheren Plätzen auf der Antz­wiese und am Quinter Viadukt war das Geläuf einst nicht so topfeben und dauergrün, wie es die Anlage auf der Heide inzwischen seit gut einem Jahrzehnt ist.  Nach Hartplatzgrätschen aufgerissene Oberschenkel gehörten früher genauso zum Fußballalltag, wie nach den Spielen notdürftiges Frischmachen an bereitgestellten Waschkübeln, als es noch keine Duschen auf den Sportanlagen gab.

Und auch der Fußball an sich hat es ihnen angetan, wie Holstein unterstreicht: „Bereits in den vergangenen A-Liga-Jahren hat die Mannschaft technisch und taktisch immer wieder prima Spiele hingelegt. Das war oft toll mitanzusehen.“

Mit der aktuellen Vereinsphilosophie, überwiegend auf eigene Spieler zu setzen, kann sich Holstein voll identifizieren. Als 1997 zahlreiche Jugendspieler nach Unstimmigkeiten den Verein verlassen hatten, lag die Nachwuchsförderung in Ehrang am Boden. Nicht zuletzt  dank des Engagements von Alois Reichert, Frank Amberg und Lothar Schmidt konnte der Verein in den beiden vergangenen Jahrzehnten indes wieder viel Boden gut machen.

Am Sonntag, 6. September, wenn die FSG Ehrang nach über zwei Jahrzehnten wieder ein Bezirksligaspiel austrägt und gleich zum Auftakt den Lokalrivalen Mosella Schweich empfängt, will auch Holstein dabei sein. Sicher kommen dann Erinnerungen auf an seine großen Einsätze, in denen er als Abwehr-Ass oft zu glänzen wusste.

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