Gesundheit Vermasseln Sie es nicht!

Zur Berichterstattung und zu Leserbriefen über die Corona-Pandemie schreiben Erwin Lutz, Dr. Doris Reif, Hedy Ewertz und Brigitte Nehmzow:

Wenn Gott ein Kartograf gewesen wäre, dann hätte er keine Kugel, sondern einen Würfel als Gestalt für die Erde gewählt (Jean J. Tranchot, 1752-1818, französischer Kartograf, unter Napoleon 1804 Vermesser und Kartograf der Rheinlande).

Wenn Gott ein Leserbriefschreiber im TV wäre, hätte er sehr viel mehr Respekt für die Erfolge bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie durch Wissenschaft und Politik gezeigt. Das Fehlen jeglicher Blaupausen, Erfahrungen und Medizin macht die Schwere der Aufgabe deutlich. Die Wissenschaft hat geliefert. Jetzt ist die Medizintechnik für die Herstellung der Impfseren gefordert. Das weite Feld der Logistik für Verteilung, Impfrangfolge und die Doppelimpfung ist für die 40 Millionen Fachfrauen und weitere 30 Millionen Stammtischler ein gefundenes Fressen zur Kritik. 

Sind wir für die sorgfältige Prüfung bei der Zulassung, die europaweite Bestellung der Impfstoffe dankbar; dass es etwas länger dauert, muss kein Nachteil sein. Was mit heißer Nadel gestrickt wird, hat immer Macken. Die stellen sich aber erst heraus, wenn es zu spät ist.

Wenn Gott ein Leserbrief-Leser im TV wäre, würde er mit Sicherheit allen Schreiberlingen zum Thema Corona weniger Gehässigkeit, Besserwisserei und – mehr Anerkennung und Lob an die verantwortlich Handelnden anraten. Für den lieben Gott als Ersatz könnte ich mir aber auch den stellvertretenden Chefredakteur Peter Reinhart vorstellen. Für mich als ehemaliger Kartograph gilt: Nicht das persönlich Sinnvolle, sondern das der Gesamtheit dienliche hat Priorität – also nicht der Würfel.

Erwin Lutz, Kanzem

Zur Berichterstattung über den Impfstoff Astrazeneca:

1. Was läuft falsch, wenn es weder der Politik noch der gesamten Presse (Printmedien, Funk, Fernsehen und Internet) gelingt, selbst den im Durchschnitt besser gebildeten Teil unserer Gesellschaft zu informieren und zu überzeugen, dass der Astrazeneca-Impfstoff ein hervorragender Impfstoff ist!?

2. Was läuft falsch, dass die deutsche Impfkommission so lange gebraucht hat, um Astrazeneca auch für über 65-Jährige zuzulassen, obwohl schon seit geraumer Zeit belastbare Statistiken aus zum Beispiel Schottland vorgelegen haben über die hervorragende Wirksamkeit dieses Impfstoffs gerade in dieser Altersgruppe?!

3. Ehe nun weiter überlegt wird, den „verschmähten“ Impfstoff für die Impfgruppen III und IV freizugeben, sollte man ihn endlich für die gesamte Gruppe II zulassen – was glauben Sie, wie schnell die Termine vergriffen wären und der gelieferte Impfstoff „in den Armen“ wäre!

Dr. med. Doris Reif, Trier

Zum „Zitat des Tages“ von Ex-Schwimmer Michael Groß (TV vom 24. Februar):

Sind Sportler wichtiger als andere Impfberechtigte? Meine Antwort auf das vom Ex-Schwimmstar Michael Groß geäußerte Zitat „Ohne Impfung aller Beteiligten kann Olympia guten Gewissens nicht stattfinden“ und meine Antwort auf seinen Vorschlag, „dass andere Impfberechtigte ihr Vorrecht an Sportler spenden“ könnten“, ist ein klares Nein! Aus mehreren Gründen.

Von einem Vorrecht kann überhaupt keine Rede sein, das Wort an sich trifft nicht den Kern, wenn die älteren Menschen zuerst geimpft werden, denn es handelt sich hier um eine dringende Notwendigkeit, um die älteren Menschen vor Ansteckung und schwerer Krankheit zu schützen. Und in pflegerischen Berufen tätige Menschen, ebenso Berufsgruppen, die bei Ausübung der täglichen Arbeit einem hohen Risiko ausgesetzt sind, sollten auch vorrangig ein Impfangebot erhalten. Im Gegensatz zu Sportlern, die sich freiwillig einem erhöhten Risiko aussetzen, sind die genannten Berufsgruppen für andere Mitmenschen „tätig“, während Sportveranstaltungen überwiegend dem Vergnügen und der eigenen Fitness dienen. Auf Olympia kann verzichtet werden, ebenso sollten derzeit keine Fußballspiele und Gruppensportveranstaltungen erlaubt sein, denn diese Personen tragen auch ein gewisses Risiko mit in ihre Familien.

Auch ich schaue gern Sport im Fernsehen, aber derzeit gibt’s Wichtigeres, und das sollte jedem Erwachsenen bewusst sein. Hat Herr Groß die Impfreihenfolge nicht verstanden? Oder ist er nur der Meinung, dass Sportler wichtiger sind als andere, die ein Impfangebot aus wichtigen Gründen erhalten. Wie dem auch sei, es ist gut, dass der TV solche Zitate veröffentlicht.

Hedy Ewertz, Bitburg

Zum Berichterstattung über Corona-Schnelltests:

Neben den Impfaktivitäten, die ja noch ausgebaut werden (müssen), ist die Bereitstellung von Schnelltests für alle der nächste Weg aus dem Lockdown. Ich bin zuversichtlich, dass die Schnelltests zügig kommen. Der erhöhte Ausstoß an Impfdosen bei den Hersteller-Firmen wird ja nun auch bald Wirkung zeigen. Irgendwie habe ich immer im Hintergrund: Es ist ein Jahr her, und mehrere wirksame Impfstoffe und Testmöglichkeiten sind auf dem Markt. Eigentlich eine hervorragende Leistung.

Die hinter uns liegende Zeit war sehr anstrengend, und die vor uns liegt, wird auch noch einmal fordernd. Uns hilft nur eines aus dem Lockdown: diszipliniertes Testen und Impfen lassen, wenn es möglich ist. Das ist unser Beitrag. Der Beitrag der Politik ist: Vermasseln Sie es nicht!

Brigitte Nehmzow, Trier

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