Kommentar zur Stimmungslage rund um die Afa Hermeskeil Das Rezept heißt Offenheit

Hermeskeil · Die Hermeskeiler haben sich an die Afa gewöhnt. Schließlich gibt es sie bereits seit rund sieben Jahren. Ungewöhnlich ist die aktuell große Zahl von 1600 Menschen, die dort untergebracht sind. Bei einer Kleinstadt, die nur knapp 7000 Einwohner zählt, fällt das natürlich auf.

 In den früheren Unterkünften der Hochwaldkaserne in Hermeskeil ist seit 2015/16 eine Erstaufnahmeeinrichtung des Landes für Asylsuchende (Afa) untergebracht.

In den früheren Unterkünften der Hochwaldkaserne in Hermeskeil ist seit 2015/16 eine Erstaufnahmeeinrichtung des Landes für Asylsuchende (Afa) untergebracht.

Foto: dpa/Harald Tittel

Die Menschen bewegen sich in der Stadt, sind sichtbar – und natürlich kommt es auch hin und wieder zu Konflikten.

Wie gehen die Hermeskeiler damit um? Es ist schwierig, eine allgemeine Stimmungslage darzustellen. Zumal sich manche zu dem Thema nicht offen äußern möchten – teils auch aus Sorge, in eine bestimmte Ecke gestellt zu werden. Klar ist, dass wir als Redaktion nicht jeden erreichen, der vielleicht aus nachvollziehbarem Grund Vorbehalte hat.

Dennoch liefern unsere Nachfragen einige Hinweise: Es gibt sie nach wie vor in Hermeskeil, die Spenden, die Hilfsbereitschaft, die ehrenamtliche Unterstützung für die Afa. Und es gibt auch die Situationen, wo Bewohner der Einrichtung außerhalb negativ auffallen. Hier gilt: Nicht verschweigen, offensiv ansprechen, bei Fehlverhalten einschreiten, Konflikte klären. Wo etwas greifbar schief läuft, kann man reagieren.

Schwieriger ist der Umgang mit diesem von mehreren Bürger/innen geäußerten Gefühl von Unbehagen und Unsicherheit, sich vor allem abends in bestimmten Bereichen der Stadt zu bewegen. Auch wenn einige zugeben, dass sie dafür eigentlich keinen konkreten Anlass haben und um Gruppen Einheimischer ebenso einen Bogen machen.

Einem diffusen Gefühl kann man schwieriger etwas entgegensetzen. Hilfreich sind hier aber ebenfalls Ehrlichkeit und Offenheit. Die Polizei ist gefragt, Vorfälle wie den mutmaßlich von einem Afa-Bewohner verübten Messerangriff auf einen Zeitungsboten im Dezember der Öffentlichkeit klar einzuordnen und zu erklären, wie sie die Gefahrenlage einschätzt. Das geschieht auch – bislang leider (noch) ohne greifbare Zahlen. Wenn denn die Kriminalstatistik im März vorliegt, sollte das nachgeholt werden. Nur so füllt man Lücken, in die sonst andere mit Mutmaßungen, Vorurteilen, Übertreibungen und Panikmache hineinstoßen.

Gegen dieses Unbehagen kann auch die Einrichtung etwas tun. Indem sie sich wieder mehr nach außen öffnet – was verständlicherweise in der Corona-Hochphase schwierig war – und jetzt die Kontakte in die Bevölkerung intensiviert. Und vielleicht auch mal häufiger ein Update gibt, wie es dort gerade läuft.

c.weber@volksfreund.de

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