Osann-Monzel Jüdische Geschichte in Stein geschrieben und aufgearbeitet

Osann-Monzel · Der jüdische Friedhof in Osann-Monzel ist mit einer Fläche von über 2000 Quadratmetern nach Wittlich der zweitgrößte. Die jüdische Geschichte des Ortes ist im Rahmen der 1000 Jahrfeier des Ortes vor zwölf Jahren aufgearbeitet worden.

 Der jüdische Friedhof in Osann-Monzel ist der zweitgrößte im Landkreis Bernkastel-Wittlich.

Der jüdische Friedhof in Osann-Monzel ist der zweitgrößte im Landkreis Bernkastel-Wittlich.

Foto: Christina Bents

Die jüdische Geschichte Osann-Monzels ist keine einfache, denn in den Zeiten des Nationalsozialismus ging man, wie in anderen Orten, rigoros gegen Juden vor. SA Männer bewachten die Zugänge zu jüdischen Geschäften und notierten die Namen der Personen, die dort eingekauft haben. Es gab aber auch viele Osanner, die weiterhin versuchten, die Juden zu unterstützen, indem sie nachts bei ihnen einkauften oder in der Pogromnacht versuchten, sie zu schützen. Ein dunkles Ereignis ist der Mord an dem damals 81-jährigen Leder- und Schuhhändler Hermann Bermann, der gewaltsam zu Tode kam. Die Täter wurden verurteilt und kamen nach dem Krieg ins Gefängnis. In der Chronik des Ortes, die zur 1000 Jahrfeier erschienen ist, hat Fritz Kirch, ehemaliger Vorsitzender des Landgerichts Trier, über die jüdische Geschichte geschrieben. Darin steht, dass 1548 die ersten Menschen jüdischen Glaubens nach Osann kamen. Sie übten eine rege Handelstätigkeit aus. Heute erinnern ein Stein gegenüber der Grundschule im Ortsteil Osann, der 2010 von Andreas Filz erstellt worden ist, und der jüdische Friedhof an die Juden von Osann-Monzel und ihr trauriges Schicksal. Mitte des 19. Jahrhunderts lebten 104 Juden in Osann, das waren 15 Prozent der Bevölkerung, das waren genauso viele wie die Wittlicher Gemeinde hatte, wie René Richtscheid, Leiter des Emil-Frank-Instituts erklärt. Dr. Marianne Bühler schreibt in ihrem Buch „Steine über dem Fluss“, dass Bemühungen, mit Wittlich eine Synagogengemeinde zu gründen, gescheitert sind. Osann-Monzel hatte eine eigene Synagoge, die heute in Privatbesitz ist. Als sie im Jahr 1899 eingeweiht wurde, hat man das mit einem Konzert und einem Ball gefeiert. 16 jüdische Familien lebten damals in Osann.

Bis zur Zeit des Nationalsozialismus gab es keine nennenswerten Spannungen zwischen den Osanner Juden und der christlichen Bevölkerung. Eintragungen in der Schulchronik, Fotos und Aussagen älterer Dorfbewohner belegen das.

Der jüdische Friedhof liegt am Hang an einem Feldweg Richtung Sportplatz und Schützenhaus. Umgeben von Bäumen und eingezäunt, liegt die 2169 Quadratmeter große Ruhestätte. Im Jahr 1792 kauften die Juden eine Wiese, um den vorhandenen Friedhof erweitern zu können. Auf dem Friedhof sind über 100 Grabsteine, der jüngste ist aus dem Jahr 1934. Auf mehreren sind  „segnende“ Hände zu sehen. Sie sind das Symbol von Priesterfamilien. Eine abgebrochene Säule für einen Menschen der jung verstorben ist, gibt es auf dem Osanner Friedhof ebenfalls. Die älteren Grabsteine sind einfach gehalten. Sie stehen im hinteren Bereich und haben einen halbrunden Abschluss. Im vorderen Bereich sind einige aufwendigere Grabmale, beispielsweise mit floralen Motiven. Besonders ist der Stein des Ehepaares Emanuel und Jettchen Baum. Das Symbol in der Mitte erinnert an einen stilisierten Nadelbaum. Viele Grabsteine sind verwittert oder mit Moos überwachsen. Bei einigen erkennt man, dass sie zerstört oder beschädigt worden sind. Es fehlen Tafeln oder sie sind zersplittert. Zudem kann man bei einzelnen noch genau sehen, wo sie gebrochen waren und wieder zusammengesetzt wurden. Aufgearbeitet haben die Osanner die jüdische Geschichte ihres Ortes in der Dorf-Chronik, bei Vortragsabenden und einem Rundgang durchs Dorf. Zudem gibt es immer noch Kontakte zu Nachfahren jüdischer Personen aus Osann-Monzel, beispielsweise zur Familie Kahn, die in der Trierer Straße gelebt hat. Siegfried Kahn arbeitete als Textilverkäufer bei Ermann-Bach in Wittlich. Er und seine Schwester flohen nach Los Angeles, wo sie ein Textilgeschäft eröffneten und von dort Pakete nach Osann schickten. In den 1970er Jahren kamen Sigfried Kahn und sein Sohn Bob in den Weinort. Durch die 1000-Jahrfeier kam auch Reuven Arbel-Ermann aus einer Stadt am Mittelmeer nach Osann-Monzel. Er fand hier das Grab seines Ur-Ur-Opas Salomon Ermann, der 1877 gestorben ist.

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