Aus Trier in den Topf von Belgrad

Innsbruck · Das 28:20 am Mittwoch in Österreich hat den deutschen Handballern das vorzeitige EM-Ticket beschert. Dennoch wollen sie am Sonntag in Trier gegen Lettland auf Sieg und für ihren scheidenden Bundestrainer spielen.

Innsbruck. Die Spieler tanzten zwar auf dem Feld, als seien sie gerade Europameister geworden, aber dass sie ihr EM-Ticket nach Serbien mit dem Abpfiff in Innsbruck schon gebucht hatten, das wusste keiner. Nach langen Rechenspielen und dem parallelen 29:25-Sieg von Island in Lettland stand fest: Die deutschen Handballer sind schon vor dem letzten Qualifikationsspiel am Sonntag (15.15 Uhr) in Trier gegen Lettland mit dabei, wenn am Mittwoch die EM-Vorrundengruppen in Belgrad ausgelost werden. "Mit solchen Rechenspielen hatten wir uns überhaupt nicht befasst", sagte ein verduzter Bundestrainer Heiner Brand, als ihm von Journalisten zur erfolgreichen Qualifikation gratuliert wurde (siehe Interview).
Lettland noch ohne Punkt


In Trier geht es aber immerhin noch um den Gruppensieg und damit um eine höchstwahrscheinlich bessere Ausgangslage in der EM-Vorrunde, weil Deutschland dann im Topf mit den stärksten Teams gesetzt wäre. Mit etwas anderem als einem Sieg gegen das noch punktlose Team aus dem Baltikum im letzten Länderspiel von Heiner Brand rechnet aber sowieso niemand.
Aber die zwei Punkte gegen Österreich in Innsbruck am Mittwochabend waren härter erkämpft, als es das Endergebnis von 28:20 vermuten lässt. "Das hätte auch ins Auge gehen können", sagte der gebürtige Dauner Pascal Hens: "Gut, dass Torwart Silvio Heinevetter so gut gehalten hat." 21 Paraden standen am Ende für den Schlussmann der Berliner Füchse zu Buche, vor allem in der entscheidenden Phase ab Mitte der zweiten Hälfte war er ein bärenstarker Rückhalt.

Heinevetter als Matchwinner


Als Österreich beim 17:19 fast den Sieben-Tore-Pausenrückstand (8:15) egalisiert hatte, wehrte Heinevetter einige entscheidende Würfe ab. Nach dem Spiel war der Magdeburger noch völlig perplex: "Ich denke, ich bin zufrieden und habe ganz gut gehalten." Seine Mitspieler sahen das etwas anders: "Heine war sensationell, er hat einen Riesenanteil am Sieg, genau wie unser Teamgeist und unsere Fähigkeit, wieder ins Spiel zurückzukommen", sagte Linksaußen Dominik Klein vom THW Kiel.
Dass es wahrlich kein Zuckerschlecken war, bemerkt auch Pascal Hens: "Der Druck war riesig. Bei einer Niederlage wären wir weg vom Fenster gewesen. Aber ich hatte ein gutes Gefühl, dass es klappen würde. Wir waren sehr gut vorbereitet. Aber das war schon ein echtes Endspiel für uns." Dass die Mannschaft allerdings einzig und allein für ihren scheidenden Trainer gewonnen habe, sieht Heinevetter anders: "Es geht und ging Heiner nie um sich. In diesem Spiel ging es um uns, um die Mannschaft, um Deutschland."
Und mit der bereits perfekten EM-Qualifikation soll für einige Spieler neben dem Erfolg auch noch ein bisschen Kultur an der Mosel hinzukommen: "Ich muss gestehen, ich war noch nie in Trier. Da sollte man was von gesehen haben", meinte der aus der Nähe von Aschaffenburg kommende Weltmeister Dominik Klein.
Uli Strombach, Präsident des Deutschen Handballbunds, war indes schon mehrfach in Trier - unter anderem zweimal kurz nach der Arena-Eröffnung 2003. Zunächst beim Sieg der deutschen Frauen in der WM-Qualifikation gegen Bulgarien, dann, um den Miezen die Meisterschale zu überreichen. Sein Blick auf Trier: "Genau für solche Spiele wie das am Sonntag ist die Arena gebaut worden. Und der DHB hatte sich schon in der Planungsphase für die Halle ausgesprochen."

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