NATUR

Zum Artikel "Ich schenke jeden Tag Leben" (TV vom 7. November):

Ich bin erschüttert: Da strahlt uns im Trierischen Volksfreund eine Besamungstechnikerin vom Foto an. Stolz ist sie auf ihren Beruf, sie "schenke jeden Tag ein Leben". Sicherlich kann die arme, soeben zwangsweise besamte Kuh diesen ach so romantischen Gedanken wohl eher nicht teilen. Abgesehen davon, dass sie auf engem Raum (für ein 600 bis 700 Kilogramm schweres Tier meist nur ca. 4,5 Quadratmeter) und Betonboden stehen und liegen muss, der mit ihrem eigenen Kot und Urin beschmiert ist (siehe auch das Foto zum Artikel). Kühe haben grundsätzlich einen hohen Raumbedarf, bewegen sich auf freier Weide etwa zehn Stunden, wobei sie mehrere Kilometer zurücklegend die Wiese abgrasen. Die sehr sozial veranlagten Tiere leben gerne viele Jahre in Verbänden mit ihren Artgenossen. Es gibt feste Regeln und eine Rangordnung, wodurch etwa die Distanz bestimmt wird, die ein Tier zum ranghöheren einhalten muss. Das alles geht in einem Massenstall mit weiteren 169 Kühen natürlich nicht. Da stehen ranghöhere neben rangniedrigeren Tieren, geraten dadurch in Stress, können der Situation durch die eingeschränkte Bewegungsfreiheit jedoch nicht ausweichen. Apropos "Leben schenken": Schon kurz nach der Geburt der kleinen Kälbchen werden diese von ihrem Muttertier getrennt. Kommerzieller Gedanke: Die von der Kuh produzierte Milch soll dem Menschen zur Verfügung stehen (diese Milch gehört den Kälbchen!). Kühe und ihre Kälbchen sind oft tagelang nach diesem Trennungsprozess verstört und ängstlich. Aber Hauptsache, der Mensch kann einen Liter Milch für 0,56 Euro erwerben! Krank, oder!? Auch die Ausbeutung der Mutterkuh ist absolut unwürdig. Vom Melkvorgang wird das arme Tier lediglich zwei Monate vor Geburt des nächsten Kälbchens verschont. Das heißt, auch während der Schwangerschaft unterliegt die Kuh ständig dem Stress des Melkens, ihr werden wichtige Kraft- und Energiereserven entzogen, die sie eigentlich für das Austragen ihres Kindes benötigt. Liebe Frau Melissa Theis: Wie können Sie jetzt noch Ihr Berufsethos aufrechterhalten? "Ich schenke jeden Tag Leben" könnten Sie wohl eher behaupten, wenn Sie Ihren Beruf aufgeben. Die Milch- und Milchprodukte-Verzehrer unter den Lesern sind aufgefordert, ihren Konsum zu überdenken. Die Milch den Kälbchen! Alternativen (Soja-, Mandel-, Nuss-Milch und so weiter) stehen heute reichlich zur Verfügung! Dr. Sabine Rech, Neuerkirch

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