Motord 100 Jahre Mazda: Die Weltmeister im Querdenken

TRIER · Der kleine, aber feine japanische Hersteller steht für weit mehr als nur den Wankelmotor und die Renaissance des Roadsters.

 Unterwegs im Cosmo, dem Sportwagen mit Rotationskolben-Motor von 1967.   

Unterwegs im Cosmo, dem Sportwagen mit Rotationskolben-Motor von 1967.   

Foto: Jürgen C. Braun

Klein, aber fein und immer ein bisschen mutiger und überraschender als die anderen. Immer ein bisschen querdenken, experimentieren, revolutionieren. Und das seit 100 Jahren. Die Geschichte des japanischen Automobilherstellers Mazda begann genauso ungewöhnlich, wie es die Produkte, die in vielen Jahrzehnten aus dem Werk in Hiroshima liefen, waren und immer noch sind.

Im Jahr 1920 begann der japanische Industrielle Jujiro Matsuda damit, aus einheimischen Pflanzen einen Korkersatz als Dichtungsmaterial herzustellen. Sein Unternehmen namens Toyo Cork Kogyo stellte zehn Jahre später das erste motorisierte Lastendreirad vor. Ein Jahr darauf begann die Serienproduktion des „Mazda-GO“. Die Serienproduktion des 1940 vorgestellten ersten Pkw-Prototypen scheiterte an Japans Eintritt in den Zweiten Weltkrieg.

Doch die Geschichte war nicht mehr aufzuhalten. Im Jahr 1960 folgte mit dem R360 Coupé der erste Mazda-Pkw. Und sieben Jahre darauf stellten die Japaner im Sportwagen Cosmo Sport 110 S jene Technik vor, die bis heute untrennbar mit dem Namen des Unternehmens verbunden ist. Ein Fahrzeug, angetrieben von einem Motor, dessen Kolben sich nicht im Hub-Takt auf und nieder bewegten, sondern rotierten – ein Zweischeiben-Wankelmotor. Der steht auch heute noch in erster Linie für den Namen Mazda.

Die Sportwagen RX-7 und RX-8 trugen die Vorteile des nach dem Viertaktprinzip arbeitenden Kreiskolbenmotors in die Welt. Das Aggregat hat nur wenige bewegliche Teile, hat durch seine kompakte Bauweise einen geringen Platzbedarf und brilliert mit einem sehr ruhigen, vibrationsarmen Lauf. Aber das Prinzip der rotierenden Kolben hatte auch seine Nachteile: Aufgrund des ungünstig ausgelegten Brennraums ist der thermische Wirkungsgrad nicht so hoch wie beim Hubkolbenmotor. Das heißt, dass der Kraftstoffverbrauch exorbitant ansteigt und damit auch das Abgasverhalten nicht das beste ist..

1961 hatte Mazda die Lizenz des von dem Deutschen Felix Wankel entwickelten Kreiskolbenmotors erworben und hielt lange daran fest. Im extrovertierten RX-8 mit Portaltüren und ohne B-Säule wurde der Wankelmotor bis vor acht Jahren eingesetzt.

Aber Mazda, das durch seinen Sieg im Langstrecken-Klassiker von Le Mans 1991 im Wankelmotor-Sportwagen 787B Geschichte schrieb, steht für weit mehr als nur den Motor mit den rotierenden Kolben. Mazda war und ist Ideenschmiede, scheute sich auch nicht mit Dingen wie Portaltüren oder Allradlenkung im MX-6 herum zu experimentieren. Nicht alles aber war von Erfolg gekrönt. Versuche, mit dem Xedos 9 in die Oberklassen-Welt einzudringen, scheiterten.

Aber Mazda steht auch für die Renaissance eines der traumhaftesten Fahrzeug-Konzepte, nämlich des britischen Roadsters. Der Sportwagen MX-5, der seine Existenz angeblich einer Hotelbar-Freundschaft zwischen einem Mazda-Ingenieur und einem US-Journalisten verdankt, ist mittlerweile zur Stilikone und zum Sinnbild des bezahlbaren offenen Sportwagens mit hohem Spaßfaktor geworden.

Der unkonventionelle Autobauer aus dem von der Geschichte so furchtbar gebrandmarkten Hiroshima will sich seine Identität auch für die Zukunft bewahren. Noch in diesem Monat wird mit dem MX-30 der erste Stromer vorgestellt. Doch die Mazda-Ingenieure glauben weiterhin fest an die Zukunft des Verbrennungsmotors. Momentan arbeiten in Mazda-Modellen sogenannte Skyactive-X-Motoren. Das sind hoch verdichtete Benziner mit Kompressionszündung. Und zu Hause in Japan arbeitet das Unternehmen mit der Hiroshima University an der Entwicklung eines Kraftstoffes aus Mikroalgen. Ein erneuerbarer Flüssigkraftstoff für eine nachhaltige CO2-Reduzierung.

 Der erste Serien-Pkw von Mazda war der R360 Coupé.  

Der erste Serien-Pkw von Mazda war der R360 Coupé.  

Foto: Jürgen C. Braun
 Mit Lasten-Dreirädern begann 1930 die Produktion mobiler Fahrzeuge des Hauses Mazda.   

Mit Lasten-Dreirädern begann 1930 die Produktion mobiler Fahrzeuge des Hauses Mazda.   

Foto: Jürgen C. Braun

Auf die nächsten 100 Jahre Mazda darf man schon mal gespannt sein.

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