Kulturwoche, betrachtet von Rainer Nolden Frauenpower und andere Exzesse

Männer, ihr könnt einpacken! Zumindest wenn ihr bei der Polizei arbeitet. Oder auch nur so tut. Als „Tatort“- oder „Polizeiruf-“ oder sonstige Kommissare. Ihr kriegt nämlich keinen Stich beim Publikum, wenn es um die beliebtesten Ermittler geht.

 Maria Furtwängler ist die beliebteste „Tatort“-Kommissarin.

Maria Furtwängler ist die beliebteste „Tatort“-Kommissarin.

Foto: dpa/Swen Pförtner

Beziehungsweise Ermittlerinnen. Denn die populärste Fernseh-Kommissarin Deutschlands ist Maria Furtwängler als Charlotte Lindholm im in Hannover angesiedelten NDR-Tatort. Eine repräsentative Studie im Auftrag einer Fernsehzeitschrift sieht die 53-Jährige mit 35,7 Prozent der Stimmen auf Platz eins. Knapp dahinter liegt Ulrike Folkerts als Ludwigshafener ­„Tatort“-Kommissarin Lena Odenthal mit 35,1 Prozent. Mit hauchdünnem Abstand folgt auf Platz drei eine ZDF-Krimifigur, nämlich Mariele Millowitsch als Kölner Kriminalhauptkommissarin Marie Brand mit 35,0 Prozent. Sieht ganz so aus, als sei die Zukunft weiblich – zumindest im kriminellen Milieu.

Zur Zukunft wusste auch Andy Warhol etwas zu sagen: „In Zukunft wird jeder 15 Minuten weltberühmt sein“, lautete einer seiner inzwischen zum geflügelten Wort gewordenen Sätze. Zumindest für ein paar Münchner Normalbürger ist das nun zur Realität geworden. 1996 entwickelten die Künstler Kurt Benning (1945-2017) und Hermann Kleinknecht (geb. 1943) das Langzeitprojekt „Videoporträts“. Ihr Konzept bestand darin, Protagonisten der Münchner Kunstszene, aber vor allem auch Menschen aus allen sozialen Klassen, unterschiedlichen Berufsgruppen und jeden Alters darüber sprechen zu lassen, was sie bewegt. Entsprechend vielfältig sind die (Selbst-)Darstellungen, die sich nicht nur im Gesprochenen, sondern auch in Stimme, Gestik und Körpersprache manifestieren. Durch die Vielzahl und die Unterschiedlichkeit der Porträtierten geben die „Videoporträts“ einen Querschnitt durch die Münchner Gesellschaft unserer Zeit. Und das schönste: deren Ruhm währt sogar länger als 15 Minuten. Denn die Ausstellung „Gesichter der Stadt“ ist noch bis zum 23. Februar im Münchner Stadtmuseum zu sehen.

 Beliebte Schauspielerin: Mariele Millowitsch.

Beliebte Schauspielerin: Mariele Millowitsch.

Foto: picture alliance / dpa/Henning Kaiser

Ausgehen, sich in die tanzende Menge stürzen, einige Stunden dem Alltag entfliehen und sich seinen Sehnsüchten hingeben: Für viele sind Clubs und Bars Orte der Freiheit, des Eskapismus und der Unterhaltung. Das Spannende ihres Besuchs beruht jedoch auch darauf, dass dort eigene Regeln gelten, die sich oft in Grenzüberschreitungen und exzessivem, manchmal gar gewalttätigem Verhalten äußern. Gleichzeitig sind sie genauso Zufluchtsorte und geschützte Räume, innerhalb derer (geheime) Identitäten verhandelt oder ausgelebt werden, wo sich Subkulturen und Gemeinschaften abseits des Mainstreams und normierter gesellschaftlicher Wertvorstellungen frei entfalten können. Unter der syntaktisch etwas eigenwilligen Überschrift „Because the Night“ zeigt das Fotomuseum Winterthur zahlreiche internationale Künstler, die in ihrer Heimat und anderswo dem Nachtleben auf der Spur sind. Die vielen Facetten des Nachtlebens, die visuellen Sprachen verschiedener Musikszenen und die Ausdrucksweisen einzelner Subkulturen spielen dabei eine zentrale Rolle, ebenso wie die dunkle Tonalität und die spezifische Beleuchtung, die die geheimnisumwobene Atmosphäre der Nacht widerspiegeln. Und bei allem Privaten teilweise auch das Politische miteinbeziehen: So traf etwa der deutsche Fotograf Tobias Zielony (Jahrgang 1973)  bei einem Aufenthalt in der Ukraine zwischen Oktober 2016 und Juli 2017 auf die Underground-, Queer- und Techno-Szene in Kiew. Diese hatte sich im Nachhall der Euromaidan-Revolution 2013/2014 herausgebildet. Der Titel von Zielonys Arbeit – „Maskirovka“ – beschreibt eine Tradition der russischen Kriegstaktik: Die Täuschung. Er hebt auf die „grünen Männer“ ab, russische Spezialeinheiten, die die Krim besetzten und die pro-russischen Streitkräfte in der Ostukraine unterstützten und ihr Gesicht hinter grünen Sturmhauben verbargen. Masken waren zudem ein wichtiger Schutz für die Maidan-Protestierenden sowohl vor dem eingesetzten Tränengas als auch zum Verbergen ihrer Identität vor den Behörden. Nicht zuletzt erlaubt die Maske den Menschen, sich abzuschirmen. Die Ausstellung im Fotomuseum Winterthur ist bis zum 16. Februar zu sehen. no/dpa

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