Starkmachen

Kinder und Jugendliche haben Angst in die Schule zu gehen, weil sie angefeindet, in der Klasse drangsaliert oder systematisch ausgegrenzt werden. Mädchen werden ermahnt, sich zu bestimmten Zeiten nicht an bestimmten Orten aufzuhalten und gewisse Wege oder Gegenden zu meiden - aus Furcht vor Übergriffen und Überfällen.

Angst vor unterschiedlichen Formen von Gewalt: Manche offensichtlich, andere subtil und von Nicht-Betroffenen kaum wahrnehmbar. Die Alltäglichkeit von Gewalt in unserer Gesellschaft verstellt oft den Blick für das Wichtigste: für die inneren und äußeren Verletzungen der Opfer, die diese häufig für ihr ganzes Leben beschädigen.

Derzeit finden die Trierer Wochen zur Gewaltprävention statt. Verschiedene Organisationen stellen sich der Problematik der Gewalt unter Kindern und Jugendlichen. Sie suchen nach Wegen zur Vermeidung und Vorbeugung, aber auch zu frühzeitigem Erkennen und Eingreifen.

Mehrere Veranstaltungen dienen dazu, Kinder und Jugendliche zu stärken, ihr Selbstwertgefühl und ihre positive Selbstwahrnehmung auszubauen. Starke Kinder und Jugendliche in diesem Sinn brauchen keine Gewalt, weil sie nicht darauf angewiesen sind, andere zu unterdrücken, um sich selbst gut zu fühlen. Aus starken Kindern und Jugendlichen werden starke Erwachsene, aufrechte Menschen, die ihren Wert und ihre Würde kennen und deshalb auch Wert und Würde aller anderen respektieren können. Ich würde sehr gerne in einer Gesellschaft leben, in der das verwirklicht wäre. Mir würde nichts fehlen ohne die kleinen und größeren Machtspiele, ohne das verdeckte Getuschel von Leuten, die andere herabsetzen, um selbst besser dazustehen.

Dass das Utopie bleiben wird, darf nicht daran hindern, weiter darauf hinzuarbeiten.

Ingrid Müller

Pastoralreferentin in Trier

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