Artensterben und Klimawandel Da verblasst jeder Horrorfilm

Zum Kommentar „Der Zustand der Erde spiegelt unsere Maßlosigkeit wider“ (TV vom 7. Mai) schreibt Jörg Stein:

Sehr widerwillig gebe ich Werner Kolhoff recht in seiner Bilanz zum Zustand der Erde. Kein Gott, kein Mensch, kein Leserbrief wird an diesem Zustand etwas ändern, allen Beteuerungen und Analysen zum Trotz. Ja, es ist simple Psychologie, fatalerweise auch Lebenslust, die uns vom radikalen Handeln abhält. Brot und Spiele. Dabei finde ich die  meisten Menschen klasse, auch gute Freunde, die ihren Vorgarten schottern, zum Schuhkauf nach Mailand jetten für ein Wochenende, gebildete Frauen und erfolgreiche Männer mit schicken Autos. Deren Kinder schwänzen die Schule nicht für eine bessere Welt, sie sollen Karriere machen. Braucht es dafür Artenreichtum? In den Schulen drücken sich die Lehrer um die Umweltproblematik. Da setzt man sich schnell in die Nesseln. Hat sich der Redakteur in die Nesseln gesetzt? Nein, hat er nicht. Kolhoff hat wahrheitsgemäß geschrieben.

Im Herbst fliege ich vom Hahn mit dem Freund nach Rom, Ruinen des Niedergangs zeichnen. Fliegen ist irre günstig. Bitte nicht weitererzählen! Die Hiobsbotschaften zum Artensterben sind längst ordentlich im Altpapier entsorgt. Und tendenziell die Menschheit? Gemach, Gemach. Für die Alten, also auch mich, reicht es noch. Vorher noch strikt Landschaftsverbrauch, täglich 100 Hektar in Deutschland betonieren, versiegeln. Das Haselhuhn? Die Mopsfledermaus? Die räumen wir auch noch ab, machen den Weg frei für eine spannende Zukunft, da verblasst jeder Horrorfilm in den inflationären neuen unterhaltsamen Medien.

Jörg Stein, Lötzbeuren

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