Fußball Das „Jahrhunderttor“ von Kell

Kell · Kreisliga B Mosel/Hochwald: Insgesamt neun Treffer, darunter einer mit außergewöhnlicher Note, und einen Vierfach-Torschützen: Das Duell zwischen der SG Niederkell Mandern und dem SV Leiwen-Köwerich hatte einiges zu bieten. Eine besonders faire Aktion fand ebenfalls viel Anerkennung.

Gerade einmal sechs Minuten waren in der B-Liga-Mosel/Hochwald-Partie zwischen der SG Niederkell und dem SV Leiwen-Köwerich (Endstand: 7:2) absolviert, da geriet Stadionsprecher Ralf Lehnen an seinem Mikrofon ins Schwärmen. Von einem „Jahrhunderttor“  sprach er – und war wie die Zuschauer begeistert von der Art und Weise, wie Carsten Metzdorf den Führungstreffer für die Vereinigten aus Kell, Mandern und Waldweiler erzielt hatte. Der 19-Jährige schilderte die Entstehungsgeschichte seines Bilderbuchtores fast in den Winkel so: „Es war ein schöner Pass von außen über Johannes Huwer. Der Ball war lange in der Luft – und dann habe ich halt zum Seitfallzieher angesetzt, und drin war er.“

Auch sein Trainer Jens Hoffmann zeigte sich begeistert von dem Tor, das seinem Schützling aus rund zwölf Metern gelungen war. „Carsten ist erst aus der Jugend hochgekommen. Es war eines seiner wenigen Spiele, das er bislang von Anfang an gemacht hat. Dass er so trifft, zeugt von seinem großen Selbstvertrauen. Es macht Spaß, mit solchen Jungs wie ihm zusammenzuarbeiten.“

Und noch eine andere Aktion Metzdorfs lobte der Niederkeller Coach ausdrücklich. Kurz vor der Halbzeit war Sebastian Loewen, der bei Leiwen-Köwerich gemeinsam mit Timo Toppmöller als Spielertrainer verantwortlich ist, ein angebliches Foul an Metzdorf im eigenen Strafraum unterlaufen. Schiedsrichter Markus Hendle jedenfalls zeigte auf den Punkt. Doch der Niederkeller erklärte dem Unparteiischen daraufhin, dass Loewen ihn keineswegs gefoult habe, worauf der Referee seine Entscheidung revidierte. „Ich habe ganz klar den Ball gespielt. Ob es jetzt 4:0 steht oder noch knapper aussieht: Es war vorbildlich von Carsten“, sagte Loewen. So wolle er seine Spieler erziehen, sagte Jens Hoffmann: „Wir möchten nicht nur guten, sondern auch fairen Fußball bieten.“

Was die Niederkeller zumindest in den ersten 45 Minuten gegen allerdings auch sehr zweikampfschwache Gäste zeigten, war noch mehr als einfach nur gut. Der Ball lief phasenweise klasse in den eigenen Reihen. Die Moselaner wurden durch frühes Anlaufen immer wieder zu Fehlern gezwungen. Und als Routinier André Alten schon nach knapp einer halben Stunde mit Oberschenkelproblemen vom Platz musste, fehlte vorne einer, der mal mit Ballsicherheit und Cleverness für Entlastung sorgt.

Sorgte Doppeltorschütze Metzdorf für die Glanzpunkte im Niederkeller Spiel, war Kapitän Jakob Reichert (mal) wieder der überragende Akteur bei der SG. Mit seinen vier Treffern, die ihm am Samstagabend gelangen (17., 40., 44., 82.) schraubte er seine Saisonausbeute bereits auf 13 Treffer. Hinzukommen noch zehn Torvorlagen – der 24-Jährige ist in der B-Klasse ein absoluter Ausnahmespieler und geht auch als „Mensch gerne voran, indem er Führungsaufgaben übernimmt“, berichtet sein Coach, dessen Team durch den eingewechselten Dennis Winthang in der 90. Minute den bis zur Halbzeit herausgespielten Fünf-Tore-Vorsprung wieder hergestellt hatte. Zwischenzeitlich betrieben die Gäste durch Toppmöllers fulminanten Dropkick-Schuss ins Eck (49.) und den raffinierten Freistoß von Patrick Bender (80.) Ergebniskosmetik.

Immerhin gelang es dem SVLK in der zweiten Hälfte, mehr dazwischenzugehen und eine bis zur Pause im Raum stehende zweistellige Niederlage zu verhindern. Insgesamt habe man sich das „aber ganz anders vorgestellt“, gab Timo Toppmöller zu. Auch er lobte den sehenswerten Niederkeller Treffer zum 1:0, wusste aber, dass „wir in dieser und in vielen weiteren Situationen einfach enger an den Gegenspielern stehen müssen“. Nach zuletzt drei Pflichtspielsiegen in Folge habe er bei einigen in seinem Team eine „gewisse Schlafmützigkeit“ festgestellt.

Für die Leiwen-Köwericher geht es im weiteren Saisonverlauf da­rum, nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben. Niederkell dagegen hat mit dem Auftritt unterstrichen, dass es ein ganz heißer Titelfavorit ist.

SG Niederkell Mandern – SV Leiwen-Köwerich 7:2 (5:0)

Niederkell: Dennis Kettern – Tim Justinger, Jonas Hans, Marius Jost, Mario Kettern, Carsten Metzdorf, Jakob Reichert (82. Dennis Winthang), Julian Philippi (63. Noah Sutter), Philipp Schneider, Niklas Becker (74. Fabian Marx), Johannes Huwer.

Leiwen-Köwerich: Paul Jostock – Andreas Jakobi, Marc Reichert, Sebastian Loewen, Timo Toppmöller, Patrick Bender, Tom Jostock, Ruben Koech, Lukas Jakobi (85. Carsten Jostock), André Alten (29. Linus Wagner), Michael Schwan.

Schiedsrichter: Markus Hendle (Taben-Rodt) - Zuschauer: 140

 Da hat er mal wieder zugeschlagen: Niederkells Kapitän Jakob Reichert (Zweiter von rechts) erhält Glückwünsche zu einem seiner vier Treffer, die er beim klaren 7:2-Sieg gegen den SV Leiwen-Köwerich erzielte.

Da hat er mal wieder zugeschlagen: Niederkells Kapitän Jakob Reichert (Zweiter von rechts) erhält Glückwünsche zu einem seiner vier Treffer, die er beim klaren 7:2-Sieg gegen den SV Leiwen-Köwerich erzielte.

Foto: Sebastian J. Schwarz/sjs / Sebastian J. Schwarz

Tore: 1:0 Carsten Metzdorf (6.), 2:0, 4:0, 5:0, 6:2 Jakob Reichert (17., 40., 44., 82.), 3:0 Carsten Metzdorf (35.), 5:1 Timo Toppmöller (49.), 5:2 Patrick Bender (81.), 7:2 Dennis Winthang (90.)

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